DIE HÜTER DES LICHTS

PÖNIs: (4/5)

„DIE HÜTER DES LICHTS“ von Peter Ramsey (USA 2011/2012; B: David Lindsay-Abaire; Co-Pr.: u.a. William Joyce (= auch Autor der Buchreihe) + Guillermo del Toro; K: Roger Deakins; M: Alexandre Desplat; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.11.2012); der definitive 2012er Weihnachtsfilm kommt diesmal nicht aus dem Animationshaus von Walt Disney, sondern wurde von den kreativen Machern aus den „DreamWorks Studios“ „gedreht“. Wir erinnern uns: „DreamWorks Animations“ wurde am 12. Oktober 1994 von Steven Spielberg, Jeffrey Katzenberg + David Geffen gegründet. Mit Späßen wie den drei „Madagascar“-Movies, den beiden „Kung Fu Panda“-Dollereien sowie natürlich und vor allem mit den vier „Shrek“-Filmen wurde eine weltweite Erfolgsgeschichte gesponnen (auch „amtlich“: 2002 bekam der erste „Shrek“-Jux den „Oscar“ als „Bester Animationsspielfilm“ zugesprochen). Apropos Shrek & Konsorten – dort wurden ja genüsslich Versatzstücke aus bekannten Märchen, Mythen und Fabeln lustvoll ironisch angegangen.

In „Die Hüter des Lichts“ wird ähnlich „argumentiert“, denn dass ausgerechnet zu Weihnachten nicht nur Santa Claus – natürlich – beleibt das Wort führt, sondern auch der Osterhase (!) sowie die das ganze Jahr über aktiven Figuren Zahnfee (samt kleiner Helferinnen), Sandmann und der für die Menschen unsichtbare, ziemlich rebellische 300-jährige „Junge“ Jack Frost, erstaunt schon. Zunächst. Jack Frost wurde vom Mann im Mond dazugeholt, weil es nun gegen einen bedrohlichen alten Feind anzutreten gilt, der den Kindern endlich ihre Träume rabiat kaputt zu machen beabsichtigt: Pitch. Besser auch bekannt als „Der Schwarze Mann“. Der liebend gerne sich im nächtlichen Dunkeln unterm Bett versteckt, um die Kinder zu ängstigen. Mit seiner düsteren Armee von Alpträumen tritt er an, die Welt zu unterjochen. In ewige Dunkelheit zu hüllen. Der „Typ“, der an den dämonischen Harry Potter-Gegenspieler Lord Voldemort erinnert, hat aber auch so seine Seelen-Nöte. Leidet arg darunter, dass niemand ihn „lieb“ hat. Jack Frost hat anfangs wenig Lust, sich dem Dream-Team anzuschließen, sieht aber dann ein, dass gerade ER mitmachen muss, weil er doch noch eine ganz alte Rechnung offen hat. Die es endlich, nebenbei, auch zu klären gilt: Wer ist er, woher kommt er, wer waren seine Eltern. Sozusagen in einem Themenabwasch den Ballast aus seiner Psyche lösen. Also: Das ungleiche wie augenzwinkernd komische Avengers-Team kann loslegen. Und verbündet sich im Verlaufe der Prüfungen auch entscheidend mit dem helfenden Menschenjungen Jamie.

