LAMB

PÖNIs: (4/5)

„LAMB“ von Valdimar Jóhannsson (Co-B + R; Island/Schweden/Polen 2020; Co-B: Sjón; K: Eli Arenson; M: Pórainn Guonason; 106 Minuten; deutscher Kino-Start: 6.1.2022);

EXOTISCH. VERWUNDERLICH. POESIE IN ISLÄNDISCHEM HORROR. Das Spielfilmdebüt von VALDIMAR JOHANNSSON (Co-B + R; Island/Schweden/Polen 2020; Co-B: SJÓN; 106 Minuten). Titel = „LAMB“. SIE ist das Zugpferd. NOOMI RAPACE (auch Co-Produzentin). Bekannt und populär geworden als Lisbeth Salander in der Kino-Adaption von Stieg Larrsons Millenium-Trilogie: Verblendung/Verdammnis/ Vergebung (2009). Hier heißt sie Maria. Ist die Gattin von Ingvar (HILMIR SNAER GUONASON). Fernab der isländischen Zivilisation haben sie es sich eingerichtet. Züchten Schafe. So wie es ausschaut sind sie mit ihrem ruhigen, überschaubaren Da-Sein und mit sich zufrieden. Man hat sich in dieses einfache, mit der Natur verbundene Leben arrangiert. Maria und Ingvar benötigen in ihrem Zusammenleben nicht viele Worte. Dennoch – der Zuschauende spürt, „da ist doch was“. Aber was bloß? Wir empfinden ein Geheimnis. Irgendetwas Besonderes. Verbirgt sich doch hier. Hier IST DOCH WAS. Das sich dann auch eines Nachts offenbart. Als ein Schaf ein mysteriöses Wesen gebärt. Ein Zwitterwesen. Halb Schaf, halb Mensch. Das fortan von Maria und Ingvar wie ein eigenes Kind liebevoll im Haus aufgezogen wird, Ada heißt, und das sie mit Kindermantel ausstatten, wenn es über die Wiesen geht. Und das sie abends ins alte Kinderbett packen oder auch schon öfters mit ins warme Bett nehmen. Während „draußen“ die Schafsmutter nach ihrem Nachwuchs blökt. Inmitten einer „an sich“ friedlichen gemeinsamen Stimmung, läuft hier was Schräges. Ohne laute Kommentierung. Doch erst als  Petur, der „nicht ganz koschere“ Bruder von Ingvar auftaucht (BJÖRN HLYNUR HARALDSSON), ist eine zunehmende Anspannung zu verzeichnen. Zudem vermag Petur „dieses Idyll“-hier nur mühselig akzeptieren.

Nein, der Horror, den ich in der Artikel-Überschrift signalisiere, hat nichts mit den Gedanken zu tun, die sich damit verbinden. Das Genre aus Hollywood („The Exorzist“) ist weit entfernt. Viel mehr müssen wir konstatieren – greifst du in die hiesigen Naturgeschehnisse ein, kann es spannend passieren, dass die Natur „sich wehrt“. Ihren „verabredeten“ Anteil von Teilnahme und Besitz ausreizt. Was für dich, Mensch, nicht immer von Vorteil ist. Ganz im Gegenteil. Was für ein skurriler, imposanter isländischer Heimatfilm! Mit Magie und Gefühlen scheinbar harmlos/normal, aber auch empfindsam spielend. Das isländische Kino beschert neuartige Bilder und existenziell-spöttische Gedanken. Sie können überkandidelt, sogar verrückt sein, aber eben auch bestimmend. Beim vorjährigen Cannes-Festival gab es die Auszeichnung mit dem Preis für Originalität in der „Forums“-Sektion „Un Certain Regard“ (Valdimar Jóhannsson); und beim Europäischen Filmpreis 2021 erhielten Peter Hjorth und Fredrik Nord die Auszeichnung für die „Besten visuellen Effekte“.

„LAMB“ oder: Zum neuartigen Erleben vorzüglich KINO-geeignet (= 4 PÖNIs).

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