„HEAVY TRIP“ von Juuso Laatio und Jukka Vidgren (Co-B + R; Finnland 2017; Co-B: Aleksi Puranen, Jari Olavi Rantala; K: Harri Räty; M: Lauri Porra; 91 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 01.03.2019); die Geschichte einer Band. Die sich am finnischen Arsch der Welt befindet. Sie heißen Turo, Lotvonen, Pasi und Jynkky. Sind alle in zivilen Berufen (als Pfleger oder auf der Rentierfarm des Vaters, wo auch geschlachtet wird) tätig. „Nebenbei“ üben sie. In Sachen Heavy Metal. Seit 12 Jahren. In ihrem Dorf werden „die Buben“ um die Mitte/Ende-Zwanzig verlacht. Als „Dumpfbacken“ gehänselt. Nicht nur wegen dieser „gemeinen Musik“ („DIE ist so mies, dass Rentiere Selbstmord begehen“), sondern auch wegen ihres „anderen“ Aussehens. Mit diesen ellenlangen Haaren. Und den immer-schwarzen Klamotten. „Ihr Loser“, lautet die Ablehnung. Davon fühlen sich die melancholisch-empfindsamen Burschen zwar etwas gekränkt, aber keineswegs entmutigt. Jetzt soll es endlich voran gehen.
Gesucht wird der 1. öffentliche Auftritt. Aber halt – benötigt man für solch ein Wagnis-Ereignis nicht auch einen eigenen Song? Der Klang einer blockierten Knochensäge inspiriert sie schließlich zu ihrem ersten eigenen Stück. Das sofort auf Kassette aufgenommen wird. Und zufällig findet sich auch der Manager des norwegischen Metal-Festivals „Northern Damnation“ am Schlachthof ein. Zwar ist er nur auf der Suche nach viel Rentierblut, was dieser dann auch „reichlich“ (ab-)bekommt, aber man „nähert“ sich ihm optimistisch. Denn ein Auftritt-dort, das wäre doch ihr Durchbruch. Also 1.) gibt man sich den Namen „Impaled Rektum“ (frei übersetzt: „Gepfählter Hintern“); 2.) verkündet man in der Gemeinde schon mal, demnächst einen Riesen-Gig zu haben, zu machen und 3.) was umgehend dazu führt, dass man plötzlich „wer“ ist in diesem Kaff. Nix mehr mit „Ihr Schwule!“, sondern: nun ist Handschlag-Anerkennung gegeben. Was 4.) dazu führt, dass sich der schüchterne Metal-Turo (JOHANNES HOLOPAINEN) endlich traut, mit der blonden Dorfschönheit Miia (MINKA KUUSTONEN), der Tochter des grantigen Dorfpolizisten, anzubandeln.
Alles paletti? Von wegen. Jetzt geht der Dampf erst richtig los. Mit diesem: Symphonischem-Postapokalyptischen-Gotteslästerlichen-Rentier-zermürbenden-extrem-verwerflichen-fennoskandinavischen-Metal! Auf den sogar dann heroische Wikinger voll-fetzig abfahren.
Ach, ich muss noch kurz erwähnen, dass leider der Schlagzeuger der Truppe bedauerlicherweise den Löffel abgibt, aber ein Ersatz aus der „Geschlossenen“ gebucht wird. Ist aber, glaube ich, doch nicht so wichtig. Oder? Na ja, aber: der Sarg ist natürlich ständig mit von der Party.
Zwei Regisseure, die auch am Drehbuch mitmischten, und zwei weitere Drehbuch-Autoren (s. Credits). Vorher haben sie Musik-Videos hergestellt und einen Kurzfilm (unbekannt) gedreht. Für beide Regisseure war „HEAVY TRIP“ ihr erster Langfilm. Als Einflüsse haben sie in Veröffentlichungen die US-Streifen „This Is Spinal Tap“, den Debütfilm von Rob Reiner aus dem Jahr 1984, natürlich die Legende „Blues Brothers“ (s. Kino-KRITIK) sowie die Anarcho-Fernsehserie „Die Simpsons“ genannt. Mit einem Budget von 3,1 Millionen Euro war „Heavy Trip“ zum Erscheinungszeitraum, dem Kinostart am 9. März 2018 in Finnland, die bislang teuerste finnische Komödie. Gedreht wurde teilweise im nordostfinnischen Dorf Taivalkoski. Der Soundtrack wurde von Lauri Porra komponiert, dem Bassisten der finnischen Power-Metal-Band „Stratovarius“.
Der Film lief inzwischen auf vielen internationalen Festivals, darunter auch im Vorjahr auf dem hiesigen „Fantasy Filmfest“ (Ankündigung: „DER GANZE SAAL WIRD BEGEISTERT HEADBANGEN“/hat er dann wohl auch), wo er den Publikumspreis abräumte. Hier trifft es verdammt-zu: „HEAVY TRIP“ leider ohne Bonusmaterial versehen, ist eine definitive filmische Heftigkeit für bzw. mit begleitenden (hochprozentigen) Getränken. Und mit zwei guten End-Weisheiten versehen: „Manchmal ist es besser, etwas einfach zu tun, statt lange nachzudenken; man muss den Mut haben, es zu verbocken“ sowie „Es ist gesünder, sich einzuscheißen als unter Verstopfung zu leiden“.
Stimmt doch (= 4 PÖNIs).
Anbieter: „Ascot Elite Entertainment“.