Hip Hop-eration

HIP HOP-ERATION“ von Bryn Evans (Neuseeland 2012-2014; K: Bevan Crothers; M: Tom Fox, Marshall Smith, The Sound Room; Hip Hop Soundtracks: SuperVillains RMC; PHD Hip Hop; 93 Minuten; Original mit deutschen Untertiteln; Start D: 01.10.2015); SIE geben nicht auf, und das ist auch GUT so: Die Senioren. Egal wie, Aktivität ist angesagt. Wir erinnern uns gerne: 2008 überraschte uns ein musikalischer britischer Dokumentarfilm, „YOUNG & HEART“ (s. Kino-KRITIK), in dem es um ältere Herrschaften ging, Durchschnittsalter 80, die als Rock ’n‘ Roll-Gruppe von ihrem Massachusetts-Altersheim aus die Bühnen und Herzen der Welt eroberten.

Eine ähnliche Prozedur, diesmal aus Neuseeland. Die Mittvierzigerin Billie Jordan strandet dort an der Küste, auf der Waiheke-Insel, bringt eine Gruppe von Oldies zusammen, um sie mit Hip Hop „in Bewegung“ zu kriegen. Was als fröhlicher Seniorentanz für Körperertüchtigung beginnt, wird „mehr“, als 2013 eine Einladung für die Weltmeisterschaft im Hip Hop-Dance in Las Vegas eintrifft. Hip Hop-eration ist geboren, so nennt sich fortan das Team, und dies bezieht sich ironisch auf die „Hip-Operation“, also die Hüft-Operation, die viele Mitglieder bereits hinter sich haben.

Eine gigantische Aufgabe und Herausforderung. Mit Hilfe ihrer Trainerin und einer jungen einheimischen Hip Hop-Crew beginnen die Senioren zu üben. An ihre Reise zu glauben. Mit erfrischender, lebensbejahender Selbstironie wächst die Euphorie in der 27köpfigen Aktiv-Gemeinschaft, keiner jünger als 72, die ältesten deutlich über 90: „Ihr werdet alle nach Las Vegas fahren…und wenn es in einer Urne ist“, verspricht Billie Jordan. Krücken, Rollstühle, Rollatoren in die Ecke, auf Körper und Gelenke warten Herausforderungen der bejahenden Non-Ager-Lebens-Art. Es ist mitreißend, die Leutchen in übergroßen Hosen und Hoodies mit dicken silbernen Ketten tanzend zu erleben.

Regisseur Bryn Evans „kümmert“ sich filmisch um einige von ihnen; porträtiert sie einfühlsam. Etwa Eileen „Diva mystic“ Evans, 84, die einmal Opernsängerin war und unbedingt einen Solo-Auftritt hinlegen will. Oder Terri „2-Cent“ Wool-Moore-Goodwin, 94, die ihren dementen Mann pflegt. Oder Maynie „Quicksilver“ Thompson, 95, die ihre fünf Kinder alleine aufgezogen hat und auf der Insel eine Legende ist. Oder Kara „Bang Bang“ Nelson, 94, mit Zuckerrohr.

Allerdings gibt es auch finanzielle Probleme; die Tanzgruppe hat nur rund 60 Dollar auf ihrem gemeinsamen Konto. Da sind „interessante“ Ideen gefragt.

Alter ist eine nur Zahl. Und „später“ ziemlich egal. Merke: Die Zahl hat im Grunde wenig wirklich zu bedeuten. Lässt der Film warmherzig verlauten. Und feiert das gejahrte Leben in Hülle und Fülle. Mit viel Humor und wunderbaren Protagonisten, die das Leben bejahen. Und ausgiebig genießen. Kino-Gänsehaut-pur: Gibt es was Schöneres? (= 4 ½ PÖNIs).

P.S.: Im Juni 2014 wurde es offiziell: „The Guiness Book of Records“ listet die „Hip Hop-eration“-Crew als die älteste Tanz-Gruppe der Welt. Im November 2014 reist die Truppe nach Taiwan, um als einzige internationale Tanz-Gruppe im Stadion von Taipeh vor über 14.000 Menschen beim Großereignis „Seniors on Broadway“ aufzutreten.

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