ETHEL & ERNEST

„ETHEL & ERNEST“ von Roger Mainwood (GB/Luxemburg/Wales 2015/2016; Animation-Director: Peter Dodd; Art-Director: Robin Shaw; basierend auf dem gleichnamigen Graphic Novel von Raymond Briggs/1998; Co-Produzent: Raymond Briggs; M: Carl Davis; Song: „In The Blink Of An Eye“ von und mit Paul McCartney; 91 Minuten; deutsche Heimkino=DVD-VÖ: 8.6.2018); dies ist ein ganz besonders besonderer Animationsfilm. Die Gründe: Er entstand mit 67.680 handgezeichneten (und bewegten) Einzelbildern, und er ist dermaßen unspektakulär-faszinierend, dass man aus dem wunderschönen Staunen und Empfinden gar nicht mehr herauskommt = aus diesem kleinen, feinen Meisterwerk. Dessen Geschichte zudem an vielen Stellen und Motiven identifizierbar ist. Verbunden mit den Erinnerungen an eigene allgemeine wie spezielle familiäre Lebenseinzelheiten.

RAYMOND Redvers BRIGGS. Geboren am 18. Januar 1934 in Wimbledon, Surrey, England. Seine Eltern waren der Milchmann Ernest (1900-1971) und die Kammerzofe und Hausfrau Ethel Briggs (1895-1971). Raymond Briggs ist ein in Großbritannien populärer Zeichner, Cartoonist, Graphic Novelist und Autor. Am bekanntesten ist er in England für seine Geschichte „The Snowman“, ein Buch ohne Worte, dessen Cartoon-Adaption des Öfteren im Fernsehen übertragen und dessen musikalische Adaption jedes Jahr zu Weihnachten aufgeführt wird. Sein Comic-Roman „Ethel & Ernest“, der die 41jährige Ehe seiner Eltern porträtiert, kam 1998 auf den Markt und wurde als „Bestes Illustriertes Buch“ im Jahr darauf mit dem „British Book Award“ ausgezeichnet. 2015/2016 entstand daraus dieser Animationsfilm, an dem Raymond Briggs als Mit-Produzent beteiligt war.

„Meine Eltern waren in keiner Weise außergewöhnlich gewesen“, stimmt uns eingangs Raymond Briggs „real“ ein. Und dies wird stimmen. Denn bei seinen Erzeugern Ethel & Ernest, die sich 1928 kennen- und liebenlernen, handelt es sich wahrhaftig um Zwei „aus dem Volk“. Aus der „Working Class“. Deren Alltag einfach „normal“ verläuft. Dass einen deren Schicksal und Lebens-Lauf trotz dieser scheinbaren Banalität so neugierig-packend interessiert, liegt an diesem eben unspektakulären wie liebevoll-humorigen Blick auf die – vergleichsweise – unaufgeregten Aufgeregtheiten des Paares während der Zeiten. So dass man sie zwangsläufig bald wie gute Bekannte vereinnahmt. Zudem entsteht diskret wie süffisant durch die Verbindung mit britischer Zeitgeschichte inmitten des sich verändernden Großbritanniens auch ein Porträt der sozialen, politischen Zustände; von den späten Zwanzigerjahren über die schlimmen Einschnitte während des Zweiten Weltkrieges bis hin zu den gesellschaftlichen Umbrüchen in der 1960er Jahre-Epoche, mit der ersten Labour-Regierung. Mitten drin, die „Kommentatoren“ Ethel & Ernest, denen vor allem das Wohlergehen und die Erziehung ihres im Januar 1934 geborenen Sohnes Raymond wichtig ist. Und wir – intelligent wie einfühlsam angesprochen – immer mehr an deren Da-Sein teilnehmen. Mit Vergleichen zum eigenen familiären Umfeld und deren schicksalhaften „Erlebnissen“. Über die Jahre und deren Inhalte.

„ETHEL & ERNEST“ ist ein individuelles, liebevoll-spannendes Porträt über normale Menschen in ihren „normalen“ Zeiten. Motto: Das bewegende, berührende, clevere Verständliche an beziehungsweise von: Alltäglichkeit. Inmitten „speziellem“ britischen Ambiente. Mit viel „typischem“, also pointiertem Amüsemant-Charme. Zum SEHR unterhaltsamem Mit- bzw. Nach-Empfinden. Was auch an der hervorragenden Sprache liegt: im Original sind BRENDA BLETHYN & JIM BROADBENT sowie LUKE TREADAWAY als erwachsener Raymond fabelhafte Sprach-Vermittler; im Deutschen begleiten ELENA WILMS & ROBIN BROSCH die atmosphärische Verbal-Zweisamkeit.

„ETHEL & ERNEST“ ist eine herzerwärmende Animationsentdeckung für Erwachsene (= 4 PÖNIs).

P.S.:  Die DVD enthält – allerdings nicht untertitelte – „Making-of-Featurettes“ über die Entstehung, wobei neben Raymond Briggs auch u.a. Regisseur Roger Mainwood und weitere Team-Mitglieder sowie die prominenten britischen Synchronsprecher zu Wort kommen. Außerdem wird der – beeindruckenden – Musik von CARL DAVIS eine kleine Aufmerksamkeit gewidmet – und dem Song „In The Blink Of An Eye“, den Beatles-Legende PAUL McCARTNEY beigesteuert hat.

Anbieter: „Universum Film“.

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