DIE FAST PERFEKTE WELT DER PAULINE

DIE FAST PERFEKTE WELT DER PAULINE“ von Marie Belhomme (Co-B + R; Fr 2014; Co-B: Michel Leclerc; K: Pénélope Pourriat; M: Alexis HK; 83 Minuten); „Les chaises musicales“, so der Originaltitel, (meint im Französischen das Stühle-Spiel „Die Reise nach Jerusalem“), erinnert im deutschen Titel nicht zufällig an „Die fabelhafte Welt der Amelie“, an jene wunderbare phantasievolle Pariser Mädel-Poesie von 2001 (s. Kino-KRITIK), vermag sich aber diesem Klassiker nicht ansatzweise zu nähern. Die Co-Drehbuch-Autorin und Debüt-Regisseurin Marie Belhomme, Jahrgang 1978, dort geboren, wo ihr Film spielt, nämlich in Rennes, der Hauptstadt der Bretagne, verarbeitet autobiographische Erinnerungen.

Ihre Pauline (ISABELLE CARRÉ) ist Ende 30, eine ziemliche Tölpel, um es niedlich zu beschreiben, macht auf Kindergeburtstagen den Kasper, nennt sich bei ihrer Job-Suche „eine (fast) professionelle Musikerin“, sorgt in Altenheimen im Bananenkostüm „für Stimmung“, kurzum: hat Mühe, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Pauline ist eine verhuschte Type, die Sätze selten ganz ausspricht und im Übrigen mit ihrer Hektik dafür sorgt, dass an der Müll-Deponie ein Mann in die Grube stürzt, weil sie ihn versehentlich erschreckt hat. Fabrice heißt er, und es stellt sich heraus, dass er in der Region Musiklehrer ist. Weil sie partout nicht sagen kann und will, was wirklich passiert ist, lügt sie sich in seine Welt hinein, während der Kerl im Krankenhaus im Koma liegt. Tag für Tag besucht sie ihn und gibt sich als Halbcousine aus. Natürlich treibt sie es „zu bunt“ und muss sich eines Tages der Wahrheit stellen. Und ihren Emotionen.

Ein spätes Mädel, das nicht der Norm entspricht, aber durch ihre Hibbeligkeit mehr nervt denn betört. Pauline und ihre charmante Lügen-Welt kommen nie in eine wirklich lustige Spannungsspur, sondern hangeln sich von magerem Slapstick und Nonsens. Und zurück. Isabelle Carré, 2011 in „Die anonymen Romantiker“ ähnlich verklemmt aktiv (s. Kino-KRITIK), gibt sich Figuren-Mühe, aber dass ihre Spielleiterin Marie Belhomme noch eine Anfängerin ist, ist permanent zu empfinden, denn das ironische Thema und seine Figuren werden viel zu wenig lustvoll ausgereizt. Verlieren sich im wenig erbaulichen Niemandsland der Beliebigkeit und spürbaren Unwahrscheinlichkeit (= 2 ½ PÖNIs).

Teilen mit: