Imago Kritik

IMAGO“ von Pamela Robertson-Pearce und Anselm Spoerri (Schweiz 1988; B+R; 90 Minuten; Start D: 1988)

Meret Oppenheim war eine Schönheit. Man Ray hat 1933 in Paris viele Nacktfotos von ihr gemacht. Lange, bevor sie als Malerin Anerkennung fand, wurde sie durch diese Fotografien bekannt. Die Regisseure Pamela Robertson-Pearce und Anselm Spoerri waren eng mit Meret Oppenheim befreundet. Schon lange hatten sie einen gemeinsamen Dokumentarfilm geplant, aber 1985 starb die Künstlerin. Die Filmemacher beschlossen den Film trotzdem zu drehen. Um Meret Oppenheim möglichst nahe zu kommen, gibt es im Film “Imago“ keine Kommentare. Alle Texte stammen von Meret Oppenheim selbst.

Vom Konzept her klingt das ganz nachvollziehbar und sinnvoll. Dennoch fühlt der Zuschauer sich zu Beginn des Filmes vor den Kopf gestoßen. Zu sehen sind Bilder einer wunderschönen Landschaft in den Bergen. Esel, Kühe und Blumen in Großaufnahme. Wolken und endloser blauer Himmel. Dazu liest eine Stimme ein Gedicht über Schmetterlinge und Schatten. Erst nach und nach erfährt der Zuschauer: Aha, die ist die Gegend, in der Meret Oppenheim ihre Kindheit verbrachte, hier wuchs sie inmitten der Natur auf. Sie hatte eine behütete, bourgoise Kindheit. Etwa eine halbe Stunde dauert es, bis man den Einstieg in den Film “Imago“ findet. Aber dann wird es auch wirklich spannend. Denn Meret Oppenheim war eine ungewöhnliche Frau. In den Texten stellt sie sich als eine kämpferische, arbeitsame und etwas absonderliche Natur dar. Beispiel: In den 30er Jahren lernte sie in Paris den Maler Max Ernst kennen. Die beiden verliebten sich heftig ineinander. Trotzdem trennte sich Meret Oppenheim sehr bald von ihm. Etwa 20 Jahre später erklärt sie diesen Schritt mit einem Traum.“Ich wusste damals nicht, warum ich es tat, aber ich wäre sonst wahrscheinlich keine Künstlerin geworden“, sagt sie im Film.
Träume und das Unterbewusstsein waren sehr wichtig für Meret Oppenheim. Die Künstlerin analysierte nicht nur ihre Träume, sie lebte auch danach.

“Imago“ ist ein biografischer Film über Meret Oppenheim. Ein Film, in dem die Künstlerin und ihre Kunstwerke als zusammengehörig dargestellt werden. “Imago“ macht nicht nur Lust auf Kunst, der Film baut auch Vorurteile gegen Künstler ab. Dadurch, dass alle Texte von der Künstlerin selbst stammen, bekommt der Zuschauer einen tiefen und intimen Einblick in ihr Leben. Anhand von Meret Oppenheim wird deutlich: es ist wichtig, eine eigene Meinung, einen eigenen Geschmack, eine eigene Sicht der Dinge zu entwickeln (= 3 ½ PÖNIs).

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