IM WINTER EIN JAHR

PÖNIs: (2/5)

„IM WINTER EIN JAHR“ von Caroline Link (R + B; nach dem Roman „Aftermath“ von Scott Campell/2008; D 2007; K: Bella Halben; M: Niki Reiser; 128 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.11.2009); basiert auf dem Roman „Aftermath“ des amerikanischen Schriftstellers Scott Campbell, der hierzulande soeben unter dem deutschen Filmtitel (bei „Goldmann“) veröffentlicht wurde. Es ist der 4. Spielfilm der am 2. Juni 1964 in Bad Nauheim geborenen Drehbuch-Autorin und Regisseurin. Die nach dem Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (von 1986 bis 1990) zunächst als Regie-Assistentin und Drehbuch-Autorin arbeitete. Danach Kurzfilme schuf und schließlich mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm – „JENSEITS DER STILLE“ – 1996 für Aufsehen sorgte und gleich mehrfach Preise einheimste (Bayerischer Filmpreis, Bundesfilmpreis, Deutscher Videopreis). Zugleich wurde sie mit diesem Film 1998 erstmals für den „Oscar“ nominiert. Spielfilm 2 war das Erich-Kästner-Kinderfilm-Remake „Pünktchen und Anton“ (1999). „NIRGENDWO IN AFRIKA“ entstand 2001 nach dem autobiographischen Roman von Stefanie Zweig und bekam 2003 den Auslands-„OSCAR“ zugesprochen (s. Kino-KRITIK). Spielfilm 4 ist die erste Enttäuschung der 44-Jährigen.

Kalt und dröge erzählt sie von einer deutschen Bürger-Familie aus der besseren Münchner Umgebung, in welcher die Total-Depression ausgebrochen ist. Der Vater, ein renommierter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Bionik, der gerade ein bedeutendes Buch veröffentlicht hat (HANNS ZISCHLER); die Mutter eine bekannte Innenarchitektin (CORINNA HARFOUCH wieder mal als neurotisch-spröde Voll-Zicke). 2 erwachsene Kinder, Alexander/19, der ein Eliteinternat für Spitzensportler in Berchtesgaden besucht, und Lilli/22, die Tanz und Gesang studiert. Eine Vorzeige-Karriere-Familie, doch dann schlägt das Schicksal zu: Alexander hat sich im Wald erschossen. Die Familie ist traumatisiert. Zudem: Innerfamiliär ging es und geht es weiterhin schon ziemlich „merkwürdig“ zu, man beharkt sich mehr, als dass man vernünftig und „normal“ miteinander kommuniziert; Berührungen, wie auch immer, werden gerne ausgespart. Man ist meistens nur dauer-angespannt, pessimistisch, ständig doof-drauf, also genervt. Es wird (sehr) viel geredet hier; visuell ist der „Bavaria“-Film eher eine Katastrophe. „Kleine Bilder“, wie bei einem düsteren Fernsehfilm, mit viel gestelztem textlichen Aufsagen und den „typisch-gemächlichen“ Bewegungen, sprich „betonten“ Auf- und Abgängen. Die genervte Mama möchte ein Groß-Porträt vom verstorbenen Sohn und von der Tochter anfertigen lassen und beauftragt einen ebenso berühmten wie bodenständigen (und wahrscheinlich schwulen) Kraftkerl von Maler, der in der Nähe alleine wohnt. Der sieht, mit geschultem Innen- bzw. Psycho-Blick, dass er es hier mit viel ge-/verstörtem Personal zu tun hat und „mischt“ sich emotional vor allem in die Belange der Tochter mit-ein. Die hüpft mal über-fröhlich, mal überzogen-depri-schnoddrig-nölig durch die tristen Seelen-Tage und kommt mit dem Tod des geliebten Bruders überhaupt nicht klar.

So schippert dieses Grau-Ton-Drama, diese fade Tragödie, über die (viel zu langen) 128 Minuten und langweilt entsetzlich. Obwohl sich Ex-Tänzerin KAROLINE HERFURTH („Das Parfum“) gewaltig anstrengt, die heftige wie spürbar anstrengende Dauer-Traurigkeit in allen nur möglichen (erotischen) Posen und Bewegungen vorzuführen bzw. nahezubringen, vergeblich: Nach spätestens einer halben Stunde ist man – leider – „bedient“, und dann bewegt und erklärt sich auch nicht viel mehr. Lilli zeigt sich als nur noch penetrant-traurige Statue mit Macke. Kein Mitgefühl möglich, nur Leere-pur. Trostlosigkeit, wohin man blickt und fühlt. Die einzige GROSSE Spannungs-Ausnahme in diesem drögen Film ist das mächtige, grandiose bayerischen Urgestein JOSEF BIERBICHLER („Winterreise“). Als Künstler mit Durchblick ist er präsent, charismatisch, sinnlich. Wenn ER auftritt, ist Neugier, Interesse, Anteilnahme möglich: Der Rest ist „gefühltes Dauer-Schweigen mit viel Geplapper“. Wieder eine dieser trocken-spröden, umständlich-langweiligen wie steif-kühl konstruierten deutschen Trief-Balladen als fades Betroffenheits-Kintopp… (= 2 PÖNIs).

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