Himmel über der Wüste Kritik

HIMMEL ÜBER DER WÜSTE“ von Bernardo Bertolucci (USA/It 1990; 138 Minuten; Start D: 25.10.1990).

Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Paul Bowles. Thema: Das
Abenteuer “Ausstieg“ von zwei Männern und einer Frau. Aber: Nicht 1968 oder heute, sondern bereits 1947 in Nordafrika, in Marokko. Beteiligte:
Das Ehepaar Kit und Port Moresby und der junge, reiche Reisebegleiter und Hausfreund George Turner. Intellektuelle auf der Flucht und Suche nach sich selbst. Die Reise in das Innere von Menschen. Kit und Port sind nach 10 Ehejahren festgefahren, erstarrt, ausgereizt. Mit diesem unkonventionellen Trip hoffen sie auf den Neuanfang. Ihre auch erotisch ermüdete Beziehung soll in dieser weltlichen Abgeschiedenheit und mit dieser klimatischen Herausforderung neu gestärkt werden. George dagegen, ihr munterer Begleiter, ist mehr ein gelangweilter Draufgänger, der gerne mit Kit ein Verhältnis hätte. Drei Menschen in einer anderen, fremden Welt und Kultur. Fernab von ihren Gewohnheiten und Regeln versuchen sie wieder mit sich, ihrem Leben und ihren Gefühlen klarzukommen. Das ist ein interessantes und im Roman faszinierendes Thema, das aber der Film weitgehend verschenkt.

Der Film von Bernardo Bertolucci begibt sich auf zwei Ebenen. Auf die der Kamera, der wunderbaren, aber nicht neuen Naturbilder und auf die der Schauspieler. “Himmel über der Wüste“ ist ein Schauspieler- und Sprachfilm. Und da hapert es.

DEBRA WINGER und JOHN MALKOVICH als Ersatz für Michelle Pfeiffer und William Hurt agieren viel zu statisch. Was sie sagen, wie sie sich bewegen, alles das wirkt künstlich, angerichtet, unglaubwürdig. Außerdem sieht Debra Winger mit ihrer modernen Frisur eher wie eine gelangweilte New Yorker Buchhalterin aus als wie eine zivilisationsüberdrüssige Intellektuellen-Lady aus den vierziger Jahren. Drumherum wenig überzeugende Spannung, dafür spleenige Aktionen, die dann auch noch durch merkwürdige Schnitte mitunter rätselhaft bleiben. Man begreift, was dieser “Himmel über der Wüste“ sein will, ist aber herzlich wenig angetan oder beeindruckt.

Während übrigens, am Rande bemerkt, das Presseheft von einem stellenweise von einem völlig anderen Filminhalt berichtet. Ist die deutsche Filmfassung etwa umgeschnitten oder gekürzt worden? Egal wie, Bernardo Bertolucci, einst durch hervorragende Filme wie “Der Konformist“, “Der letzte Tango in Paris“, “1900“ oder auch durch das zwiespältige Mamutwerk “Der letzte Kaiser“ zu Ruhm und Ehren gekommen, hat hier einen eher faden und merkwürdig zerrissenen Film abgeliefert. Sein “Himmel über der Wüste“ ist nur begrenzt von Interesse und Unterhaltungswert (= 2 PÖNIs).

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