PÖNIs: (4,5/5)
Bin neulich im Großkaufladen und entdecke einen DVD-Film mit Star-Besetzung: KEVIN COSTNER, RYAN REYNOLDS, GARY OLDMAN, TOMMY LEE JONES sowie GAL GADOT (die „Wonder Woman“ aus „Batman vs. Superman: Dawn of Justice“). Habe von ihm noch nie etwas vernommen. Kaufe mir das Teil, und siehe da: für Genre-Fans ein Knaller-Knüller:
„DAS JERICO PROJEKT“ von Ariel Vromen (USA 2014; B: Douglas S. Cook, David Weisberg; K: Dana Gonzales; M: Brian Tyler, Keith Power; 110 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 30.09.2016).
Der israelische Regisseur ARIEL VROMEN, Jahrgang 1973, ist hierzulande kein gänzlich Unbekannter; im August 2013 kam sein vorletzter Spitzen-Thriller bei uns auch gleich im Heim-Kino heraus: „The Iceman“, mit dem großartigen Michael Shannon in der mörderischen Hauptrolle (s. Heimkino-KRITIK).
Einstieg: Groß-Aufnahme von bzw. mit Kevin Costner. Er steht mit geschlossenen Augen in der Wüste. Von seiner prominenten deutschen Stimme FRANK GLAUBRECHT ist aus dem Off zu vernehmen: „Sie haben an meinem Gehirn herumgepfuscht. Sie dachten, sie wüssten, was dabei ‘rauskommt: Sie haben sich geirrt. Sie kennen mich nicht!“ Und Kevin/Frank fährt fort: „Ich weiß nicht, was als nächstes passiert; ich weiß nur eins: Wer mir wehtut, dem tu‘ ich RICHTIG weh!“
Schnitt. Ryan Reynolds taucht auf (deutsche Stimme: DENNIS SCHMIDT-FOß). Hetzt durch London. Heißt Bill Pope und ist CIA-Agent. Wird von einem Killer-Kommando gejagt. Hat für seinen Chef, den Londoner CIA-Einsatzleiter Quaker Wells alias Gary Oldman (deutsche Stimme: UDO SCHENK), Informationen über einen supergefährlichen Hacker-Terroristen, der diese Welt teilweise auszulöschen gewillt ist. Doch Ryan/Bill wird in eine Falle gelockt, gefoltert und getötet. (Im Bonusmaterial erklärt der Regisseur, dass Ryan Reynolds nur vier Tage Dreh-Zeit hatte, um hier mitzumischen).
Tommy Lee Jones alias Wissenschaftler Dr. Franks (deutsche Stimme: RONALD NITSCHKE) taucht auf. Seit Jahren experimentiert er an Ratten, jetzt wird sein so genanntes Gedächtnisprogramm benötigt. Für Menschen. „Hat er noch Gehirnaktivität?“, fragt er den CIA-Boss. Gemeint ist der tote Bill Pope. Denn dessen „Gehirn-Reste“ werden dringend benötigt. Für Jerico Stewart alias Kevin Costner. Einen Kriminellen, der „extrem“ ist. Für nichts und niemanden Empathie verspürt. Also kein Plus- und Minus-Typ ist, sondern nur „voller Minus“ steckt. Ein totaler Un-Mensch also. Der wie einst Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“ im düsteren Gefängnis-Verließ ein-/abgesperrt ist und ausschaut wie Sean Connery anfangs in „The Rock“. Doch ER wird jetzt „amtlich“ gebraucht. Besser: sein Gehirn. Für den ersten Menschen-Versuch, Gedanken = Wissen von einem Menschen-Gehirn (Bill) auf seins zu transportieren. „Mir egal, ob er verreckt“, kommentiert Quaker das Geschehen. Weil das Experiment offensichtlich nicht funktioniert, soll Jerico „entsorgt“ werden. Aber: Jetzt beginnt der Film ein zweites Mal.
Denn: Natürlich ist dieser neuzeitliche Frankenstein-Akt halbwegs gelungen. Und Jerico wird, wie schon eingangs erklärt, fortan böse. SEHR böse. Mit den – auch privaten – Gedanken von Bill ausgestattet, besitzt er „falsche Erinnerungen“ und bekommt Aussetzer. Entwickelt sich zu einer unberechenbaren, explosiven Menschen-Bombe, die nun allerdings auch „emotional“ zu hantieren weiß. „Empfindungen“ treten bei diesem menschlichen Berserker mehr und mehr auf. Was Bills Ehefrau Jill Pope (GAL GADOT) auf den Plan ruft, die sozusagen über Jerico mit ihrem toten Ehemann „kommuniziert“.
Alle jagen den „doppelten“ Jerico Stewart. Regierungsleute, CIA-„Kameraden“, Terroristen. Die Russen treten auch auf den Geschäfts-Plan, und der literarische George Orwell wird auch bemüht.
Was das hier ist? Ein imponierender, spannender Action-Fiction-Thriller. Mit „Oscar“-Preisträger KEVIN COSTNER („Der mit dem Wolf tanzt“) in einer coolen Zwitter-Rolle: zwischen eiskaltem Psychopath 1 und als etwas gemäßigter Dr. Jekyll/Mr. Hyde-Psychopath 2. Ein eigentlich Null-Empfindungskerl entdeckt Gefühle und läuft „gut“ Amok. Währenddessen ein spanischer Milliardär und Terror-Aktivist (JORDI MOLLÀ) radikal wie brutal die Welt zu verändern gedenkt („Regierungen müssen weg“).
Die Star-Besetzung vereint das Trio Costner/Oldman/Tommy Lee Jones 24 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Auftritt in „JFK – Tatort Dallas“ von Oliver Stone (1991). Von den Mädels zeigt die Deutsche ANTJE TRAUE („Der Fall Barschel“/TV) als gefährliches Schurken-Liebchen Elsa Profil, während GAL GADOT als Jill Pope und vor allem die nur hübsch herumstehende ALICE EVE („Star Trek Into Darkness“) als CIA-Angestellte Marta Lynch vorwiegend „Schnute“ zeigen.
Ein Kerle-Reißer. Mit viel Krawumm-Charme. Und einer Frankenstein-Idee, die so abwegig – siehe auch die gegenwärtige „Roboter“-Diskussion – gar nicht mehr erscheint: Wessen Gedanken möchtest Du demnächst implantiert bekommen???
Im umfangreichen Bonus-Material jedenfalls verkünden die Macher „interessante Ideen“ und vermitteln die Stars bemerkenswerte Ein- und Ansichten.
Der kaum angekündigte und schon gar nicht beworbene Spannungsfilm „DAS JERICO PROJEKT“ sollte nicht übersehen werden. Fürs Heim-Kino ist er ein absoluter Hit!!! (= 4 1/2 PÖNIs).
Anbieter: „Splendid Film“