Was für eine personelle Show: Der Osterhase als Kung Fu-Artist mit Bumerangs; der füllige, bullige Weihnachtsmannriese als tätowierter Koloss in russischer Kosakentracht und selbigem Akzent; ein witziger, stummer gelber Charme-Boy von Sandmann, die lustige Zahnfee als Mixtur aus Elfe und Kolibri, mit ihren putzigen Flatter-Gehilfinnen, und dieser eigenwillige Jack-Bengel als „Väterchen Frost“. Gegenüber – der dämonische Schurke mit seinen vielen Minderwertigkeitskomplexen. Der diesmal nicht in vorlauten (und überflüssigen), sondern in und mit prickelndem 3D auftretende, agierende Stoßtrupp und seine fulminanten Luftkämpfe, in seinen raumfüllenden spannenden Bewegungen, den phantasievollen Rutschpartien. Dabei „gezimmert“ mit viel Charakter-Tiefe hinter der erstaunlich wirksamen Hautfläche. Animation wird und wirkt immer „echter“. Und besitzt hier auch, absolut unheilig wie unangestrengt, die „gute Botschaft“ – vom Erhalt der Träume. Vom Miteinander durch/über Freundschaft. Von der individuellen „Stärke“ und Schönheit jedes Wesens. „Die Hüter des Lichts“, eine 145 Millionen Dollar teure Produktion, ist ein ebenso rasantes wie humanes Animations-Vergnügen. Füllt angenehm Augen und Herz ohne Kitsch. Ohne süße Grütze. Sondern als Hymne auf die ewige kindliche Phantasie. Planziel 1: Glaube an dich. An jedem Tag, in jedem Alter. Dann bist du ein ehrlicher Yeti des Lebens. Um noch auf weitere witzige Nebenfiguren hinzuweisen.

Die Erfinder und Macher: Sein Name – WILLIAM JOYCE. Geboren am 11. Dezember 1957 in Shreveport/Louisiana. Journalist, Drehbuch-Verfasser, Schriftsteller. Vor allem: Bestsellerautor von Kinderbüchern. 2011 begann er mit seiner populären Reihe „Guardians of Childhood“, die insgesamt aus 13 Büchern bestehen wird. Nach ersten Romanen entstand der Film „Rise of the Guardians“ (Originaltitel). Zugleich versuchte sich William Joyce im Vorjahr erstmals auch als Animations-Regisseur und erhielt gleich für seinen 15-minütigen Debütfilm „The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore“, gemeinsam mit seinem Co-Regisseur Brandon Oldenburg, den „Oscar“ als „Bester Animationskurzfilm“. Für die Adaption von „Die Hüter des Lichts“, stand er als Mit-Produzent „überwachend“ zur Verfügung. Als Drehbuch-Autor wurde der namhafte, an diesem Freitag, 30. November 2012, 43 Jahre alt werdende, aus Boston/Massachusetts stammende Dramatiker, Lyriker und „Pulitzer“-Preisträger DAVID LINDSAY-ABAIRE (2007, für sein Bühnenstück „Rabbit Hole“) verpflichtet. Der schon Drehbücher für Filme wie „Robots“ (2005), „Tintenherz“ (2007) und zuletzt „Rabbit Hole“ (2010, mit Nicole Kidman verfilmt) schrieb. Und hier die Aufgabe stemmte, die „stressige Mixtur“ aus unterschiedlichsten Fantasy-Protagonisten mit ihren originellem Bewegungs- wie plausiblem Denk-Charme zu entwickeln.

„Die Hüter des Lichts“ ist das Kino-Langfilm-Debüt des aus Los Angeles stammenden afroamerikanischen Regisseurs PETER RAMSEY. Der viele Jahre „hinter den Kulissen“ als Storyboard-Künstler gearbeitet hat, seit 2004 bei DreamWorks, und 2011 den halbstündigen TV-Animationsfilm „Monsters vs. Aliens – Mutanten-Kürbisse aus dem Weltall“ (mit Reese Whiterspoon, Kiefer Sutherland + Hugh Laurie) schuf. Als prominente Stimmen konnte er Chris Pine (Jack Frost, deutsche Stimme: Florian David Fitz), Isla Fisher (Zahnfee/Hannah Herzsprung), Hugh Jackman (Osterhase/Matze Knop), Alec Baldwin (Weihnachtsmann), Jude Law (Pitch) gewinnen. (Sämtliche deutsche Stimmen sind im Presseheft nicht genannt, und beim Abspann rauschte die Nennung zu schnell durch).

Ein vorzüglicher, angenehm fröhlicher Familien-Weihnachtskinofilm ist für 2012 zu annoncieren: „Die Hüter des Lichts“ sorgen für viel gute Bauch- UND Kopf-Laune (= 4 PÖNIs).

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