JERRY COTTON

JERRY COTTON“ von Cyrill Boss & Philipp Stennert (B+R; D 2009; 95 Minuten, Start D: 11.03.2010); ach herjeh, aber der Reihe nach – von den beiden deutschen Filmemachern, die ihren Abschluss 2003 und 2004 an der Filmakademie Baden-Württemberg im Bereich “Regie” gemacht haben, stammt auch die “bescheidene” Edgar-Wallace-Fortsetzungs-Parodie „Neues vom Wixxer“ (2007). Hier nun nahmen sie sich der erfolgreichsten deutschsprachigen Heftroman-Serie überhaupt vor: Die Gesamtauflage der seit 1954 erscheinenden „Groschenhefte“ beträgt rd. 850 Millionen Exemplare; Erfinder ist DELFRIED KAUFMANN, seinerzeit Vertreter beim Waschmittelkonzern „Henkel“, der das Genre der trivialen Krimi-Literatur persiflieren wollte und den New Yorker FBI-Agenten JEREMIAS BAUIMWOLLE alias JERRY COTTON erfand. Im September 1954 erschien als 68. Band innerhalb der „Bastei Kriminalromane“ der 1. Cotton: „Ich suchte den Gangster-Chef“. Die Leser mochten diesen Typen mit seinen 50 Pfennig billigen Abenteuern. Seit März 1956 wurden „die Berichte“ des Agenten als dann eigenständige Heftserie ausgekoppelt, der Rest ist inzwischen Legende. Mehr als 100 Autoren, von denen der am 15. Mai 1996 im Alter von 64 Jahren in Berlin verstorbene Heinz Werner Höber einer der bekanntesten war (weil er 1970 den Bastei-Verlag verklagte), verfassten bislang über 2700 Heft-Geschichten und 400 Taschenbücher. In den 60er Jahren, zwischen 1965 + 1969, wurden in der BRD auf der Basis der Cotton-„Heftchen“, 8 B-Filme um diesen Helden gedreht, anfangs noch in schwarz-weiß: „Schüsse aus dem Geigenkasten“; „Mordnacht in Manhattan“; „Um null Uhr schnappt die Falle zu“; „Die Rechnung – eiskalt serviert“; „Der Mörderclub von Brooklyn“; „Dynamit in grüner Seide“; „Der Tod im roten Jaguar“ + „Todesschüsse am Broadway“.

Den Jerry Cotton spielte der dem deutschen TV-Publikum vor allem durch seine Hauptrolle als Versicherungsdetektiv „Shannon“ in der ARD-Vorabendkrimiserie „Shannon klärt auf“ bekannte amerikanische Schauspieler GEORGE NADER (1921-2002). Seinen Kollegen „Phil Decker“ mimte der deutsche Schauspieler HEIZ WEISS; ihren Boss, „Mr. John High“, interpretierte RICHARD MÜNCH. Während der deutsche Komponist PETER THOMAS für den dann populären „Jerry-Cotton-Marsch“ zuständig war.

In der Neufassung dürfen sich jetzt CHRISTIAN TRAMITZ, der Michael-„Bully“-Herbig-Spezi („Der Schuh des Manitu“) als Jerry Cotton, „Kobold“ CHRISTIAN ULMEN („Herr Lehmann“; Maria, ihm schmeckt´s nicht“; „Männerherzen“) den jetzt total bekloppten Assi Phil Decker und HERBERT KNAUP („Elementarteilchen“) als ihren opportunistischen Vorgesetzten Mr. High austoben.

Leider nicht sehr pfiffig, witzig oder gar originell, sondern erschreckend dämlich. Wie oft, wenn sich hiesige „Künstler“ am einheimischen „Lustspiel“ versuchen, ist der Humor stets holprig, behauptet, klobig und hau-.drauf-blöd, während die Story viel zu bierernst, vorhersehbar, lahm und nur-dumm-dumm daherkommt. Irgendwie ist der tadellose Ruf von Macker-Macho Jerry ramponiert, ihm wird Rache-Mord an einem Gangsterboss vorgeworfen, ha ha, also bemüht er sich, DEN, also seinen Ruf, wieder „gerade zu biegen“. Allerdings hat er einen Vollidioten von Partner an seiner Seite, Phil Decker, denn DER entpuppt sich als Doofkopp, Dämelsack und Volltrottel. Aber auch ein blindes Huhn…, na Sie wissen schon. Das soll Parodie, Persiflage, auf jeden Fall aber lustig sein, zeigt sich aber als erschreckend langweilig, völlig unwitzig, geradezu gag-armselig. Immer, wenn der unlustige Blöd-Film „auf lustig“ macht, ist er „zum Abgewöhnen“, und wenn man sich bemüht, irgendwie eine Spannungsgeschichte zusammenzuzimmern, ist er völlig idiotisch. Passt nicht, darf man auf gut bayerisch sagen, passt überhaupt nicht. Diese neue „komische Leinwand-Anstrengung“ mit Jerry Cotton ist diletantisch, einfältig, primitiv. Agiert und atmet zwischen lächerlich bis dämlich, langweilt erbärmlich. Eine typische deutsche No-Unterhaltung (= 1/2 PÖNI).

 

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