HOOK

Was hat ER uns nicht schon alles für schöne Kinoträume erfüllt. Gruselige, spannende, lustige, sentimentale. ER, der in diesem Jahr 45 Jahre alt wird, ist im Grunde seines großen Herzens ein Kind geblieben, das seine Träume und Phantasien auslebt. Und wenn schon nicht im “wirklichen“ Leben, dann wenigstens im
zweitwirklichen: Im Kino! STEVEN SPIELBERG ist d a s große Kino-Kind dieses Jahrhunderts. Davon zeugen Filme wie “Der weiße Hai“, “Unheimliche Begegnung der 3. Art“, “1941 – Wo, bitte, geht‘s nach Hollywood?“, “E.T.“ und natürlich auch die 3 “Indiana Jones“-Abenteuer. Märchen, Gefühl, Spannung wohin man blickt. Doch immer dann, wenn Spielberg dieses Terrain verließ, um ein “seriöser“ Regisseur zu sein oder zu werden, ging es schief. Filme wie “Die Farbe Lila“, vor allen aber “Das Reich der Sonne“ und “Always“ funktionierten nicht. Denn darin ging es nicht mehr um Puppen, sondern um “richtige“ Menschen mit “richtigen“ Schicksalen. Und die bekam Steven Spielberg nie in den Griff. Deshalb zieht er sich auch immer wieder in sein Fantasy-Land zurück. In der vorigen Woche stellte ich Ihnen an dieser Stelle seine neue Cartoon-Serie mit den “Tiny Toons“ vor, die jetzt auch bei uns auf Video
herumtollen.

In dieser Woche dagegen startet sein neuer Film
HOOK“ von Steven Spielberg (USA 1991; 144 Minuten; Start D: 26.03.1992). Wieder taucht er tief in die amerikanische Fabellandschaft ein.
Hauptbetonung dabei: die amerikanische. Denn die Story um den kleinen Kobold Peter Pan, die einst der schottische Dichter James M. Barrie erfand und die 1953 von Walt Disneys Zeichentrick-Genies auf die Leinwand gebracht wurde, ist in den amerikanischen Kinderstuben eine Muss-Lektüre.

Peter Pan, das ist das ewige Kind, ist also ein Verwandter von Spielberg. Und der geht jetzt einen Schritt weiter. Lässt Peter altern, vergessen, lässt ihn einen ganz gewöhnlichen “Workaholic“-Typen von heute sein. Bis, bis seine Kinder vom einstigen Widersacher und Erzschurken, Käpt‘n Hook, entführt werden. Die Großmutter bringt Peter auf die richtige Spur. Der alte Peter muss Farbe bekennen. Muss nochmal, wie Spielberg, in den Fantasy-Ring steigen, um neue Abenteuer zu bestehen. Dabei hilft ihm Tinkerbell, ein Miniatur-Feewesen. Und dann ist es endlich soweit. Peter strandet beim
Käpt‘n. Doch der ist eher entsetzt.

Wie‘s nun weitergeht, soll nicht verraten werden, ist aber auch, ehrlich gesagt, gar nicht so interessant. Denn “Hook“ von Steven Spielberg lahmt nach furiosen Start: Die Dekorationen sind zu gewaltig, die Effekte sind zu riesig und decken alles andere zu, die Slapstick-Gags werden durch zu viele Wiederholungen ad absurdum geführt und die Musik ist viel zu laut und bombastisch und klingt “gegen“ die Bilder. Kurzum: Spielberg ist zu sehr “technisch“ ausgerastet, verlässt sich zu sehr auf Stunts, Tricks und Maschinen und vergisst dabei das eigentliche Märchen und die Seele.

Auch namenhafte Akteure wie Robin Williams, Dustin Hoffman, Julia Roberts oder Bob Hoskins wirken in diesem dröhnenden Fantasy-Spuk nur hingeklatscht. Sie sind nur Gesichter und agieren wie mechanische, seelenlose Puppen.

“Hook“, das ist ein Film der Masken und nicht des Herzens. Der neue Steven-Spielberg-Film ist – beinahe – unglaublich enttäuschend und langweilig (= 2 ½ PÖNIs).

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