PÖNIs: (2/5)
„ICH WAR NOCH NIEMALS IN NEW YORK“ von Philipp Stölzl (Co-B + R; D 2018; B: Alexander Dydyna, Jan Berger; nach dem gleichn. Musical von Gabriel Barylli und Christian Struppeck; mit Liedern von Udo Jürgens/2007; K: Thomas Kiennast; M: Christoph Israel; 129 Minuten; deutscher Kino-Start: 17.10.2011); „Abba bitte mit Sahne“, heißt es in der Überschrift zu der Kritik im Monatsmagazin „kulturnews“. Und trifft den musikalisch-spielerischen Kern: Wir können auch Musical! Na ja. Als Bühnen-Musical traf die Jukebox-Show offensichtlich den Publikumsgeschmack, denn seit der Weltpremiere im Jahr 2007 in Hamburg haben sich immerhin mehr als sechs Millionen Interessenten in dieses Musical-Theater begeben. Titelgebend ist das gleichnamige, 1982 von Udo Jürgens (*30.09.1934 – †21.12.2014) veröffentlichte populäre Lied. Das zum Ausgangspunkt für ein konventionelles Liebespuzzle auf einem knallbunten Luxus-Dampfer wird. Während der Überfahrt von Wogleich? gen New York.
Der Auftakt ist Murks. Mit einer hysterischen TV-Moderatorin-Zicke Lisa (HEIKE MAKATSCH), ihrem schwulen Maskenbildner Fred (MICHAEL OSTROWSKI) und allerlei banalem Firlefanz zum Gähnen. Dann trifft man sich auf besagtem Liner, wo sich auch Lisas angeblich demente Mutter (KATHARINA THALBACH) eingeschlichen, besser: raufgeschlichen hat. Geflohen aus dem Krankenhaus. Nicht fragen, weiter. Dort, auf weiterhin besagtem Schiff, befindet sich ein ständig besoffener Kapitän (STEFAN KURT) sowie das für spätere Paarungen notwendige weitere Personal. Lisa und Schmink-Boy werden als blinde Passagiere zum Putzen verdonnert und begegnen dort einem Depri-Naturwissenschaftler-Papa (MORITZ BLEIBTREU) mit schlauem Sohn (witzig: MARLON SCHRAMM) sowie dem schwulen Bordzauberer Costa (PASQUALE ALEARDI) sowie dem Eintänzer-Profi und alternden Gigolo Otto (UWE OCHSENKNECHT) und seinem über-braungebrannten Kollegen-Schleimer James (MAT SCHUH). Jetzt geht es darum 1.) irgendwann zu merken, wer der richtige Partner ist und 2.) zwischendurch immer mal wieder die Udo Jürgens-Ohrwürmer bewegungsintensiv zu trällern. Angemessen zu platzieren. Dabei wird es schon kritisch, denn so manche der Beteiligten erreichen mit ihren Stimmen Höhen-Grenzen (Bleibtreu; Thalbach; Ochsenknecht). Allerdings vermag der einmal mehr wunderbare Clown KATHARINA THALBACH dies mit ihrem urigen körpersprachlichen Temperament einer fulminanten Volksschauspielerin lässig auszubügeln. SIE ist die wahre Pointe auf diesem Traumschiff. Während Heike Makatsch sich bisweilen so bewegt, als hätte sie ihre „Hilde“ (Knef), vom 2009er-Film, immer noch nicht abgelegt.
Alles ist bunt, kirre, poppig angelegt. Mit viel behaupteter Selbstironie. Und wenn dann beim Schmusekurs nach rund 90 Minuten eigentlich alles durcherzählt und abgesungen ist, wird trotzdem weiter schmonzettet. Werden neue Probleme angefügt, damit die Chose ja noch weiterlaufen kann. Obwohl man sich jetzt verabschieden könnte. Es reicht. Eigentlich. Ab da wird „Ich war noch niemals in New York“ zur peinlichen Qual. Trotz des verbleibenden Singsangs mit den Jürgens-Hits: Ein Ende wird herbeigesehnt.
Philipp Stölzl. Hat „Nordwand“ 2008 verbockt (s. Kino-KRITIK); war 2010 mit „Goethe!“ (s. Kino-KRITIK) unentschieden auf Tuchfühlung; setzte im Heimkino 2012 „Die Logan Verschwörung“ in spannende Bewegung (s. Heimkino-KRITIK) und war 2013 mit „Der Medicus“ (s. Kino-KRITIK) mittelprächtig unterwegs. Jetzt also Lustigkeit aus dem heimischen Studio Babelsberg. Nicht doll. Mehr merkbar verkrampft-ambitioniert, denn als fantastischer Spaß-Knüller. Mehr banale Schnulzen-Klamotte denn „Abba“-Feuer auf dem – immerhin doch – UDO JÜRGENS-Dampfer. „Ich war noch niemals in New York“ oder: eine nette Musikalität mit schlichter Story-Mühsal (= 2 PÖNIs).