HONKYTONK MAN

PÖNIs: (3/5)

„HONKYTONK MAN“ von und mit Clint Eastwood (Co-B; D + R; USA 1982; B: Clancy Carlisle; nach seinem gleichn. Roman; K: Bruce Surtees; M: Steve Dorff; 95 Minuten; im Original mit deutschen Untertiteln; deutscher Kino-Start: 27.02.1986)

Alle mögen ihn. Clint Eastwood ist nach einer jüngsten Meinungsumfrage eines großen amerikanischen Magazins (trotz “Rocky/Rambo“ Sylvester Stallone) der derzeit populärste amerikanische Schauspieler. Der bekanntlich seit 1968 auch seine eigene Produktionsgesellschaft betreibt die ‘Malpaso Productions‘, benannt nach einem kleinen Fluss in der Nähe seines Wohnsitzes. Offiziellen Angaben zufolge hat Eastwood mit seinen Filmen weltweit bisher über eine Milliarde Dollar eingespielt. Nach diesem riesigen kommerziellen Erfolg kam der heute 55-jährige Superstar vor einiger Zeit auch zu künstlerischen Ehren: mit seinem letzten Western-Werk “Pale Rider“ lief im Vorjahr erstmals einer seiner Filme im offiziellen Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Zugleich widmeten die renommierte Pariser Cinémathèque und das New York Museum of Modern Arts dem Mimen Werkschauen, während anlässlich seines Deutschland-Besuches zum Start von “Tightrope – Der Wolf hetzt die Meute“, 1984, das Münchner Filmmuseum erstmals eine Eastwood-Retrospektive veranstaltete. Kein Wunder also, dass die uneingeschränkte Nr. 1 von Hollywood-Amerika nun auch in die aktuelle Politik einzugreifen gedenkt und sich um das Bürgermeister-Amt in seinem kalifornischen Wohnort Carmel, einer kleinen Küstenstadt südlich von Santa Cruz, bewirbt.

In dem neunten eigenen Regiefilm ist Eastwood als Red Stovall allerdings noch weit davon entfernt, jemals Bürgermeister oder überhaupt ein geachtetes, respektiertes Mitglied der Gesellschaft zu werden. Als alternder, versoffener und schwer an Tuberkulose erkrankter Countrysänger (“Ich will es auf meine Art leben oder gar nicht“) tingelt er im Depressions-Amerika der Dreißiger durch die Provinz-Pinten und träumt vom großen Auftritt an der Grand Ole Opry in Nashville, dem Mekka der Country-and-Western-Music. Dabei gibt der vor allem als rauher Law-and-Order-Leinwand-Typ bekannt gewordene Schauspieler (“Dirty Harry“) einmal mehr seinem Ego-Affen kräftig Zucker und spielt seiner großen Bewunderer-Schar genau das vor, was diese von ihm erwartet, den gebrochenen, aber nicht schwachen, den moralisch aufgekratzten, aber nicht unmoralischen (unamerikanischen) Einzelgänger und Quertreiber, dem sein ‚American Dream‘ alles bedeutet und der demzufolge auch alles dafür opfert.

Du kannst es schaffen, du musst es schaffen, wenn du nur wirklich willst, steht mehr als überdeutlich über diesem Heimatfilm, der weniger, wie behauptet, auch ein Gemälde jener armen Zeit ist und von der düsteren Szenerie der einstigen Südstaatenlandschaft lebt. Dazu ist Eastwood einfach zu präsent, zu stark, als das neben ihm noch für andere(s) Platz und Zeit wäre. Zumal er sich auch noch ausgiebig um die Musik und die Songs kümmerte, die hier ja eine Art zweite Sprache bedeuten, und die der ausgesprochene Jazz-Fan und begeisterte Pianist Eastwood eigenes beisteuerte. In seiner Begleitung übrigens befindet sich sein Sohn Kyle, der den 14-jährigen Neffen Whit bemerkenswert ruhig und nicht einen Moment lang altklug oder rotzig spielt, und der als (ideologische) Verbindung zur nächsten (heutigen Kinogänger-)Generation dient, die solchermaßen Ideale übernehmen, verfeinern und dann vertreten soll.

Ein interessanter Unterhaltungsfilm für Eastwood-Fans, weil dieser Film sicherlich sein bislang persönlichster ist und weil durch „Honkytonk Man“ hierzulande sein filmisches Gesamtwerk vervollständigt wird. Von Vorteil ist es dabei auch, dass der Farbstreifen unverfälscht im Original mit deutschen Untertiteln daherkommt, was ihn letztlich atmosphärischer und spannender macht (= 3 PÖNIs).

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