FRAU IM DUNKELN

PÖNIs: (4,5/5)

„FRAU IM DUNKELN“ von Maggie Gyllenhaal (B, Co-Produktion + R; Griechenland/USA 2020; nach dem gleichnamigen Roman von Elena Ferrante/2006; K: Hélène Louvart; M: Dickon Hinchliffe; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.12.2021; deutscher Heimkino-Start: 31.12.2021);

NR.1-SCHAUSPIELERIN! Titel = „FRAU IM DUNKELN“. Von MAGGIE GYLLENHAAL (B, Co-Produktion + R; nach dem gleichnamigen Roman von Elena Ferrante/2006; USA/Griechenland 2020; K: Hélène Louvart; 122 Minuten; seit 31.12.2021 im Heimkino/Netflix). Es gibt Schauspieler*innen, die sind Götter. Sir Anthony Hopkins war kürzlich in „THE FATHER (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs) wieder einmal solch ein Gigant. Atemberaubend, wie er die Szenerie Seelen-stark füllte und unaufdringlich beherrschte. Die britische Schauspielerin OLIVIA COLMAN bekam 2019 für ihren Part als traumatisierte Queen Anne in „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs) den „Oscar“ für die „beste weibliche Hauptrolle“. Hier begegnen wir der 47jährigen Akteurin wieder. Als Britin Leda Caruso, einer Professorin für italienische Literatur, die für ihren Arbeitsurlaub eine Ferienwohnung auf der griechischen Insel Spetses angemietet hat. Und darüber insoweit erfreut ist, weil sie zu Feriensaisonbeginn praktisch den Strand für sich alleine hat. So ist es ihr unangestrengt möglich, mit dem jungen  Man von der Strandbar zu flirten (PAUL MESCAL) wie auch mit Lyle, dem Hausmeister der Ferienanlage (ED HARRIS). Dann aber ist es mit der Ferienruhe vorbei als – neben ihr – eine reichlich laute, bisweilen ziemlich vulgäre Großfamilie aus New York eine riesige Küsten-Villa bezieht. Leda könnte sich in Sachen Kontakt einbinden lassen, deutet aber an, dass sie dies nicht möchte. Doch als „denen“ die kleine Tochter wegläuft, bringt Leda sie ihnen wieder zurück. Und kommt mit der attraktiven Mutter Nina (DAKOTA JOHNSON) in Kontakt. Die Lieblingspuppe des kleinen Mädchens allerdings behält die geschiedene Leda. Sehr zum Ärger der Großfamilie. Sie hat jetzt mit Erinnerungen an ihre eigenen Kinder zu kämpfen. Die heute 23 und 25 Jahre alt sind. Und ihr meistens mehr Kummer denn Freude bereiteten. Bedeutet: Ihre Arbeit fiel Leda immer (sehr) viel leichter, als die Rolle einer Mutter zu erfüllen.

Du hast Dein Leben bestimmt. Eingerichtet. Du hast Dir dies und jenes vorgenommen. Wolltest nicht Erfüllungsgehilfin sein. Und bleiben. Doch dann „kamen“ die Kinder, beanspruchten extrem viel Aufmerksamkeit, suchten ständig die mütterliche Nähe, nervten ihre Mama oftmals unangenehm. OLIVIA COLMAN triumphiert wie neulich Anthony Hopkins. Sie beherrscht einzigartig präzise innere Ausdrücke, tief gelegene Empfindungen und unangenehm wirkende Nähe. Ihre sprechenden Blicke sind atemberaubend. Dabei klebt die Kamera von Hélène Louvart wie eine nicht wegzuleugnende Klette an ihrem Köper, direkt an ihrem Gesicht. Die Erinnerungen an ihre Kindes-Kinder fressen sie offensichtlich und heute immer noch schmerzend auf. Da sind Wunden, die wollen einfach, die können einfach nicht verschwinden. Wohlwissend, ihre einstige Absicht damals, sich das Leben so einzuteilen wie sie es mag, wie sie es wollte, schlingert eben immer noch drückend Seelen-herum. Dieser  bessere Rhythmus eines so genannten freien Lebens trat nie ein. Ergebnis: Schuld mit heutigen Sühne-Emotionen. „Kinder sind eine erdrückende Verantwortung“ und bleiben es, hier jedenfalls –  in Gedanken. Deshalb der Urlaub. Wo alles wieder hochkocht. Dieser ganze erdrückende Irrsinn, genannt: Leben.

Für ihr Regiedebüt-Charakter-Drama wurde die Schauspielerin, Produzentin und Autorin MAGGIE GYLLENHAAL („Crazy Heart“), Schwester von Jake Gyllenhaal, letztes Jahr beim Venedig-Festival mit dem „Silbernen Löwen“ ausgezeichnet. Zu Recht, denn mit OLIVIA COLMAN und mit einem solch hervorragenden Ensemble waren Spitzenkräfte wunderbar aktiv (= 4 1/2 PÖNIs).

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