GENOVA

Im Augenblick ist es SEINE Zeit. Sein ERFOLG. Sein TRIUMPH. Sein darstellerisches Potenzial. Das BEGEISTERT. Zufall oder nicht, aber in diesen Tagen ist bei uns ein unbekannter, hierzulande vorher also weder im Kino noch im Fernsehen gelaufener Film auf DVD als „Erstaufführung“ herausgekommen, in dem ER eine der Hauptrollen spielt. Und DER jetzt natürlich unbedingt „nachzuholen“ ist, wenn man an seinem Gesamtwerk interessiert ist. Gemacht von einem britischen Regisseur, auf dessen Werke man immer gerne wartet. Die Rede ist vom Spielfilm

GENOVA“ von MICHAEL WINTERBOTTOM (Co-B+R; GB 2008; 89 Minuten; DVD-Start: 22.02.2011);

mit COLIN FIRTH. Der 50-jährige britische Mime hat bekanntlich soeben den „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“ für seinen brillanten Part als stotternder britischer König George VI. in „THE KING´S SPEECH“ (s. Kino-Kritik) bekommen. Und hatte schon im Vorjahr als „A Single Man“ eine großartige darstellerische „Unter die Haut“-Performance abgeliefert, für die er verdientermaßen wie erstmals für den „Oscar“ nominiert war. ER ist also im Augenblick DAS Gesprächsthema in Sachen Spitzen-ACTOR.

„Warum ein Film funktioniert oder nicht, das sind oft ganz einfache Dinge. Manchmal trifft etwas die Menschen ins Herz. Und manchmal nicht“, äußerte sich einmal der britische Regisseur Michael Winterbottom in einem Interview. Dieser im italienischen Genua und im schwedischen Östersund mit digitalen Kameras aufgenommene und dann auf 35mm übertragene Film ist denn auch kein Schwergewicht, sondern eine sanfte, sensible Trauerbewältigungsarbeit. Innerhalb einer amerikanisch-britischen Familie. Die auseinandergerissen wird, als – gleich in der Eingangssequenz – bei einem Autounfall die Mutter ums Leben kommt. Mit ihm Wagen sitzen die beiden Töchter Kelly (16) und Mary (10). Vater Joe (Colin Firth) sucht den Neuanfang. Zieht mit seinen Kindern in die italienische Hafenstadt Genua. Findet sich schnell mit seinem Job als Lehrer an der Universität zurecht. Den ihm eine Vor-Ort-Bekannte (CATHERINE KEENER/“Capote“) vermittelt hat. Währenddessen tun sich die Töchter „mit allem“ schwerer. Mary (PERLA HANEY-JARDINE), die sehr an ihrem Dad hängt und es ihm gerne „recht“ machen möchte, hat nachts schwere Alpträume; Kelly (WILLA HOLLAND) vermag sich erst langsam zu positionieren. Findet „Anschluss“. Zwischen den Mädchen gibt es Spannungen. Zumal Mary überzeugt ist, den Geist ihrer Mutter zu sehen. Der Zusammenhalt innerhalb dieses kleinen Familien-Verbundes wird auf eine harte Bewährungsprobe gestellt.

Kein „aufregender“ Film. Schon gar kein spektakulärer. Sondern ein „normaler“. Ganz ohne Fallstricke. Der von MENSCHEN erzählt. Die aus dem seelischen Ruder geraten sind. Und sich bemühen, wieder Halt zu finden. Einzeln wie gemeinsam.
„GENOVA“ ist die liebevolle, zärtliche Geschichte einer behutsamen Seelen-Heilung. Ruhig entwickelt, reizvoll fotografiert, angemessen still gespielt. Und von atmosphärischer Musikalität begleitet (Musik: MELISSA PARMENTER). Dabei mit magischen Spannungsmotiven aufwartend. Sozusagen als intime Poesie. Der 49-jährige Michael Winterbottom, der angibt, von Francois Truffaut, Wim Wenders, Ingmar Bergman oder auch Lindsay Anderson beeinflusst/beeindruckt zu sein, war mit seinen Filmen „In This World“ und „The Road to Guantanamo“ 2003 („Goldener Bär“) und 2006 („Silberner Bär“ als „Bester Regisseur“) auf der Berlinale erfolgreich. 2010 war er dort mit seinem Thriller „The Killer Inside“ ebenfalls zu Gast. 2005 im Übrigen provozierte er süffisant mit dem Musik-Porno „9 Songs“. Hier nun unterhält er mit leisen Emotionen. Innerhalb des kleines Kosmos „Familie“. Die aus der Bahn geworfen wurde und sich neu suchen, finden muss. Ganz unaufgeregt. Mit gedanklichen wie spielerischen Ironie-Anklängen an den Nicolas Roeg-Klassiker „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (von 1973).

„GENOVA“ ist ein intensives „Wer´s mag“-Movie. Marke: Das Leben geht immer weiter. Einfach so (= 3 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „Ascot Elite Home Entertainment“.

 

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