NIRGENDWO IN AFRIKA

PÖNIs: (5/5)

„NIRGENDWO IN AFRIKA“ von Caroline Link (R + B; nach der gleich. Autobiografie von Stefanie Zweig/1995; D 2001; K: Gernot Roll; M: Niki Reiser, Jochen Schmidt-Hambrock; 141 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.12.2001).

Ihr Name: STEFANIE ZWEIG. Geboren: 1932. In Leobschütz, im damaligen Oberschlesien. 1938 wandert sie mit ihren Eltern nach Kenia aus. Die Kindheit verbringt sie auf einer Farm. 1947 kehrt die Familie nach Deutschland zurück. Stefanie Zweig arbeitet hier als Journalistin, Übersetzerin und Autorin. Sie schreibt zahlreiche Romane. Darunter die beiden autobiographischen Bände “Nirgendwo in Afrika“ und “Irgendwo in Deutschland“. Beide werden Bestseller. 1993 erhält Stefanie Zweig die ‘Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland‘.

IHR Name: CAROLINE LINK. Geboren: 1964. In Bad Nauheim. Von 1986 bis 1990 studiert sie an der Filmhochschule in München. Gleich mit ihrem ersten Kino-Spielfilm erregt sie Aufsehen: Sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik wird “Jenseits der Stille“ begeistert aufgenommen. Der Film über ein gehörloses Ehepaar und über seine musisch begabte Tochter erhält zahlreiche Auszeichnungen im In- und Ausland. 1999 folgt mit “Pünktchen und Anton“ ihr Kinofilm 2; die moderne Version des berühmten Erich-Kästner-Klassikers. Dann liest Caroline Link den Stefanie-Zweig-Roman “Nirgendwo in Afrika“ und ist elektrisiert.

Deutschland im Jahr 1938. Die jüdische Anwaltsfamilie Redlich wird auseinandergerissen. Walter Redlich arbeitet bereits seit längerem in Kenia als Verwalter einer Farm. Jetzt endlich kommen Ehefrau Jettel und die 5-jährige Tochter Regina nach. Der aus gutbürgerlichem Hause stammenden Jettel fällt die Eingewöhnung und Anpassung schwer. Der Verlust von Heimat und Verwandtschaft lässt sie lange zweifeln und verzweifeln. Die anfangs eher schüchterne Tochter Regina aber blüht dagegen immer mehr hier auf. Sie akzeptiert schnell die neue Umgebung. Freundet sich mit Land und Leuten an. Lernt bald die örtliche Sprache. Und beginnt eine tiefe Freundschaft mit Owuor, dem Koch und Guten Geist des Hauses. Schließlich findet sich auch Süßkind ein. Ein deutscher Emigrant, der hier schon seit vielen Jahren lebt. Und als moralische und anpackende Stütze wertvolle Hilfe und Kraft bietet. Wochen und Monate vergehen. Das eisige europäische Kriegs-Klima beeinflusst auch das Geschehen in Kenia. Jettel hat inzwischen viel erfahren und gelernt. Ihre Sprachlosigkeit taut auf, ihr Selbstbewusstsein wächst.

Dieser neue deutsche Kinofilm “NIRGENDWO IN AFRIKA“ entstand vor Ort. In Kenia. Allein die Beschreibung der strapaziösen und abenteuerlichen Dreharbeiten wäre eine eigene Spannungsgeschichte für sich. Doch auch das Leinwand-Ergebnis ist reichlich faszinierend und aufregend. Denn die Drehbuch-Autorin und Regisseurin Caroline Link hat ein Meisterwerk geschaffen. “Nirgendwo in Afrika“ ist ein visuelles Erzähl- und Augen-Erlebnis. Ist eine nahegehende Schicksals-Komposition als GROSSES GEFÜHLS-KINO. Jederzeit nachvollziehbar. Identifizierbar. Spürbar. Ist voller sensibler Schönheit. SEELE wird sichtbar; ohne Kitsch, Peinlichkeit oder Mätzchen.

Mit großartigen Schauspielern wie JULIANE KÖHLER, MERAB NlNIDZE/mit der Stimme von Herbert Knaup und MATTHIAS HABICH. Die ihre Figuren und Ereignisse ohne zu viel Worte beeindruckend nahebringen. UND, geradezu sensationell für einen deutschen Film: Kinder-Darsteller, die nicht altklug daherkommen und Texte nur-aufsagen. Ganz im Gegenteil: Lea Kurka und Karoline Eckertz fügen sich unangestrengt und liebevoll in das Ensemble ein. Zu dem auch der phantastische afrikanische Schauspieler SIDEDE ONYULO als einheimischer Koch zählt. Dessen stille Körpersprache von ungeheurer Intensität ist. „NIRGENDWO IN AFRIKA“, ein wunderbarer Film. Mit einem auch aktuellen politischen Motiv: Stichwort EMIGRATION. In der Fremde. Ankommen. Leben-Müssen. Heimisch werden. Sich Neu-Finden.

Es ist wie ein Wunder: Zum Jahres-Ausklang kommt der BESTE DEUTSCHE KINOFILM des Jahres 2001 in die Lichtspielhäuser. “NIRGENDWO IN AFRIKA“ übertrumpft alle und alles… (= 5 PÖNIs).

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