FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE (2019)

PÖNIs: (1,5/5)

„FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE“ von Kevin Kölsch und Dennis Widmyer (USA 2018; B: Jeff Buhler, David Kajganich; nach dem gleichn. Roman von Stephen King/1983; K: Laurie Rose; M: Christopher Young; 101 Minuten; deutscher Kino-Start: 04.04.2019).

Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug

1989 war man cool. So r i c h t i g fett-cool, wenn man es unter 18 Jahren schaffte, sich eine Kopie von Mary Lamberts Film „Friedhof der Kuscheltiere“ (s. Kino-KRITIK) zu organisieren. Die Video-Beschaffungskriminalität durch ältere Geschwister stieg in der Unterstufe demnach radikal an. Nächtliche Treffen wurden verabredet. Heimlich natürlich. Bei jemandem, der „sturmfrei“ hatte. Also: Kassette ab in den Rekorder … Hände vor die Augen, schlaflose Nächte und nasse Hosen. So wurde er vor knapp 30 Jahren geboren: Der Mythos um einen B-Horrorklassiker, der heute vielen Fans noch als Einstiegsdroge ins Genre dient.

Um 2004 hatten dann ein paar findige Produzenten d i e zündende Idee: Ein Remake muss her! Mit neueren Effekten und bekannteren Schauspielern. Motto: Weg von der B- und ab in die A-Liga damit! Sogar Hollywood-Schönling GEORGE CLOONEY wurde zeitweise auf einschlägigen Internetportalen (wie kino.de) für die Rolle des Dr. Louis Creed ins Gespräch gebracht. Übernommen hat diesen Hauptpart am Ende der Schauspieler JASON CLARKE (u.a. „Terminator: Genisys“/2015), der das ansonsten unbekannte Ensemble anführt. George hatte wohl das Drehbuch vorher gelesen. Kluger Mann. Denn nichts beschreibt das End-Ergebnis besser als das Zitat von Jud Crandall (gespielt von JOHN LITHGOW), dem Nachbarn der Familie Creed: „Manchmal ist ‚tot’ besser“.

Folgende Erklärung: Es ist 1983. Ein aufstrebender Autor schlägt sich Monate um die Ohren, wälzt Ideen hin und her, bastelt an Charaktermotivationen, überraschenden Wendungen und Themen, die bewegen – wie der schwierige Umgang mit dem Tod. Die Flucht davor und die Nicht-Akzeptanz des eigenen Ablebens oder des eines geliebten Wesens. Egal ob Mensch oder Tier. Sein ehrgeiziges Ziel: sich abheben von sonstigen Geister-Groschenromanen. Auf diese Weise entstand ein Buch über besagten Dr. Louis Creed, der anfangs sein Haustier, dann den eigenen Sohn und schließlich seine Ehefrau in „böser“ Erde auf einem Indianerfriedhof begräbt, der die Toten wandeln lässt. Guter Plan. Schlechte Ausführung. Denn aus den urvölkischen Gräbern steigen neue – weitaus üblere – Versionen der Verstorbenen.

Diese Grundzüge der Urstory sind auch 2019 noch zu erkennen. Mit einem entscheidenden Unterschied: Es ist nicht das süße Nesthäkchen Gage (HUGO & LUCAS LAVOIE), sondern seine viel ältere Schwester Ellie (wortwörtlich deplatziert: JETÉ LAURENCE), die umkommt. Die Folge: ein rachedurstiges Zombie-Girlie. Die Blasphemie: Statt dem literarischen Konflikt der Eltern, ihr „Baby“ – das aufgrund seines sehr jungen Alters auch „dämonisiert“ noch eine gewisse Reinheit ausstrahlt – ein zweites Mal umbringen zu müssen, und die Mutter daran scheitert, steht nun ein Monster-Mädchen im Mittelpunkt, dem jedes Prinzip von Unschuld fehlt. Die Folge: der sehnsüchtige Wunsch, dass dieses Nerv-Gör einfach nur tot bleibt. Für immer. Klappe zu. Emotionale Komplexität: chancenlos. Die berechtigte Frage am Schluss: Wieso kommt ein dahergelaufener Volldepp von Drehbuchautor auf die Idee, ein lang-durchdachtes Meisterwerk so grundlegend umzuschreiben? Es seinem philosophischem Ansatz zu berauben („welchen Preis ist man bereit zu zahlen, um jemanden zurückzuholen, den man über alles liebt“)? So dass es inhaltlich nicht mehr funktioniert? Das ist nicht zeitgemäß, sondern reine Selbstüberschätzung. Die wütend macht, weil an die Stelle von „Sinn“ dann ein „sinnloses“ Horror-Gemetzel tritt, das dem Grusel-König auf gar keinen Fall gerecht wird. Wenn dann auch noch potentiell schöne Furcht-Bilder (wie die ritualisierte Prozession der maskierten Dorfkinder zum Kuscheltierfriedhof) als Spukausbeute verschenkt werden und sich die ganze Inszenierung folglich in Richtung Belanglosigkeit bewegt, bleibt nur noch eins zu sagen: Thema verfehlt – Setzten, 6!

Was bleibt ist der Wunsch, dass der Argentinier Andrés Muschietti die Spielleitung für diese filmische Neuauflage einer wunderbaren Geschichte übernommen hätte. Er hatte zuletzt mit „ES“ (s. Kino-KRITIK/2017) eindrucksvoll bewiesen, dass er das Angstuniversum Stephen Kings versteht. Hier – bei PET SEMATARY: FRIEDHOF DER KUSCHELTIER (2019) – hatte allerdings Regisseur „Kevin“ wohl ein oder zwei „Kölsch“ zu viel. Dennoch eifert der Regie-Jüngling aktuell auch einer Fortsetzung von Muschiettis grandiosem Horror-Debüt MAMA (s. Heimkino-KRITIK/2013) hinterher. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Fazit: So r i c h t i g cool sind – damals wie heute – d i e Kids, die zum Buch greifen anstatt sich eine dermaßen besch… euerte Müllversion im Kino anzusehen! (= 1 ½ „Carrie“-PÖNIs; …für Kater Church und den kleinen Gage. Tiere und Kinder sind und bleiben eben die Besten.)

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