HANCOCK

HANCOCK“ von Peter Berg (USA 2007; 92 Minuten; Start D: 03.07.2008); der in Hollywood sowohl als
Schauspieler („Collateral“/2003; „Von Löwen und Lämmern“/2006) wie auch
als Regisseur (zuletzt: „Operation Kingdom“/2006) arbeitet. Das Drehbuch
wurde bereits 1996 von Vincent Ngo (heutiger Co-Autor; gemeinsam mit
Vince Gilligan) unter dem Titel „Tonight, He Comes“ verfasst, blieb aber
viele Jahre „liegen“. Die Verfilmung wurde über die Jahre verschiedenen
Regisseuren – wie etwa Tony Scott, Michael Mann oder Gabriele Muccino –
angeboten, bevor dann endlich am 3. Juli 2007 in Los Angeles die
Dreharbeiten unter der Regie von Peter Berg begannen.

Thema: Es gibt
Helden, es gibt Superhelden, es gibt HANCOCK. Der ist ein Supermann von
Heute und Einer der ganz exotischen Art: Extrem unwillig, extrem
unperfekt. John Hancock ist ein fauler, unfreundlicher, sarkastischer
und auch stark alkoholabhängiger Super-Hero. Er ist unverwundbar,
besitzt übermenschliche Kräfte und kann auch mit Überschall
herumfliegen. Doch ist er nicht sonderlich erpicht, seine Superkräfte
einzusetzen, weil damit bzw. dabei auch immer
riesig viel „kaputt-geht“ in der Stadt. Was selbiger dann jeweils
immer Millionenbeträge kostet von wegen der „Reparaturen“ an zerstörten
Gebäuden und Autos. Öffentliche „Empfehlungen“ werden deshalb immer
lauter, vielleicht doch mal lieber nach New York umzusiedeln. Hancock
kontert aber nur trocken: „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“.

Doch die
Menschen zeigen ihm immer offener ihre Ablehnung. Beziehungsweise: Es
ist geradezu „Mode“ geworden, Hancock zu hassen. Die Medien sind voll
von totaler Antipathie ihm gegenüber. Da passt es gerade gut, dass er
soeben das Leben des freundlichen PR-Beraters Ray gerettet hat. Der
erkennt Hancocks Dilemma und will ihm unbedingt zu einem besseren Image
verhelfen. Innerlich wie auch äußerlich. Doch auch Rays attraktive
Ehefrau Mary scheint große Abneigung gegen den neuen „Kunden“ (besser
„Patienten“) ihres Mannes zu hegen. Aber: Da spielen noch ganz andere
„Interessen“ eine erhebliche Rolle, denn das Chaos nimmt seinen
endgültigen Lauf, als sich herausstellt, dass Hancock und Mary
unerwartete Gemeinsamkeiten verbinden.

Ein zweigeteiltes neues
Superhelden-Movie: Anfangs mit den Regeln des Genres herrlich-kontra
spielend, sie pointiert auf die Schippe nehmend, von einem glänzenden
ENTERTAINER WILL SMITH furios in Anti-Helden-Stimmung gebracht. Mit
schnellen Schnitten und einer kess-mobil-agilen Spannungskamera
herumtollend. Schmackhaftes Popcorn-Kintopp in unterhaltsamer
Reinkultur. Doch etwa „ab Halbzeit“ der insgesamt 92 Minuten kippt die
schöne Anarcho-Action-Chose. Slapstick paart sich nun mit
Traumata-Verzweiflung sozusagen. Weil nun eine Geschichte „mit
Botschaft“ und Thrill bemüht wird; sie handelt von tragischer Herkunft,
großen Family-Gefühlen, viel Pathos und einer simplen wie schließlich
reißerischen Gut-gegen-Böse-Story. Ein Stimmungswechsel, der verstimmt:
„Sauberkeit“ und „Ehrlichkeit“ sollen die emotionalen Gemüter fortan
etwas „besänftigen“ (warum eigentlich?) bzw. beruhigen, das schön-freche
No-Helden-Image wird auf kriminalistisches „Normalmaß“ gestutzt. Eine
Konstruktion, die dann nur noch begrenzt unterhält. Weil sie weder
folgerichtig erscheint und den tollen Bis-Hierher- Anarcho-Charme
(zer-)stört. Entweder traute man sich nicht, „so“ konsequent
weiterzurüpeln oder man wollte ab sofort auch das naive
Family-Blockbuster-Krimi-Publikum (plump) ansprechen/erreichen.

Ein
Spagat, der aber nicht so recht schmecken will, weil er – inhaltlich
wie dramaturgisch – inkonsequent erscheint und den bisherigen
Unterhaltungsschwung bremst. Obwohl der nun eingeführte Hancock-Feind
und Extrem-Schurke Red, fein-fiebrig vom britischen Mimen EDDIE MARSAN
(„Happy-Go-Lucky„) dargeboten, für neuen, schrägen Figuren-Reiz sorgt.
Immerhin aber: Superstar WILL SMITH („Men In Black“; „Ali“; „Hitch – Der
Date-Doktor“; „Das Streben nach Glück“ und kürzlich „I Am Legend“) ist
nicht totzukriegen, bleibt als Stimmungskanone auf einem Klasse-Level.
Als „gleichberechtigte“ feminine Helden-Partnerin hat
„Oscar“-Preisträgerin CHARLIZE THERON („Monster“/2004; zuletzt: „Im Tal
von Elah“) erhebliche Mühe, einigermaßen adäquat auf der großen
Leinwand-Show-Bühne mitzuhalten. Und als ihr naiver
PR-Berater-Ehemann fällt JASON BATEMAN (zuletzt in „Mr. Magoriums
Wunderladen“) ziemlich ab. So bleibt es einzig WILL SMITH vorbehalten,
Neugier, Interesse, Gefühl an Spiel, Spaß, Spannung aufrechtzuhalten,
und der Typ überzeugt voll und ganz. Zeigt sich als jederzeit cooler,
atmosphärischer, charismatischer Vollblut-Entertainer, dem zuzusehen und
zuzuhören ein wonniges Vergnügen ist. Zudem bleiben die Tricks & Stunts
ironisch-verblüffend-scharf („Wir sind die Einzigen, die den Kopf eines
Mannes im Hintern eines anderen Mannes zeigen; ich hoffe, unsere Kinder
wissen das zu schätzen“/Mit-Produzent Akiva Goldsman) und besitzen
durchweg prima-hollywoodsche Jahrmarkts-Qualitäten.

Fazit: Eine
grobmotorige WILL-SMITH-Fantasy-Action-Drama-Parodie-Komödie mit
letztlich noch Okay-Appeal (= 3 PÖNIs).

 

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