IN DEN GÄNGEN

PÖNIs: (4,5/5)

„IN DEN GÄNGEN“ von Thomas Stuber (Co-B + R; D 2017; Co-B: Clemens Meyer; nach seiner gleichn. Kurzgeschichte/2008/aus dem Erzählband „Die Nacht, die Lichter“; K: Peter Matjasko; 125 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.05.2018); ER ist zur Zeit der angesagteste Schauspieler bei uns: FRANZ ROGOWSKI, geboren am 2. Februar 1986 in Freiburg im Breisgau. Im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb war er in gleich zwei Filmen großartig vertreten: In „Transit“ (s. Kino-KRITIK) ebenso wie bei dieser feinen Produktion. Dass er nicht als „Bester Schauspieler“ den „Silbernen Bären“ zugesprochen bekam, war eines dieser zahlreichen Rätsel-Entscheidungen der inkompetenten Berlinale-Jury (unter dem Vorsitz des deutschen Filmemachers Tom Tykwer). „Der mit einem wunderbaren ruhigen Blick und einem aparten Lispelsprachfehler gesegnete Franz Rogowski“ (Wolfgang Höbel im „Spiegel“ in dieser Woche) spielt hier Christian, einen „Frischling“, also Neuen, in einem Großmarkt, irgendwo im östlichen Ödland. (In Miltitz, einem Ortsteil von Leipzig). Meist schweigend taucht Christian in dieses großräumige Universum ein, das eingangs mit den wunderbaren Johann Strauß-Walzer-Klängen „An der schönen blauen Donau“ vorgestellt wird. Von wegen: diese langen Gänge, die präzise Ordnung der Warenlager, die geradezu surreale Mechanik der Gabelstapler. Später: Diese listig-lakonisch organisierten Mitarbeiter. Bruno (PETER KURTH), der Chef der Getränkeabteilung, nimmt sich diesem wortkargen Typen an. Zeigt ihm Tricks und Kniffe, wird zum väterlichen Freund. Und dann taucht Marion am Kaffee-Automaten auf (SANDRA HÜLLER), „vor den Süßwaren“; man ist sich sympathisch. Als er sich in sie verliebt, „unterstützen“ ihn die Kollegen. Doch Marion ist verheiratet. Allerdings – nicht sehr glücklich. Heißt es.

Eine ungeheuer atmosphärische Liebe im Markt. Ohne Betroffenheit, ohne Mitleidsbekundungen, ohne emotionale Kanonenschläge. Dafür – dabei: mit nahevollem, berührendem Inneren einfühlsam gefüllt. Wo stille, neugierige Blicke, kleine behände Gesten kommunikativ annonciert sind, in der das Einfache – Arbeit, Sehnsucht, das tägliche Ist und Sein – brilliert und in allgemeiner Würde gelebt wird. Dämonische oder ausrufungszeichenmäßige politische Anklagen und Vorwürfe, auf was oder wen auch immer, haben hier keinen Zugang. Selbstgenügsamkeiten sorgen für individuelle Abenteuer. Während die Tonspur mal Klassik, mal zeitgenössischen Pop verkündet. Die „New York Times“ bezeichnete neulich Franz Rogowski als einen „herausragenden deutschen Sonderlingsdarsteller“. Hier: Gemeinsam mit den exquisiten Partnern Sandra Hüller und Peter Kurth: zum einnehmenden Genießen freigegeben (= 4 1/2 PÖNIs).

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