„GRENZENLOS“ von Wim Wenders (D/Fr/Spanien/USA 2016; B: Erin Dignam; nach dem gleichn. Roman von J. M. Ledgard/2013; K: Benoît Debie; M: Fernando Velázquez; 112 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.08.2018); James (JAMES McAVOY) und Danielle (ALICIA VIKANDER) lernen sich in der Normandie kennen und lieben. Doch müssen sie sich bald schon wieder trennen. Er angeblich, um in Somalia Brunnen für die Bevölkerung zu bauen. In Wirklichkeit aber ist er für den britischen Geheimdienst tätig, um vor Ort eine Organisation aufzuspüren, die islamische Selbstmordattentäter nach Europa entsendet. Sie ist Biomathematikerin und Mitglied eines wissenschaftlichen Teams, das – mit einem Mini-U-Boot – auf dem Meeresgrund in Grönland, in 3400 Meter Tiefe, nach dem Ursprung des Lebens auf unserem Planeten forscht. Obwohl beide empfinden, füreinander bestimmt zu sein, trennen sie sich bald.
Schnitt. Er ist von Dschihadisten gefangen genommen worden. Wird gequält. Aber am Leben gehalten.
Schnitt. Sie wundert sich, dass er sich nicht meldet. Schaut dauernd auf das Handy.
Zwischenschnitt: Man erinnert sich. Beiderseits. An ihren Orten. An die kurze, aber intensive Liebe.
Der Film wandert hin und her. James, wie er vegetiert; Danielle, wie sie trauert. Ein emotionales Desaster.
Der gleichnamige Roman des schottischen Schriftstellers J. M. Ledgard kam auf die von „The New York Times“ geführte Liste der „100 Notable Books of 2013“. „Mich interessierte besonders unsere eingeschränkte Wahrnehmung von der Welt, in der wir leben“, gibt Wim Wenders, 73, im Presseheft seine Motivation kund. „Sie ist so viel größer, als wir denken, und so viel komplizierter, als wir es uns vorstellen können“. Das Betroffenheits-Aha im deutschen Film!
Mit „Grenzenlos“ will Wim Wenders einmal mehr: alles. Von großen Gefühlen erzählen; von der Philosophie unserer Herkunft plaudern; dazu auch noch von thrillerhafter Politik erzählen. Doch die Kopf-Verwebung funktioniert nicht. Die Geschehnisse wirken isoliert, gekünstelt, angestrengt-bemüht. Als Nur-Behauptung von jeglicher Nähe, von Interesse an dieser Welt, sowie – und geradezu lächerlich – bei Szenen mit Terroristen-Zustand sogar episch. Es wird viel geplappert, erläutert, erheblich gestaunt, also gefühlt, aber nichts „tief“ ausgeführt. Gar ausgelotet. Im Stil von mageren Kalenderblätter-Weisheiten werden die Strapazen von spannungslosem Metaphern-Geschehen spröde überfrachtet. Die namhaften beiden Hauptakteure verkommen dabei zu Marionetten.
Die Welt, also das Kino: braucht diesen Film, der in Ansätzen erstickt, eigentlich nicht (= 2 PÖNIs).