GONDOLA

PÖNIs: (4/5)

RARES KINO. IN DER FERNE: LÄCHELNDE MÄRCHENHAFTE PHANTASIE. Titel = „GONDOLA“ von VEIT HELMER (B + Co-Produktion + R; D/Georgien 2022; K: Goga Devdariani; M: Malcolm Arison; Sängerin: Sóley Stefánsdottir; 82 Minuten; deutscher Kino-Start: 07.03.2024). Sich einmal – schmunzelnd – kinematografisch zurückzudrehen, ist seit rund 25 Jahren möglich, wenn sich – der am 24. April 1968 in Hannover geborene – VEIT HELMER per Leinwand meldet. Denn stets teilt er sich als interessanter, cineastischer Leinwandbeweger mit. Das begann im Jahr 2000 mit seinem exotischen Kinodebüt-Ereignis „TUVALU“, wo er sich mit berühmten Stummfilm-Giganten wie Charles Chaplin, Buster Keaton und Jacques Tati verbündete (s. Kino-KRITIK /3 PÖNIs).             „Ich will Kunst und Kommerz versöhnen“, lautete im Dezember 2003 das Motto für sein nächstes spielerisches Amusement in Richtung „Bollywood-Kintopp“, als Plädoyer für Menschlichkeit und Toleranz, für die Begegnung der Kulturen mit seinem Streich „TOR ZUM HIMMEL“ (s. Kino-KRITIK /3 PÖNIs).            In dem im März 2008 im Kino herauskommen magischen Streich „ABSURDISTAN“, mit unter anderem Maximilian Mauff an der Rampe, waren Mimik und Gestik sowie die verbale Off-Vermittlung unterhaltsam-prägend (s. Kino-KRITIK /3 1/2 PÖNIs).            Ab November 2014  sorgte Veit Helmer mit „QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE“ für ein rundum gelungenes Slapstick-Vergnügen, für ein Klasse-stimmungsvolles Familienkinoprogramm mit viel Nachwuchs-Trubel (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs).                     Um schließlich Anfang März 2019 mit seinem „speziellen“ Clown-Poem „VOM LOKFÜHRER, DER DIE LIEBE SUCHTE“ auf atmosphärische, humorige Narrenweltlichkeit ala Monsieur Hulot zu setzen (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs).

VEIT HELMER entpuppte sich über die Kino-Jahre als pikante Rarität im sonst so schnellen, extrem bewegungsfreudigen Leinwandrummel. Aktuelles 6. Beispiel, mit passendem Titel und schöner Story versehen: „GONDOLA“. Im Blickpunkt  – eine altmodische Seilbahn mit zwei Gondeln verbindet ein Dorf in den Bergen Georgiens mit einer kleinen Stadt im Tal. Als der alte Schaffner stirbt, kehrt seine Tochter Iva (MATHILDE IRRMANN) in die Region zurück und nimmt seinen Platz ein. Sie lernt Nino (NINO SOSELIA) kennen, die dort schon länger arbeitet und ihr die Tricks des Seilbahnfahrens verrät. Beibringt. Immer, tagein tagaus, wenn Ivas Gondel hochfährt, fährt Ninos Gondel runter und anschließend umgekehrt. Alle halbe Stunde sehen sich die beiden auf halber Strecke. Lernen sich kennen. Zum Ärger ihres griesgrämigen, eifersüchtigen Chefs.

80 Minuten -plus. Ohne Worte. Mit listigem Charme. Weil sich die Französin Mathilde Irrmann und die Georgien Nino Soselia darstellerisch prima verständigen. Beziehungsweise über die Bilder und Bewegungen, über die Gestik, Körperausdruck und ironischen Schrifttafeln (meistens) lächelnd verstehen. Das einzige gesprochene Wort, mit dem dieser Spielfilm „sich äußert“, findet „Anwendung“ mit dem Wort OKAY. Das Benutzung findet, wenn ein freudig-lärmender Rollstuhlfahrer mit einem Seilzug unter der Gondel heruntergefahren wird. Was für eine prächtige Kinematografie-Veranstaltung.

„Der Film ist in einem Setting angesiedelt, das wie aus einer Zeit gefallen wirkt. Die vorhandenen Gerätschaften wie die verrostete Seilbahntechnik oder die Münzbehälter der Schaffnerinnenwirken renovierungsbedürftig oder veraltet. Moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones oder Laptops sucht man vergebens (wenn man sie denn überhaupt sucht/d. Autor); auch ein Radio oder einen Fernseher würde man vergebens erwarten. Es ist die Illusion eines zeitlosen Mikrokosmos, aus dem jedes soziale Gefälle, alle ethnischen Spannungen und politischen Konflikte ausgespart bleiben“ („Film Dienst“). Wie gelungen!

Was für eine sympathische Seelenbesonnenheit. Mit „GONDOLA“ fokussiert sich der Autoren-Regisseur Veit Helmer einmal mehr auf die Essenz des Kinos. Mit teilweise magischen Bildern.  Die Welturaufführung fand 2023 auf dem 36th Tokyo International Film Festival statt und wurde dort mit „Standing Ovation“ gefeiert. Die Europapremiere war im Rahmen der 57. Internationalen Filmtagen in Hof im Vorjahr statt. Jetzt präsentiert das hiesige Kino seinen Deutsch-Georgischen Außenseiter-Hit. Die Empfehlung gilt! (= 4 PÖNIs).

Teilen mit: