Entdeckung der Currywurst Kritik

DIE ENTDECKUNG DER CURRYWURST“ von Ulla Wagner (D 2008; 106 Minuten; Start D: 11.09.2008).

Geboren in Düren/NRW, Studium der Theaterwissenschaft, Publizistik und Germanistik an der FU Berlin, mit Abschluss-Magister Artium; seit 1985 als Regieassistentin, Casterin, Dramaturgin (u.a. beim SFB) sowie als freie Autorin und Regisseurin bei diversen TV-Produktionen und Kurzfilmen tätig. Im Jahr 2000 entsteht, als deutsch-französische Co-Produktion, ihr erster abendfüllender Spielfilm: “Anna Wunder“ (Erstausstrahlung: 19.10.2001 bei “Arte“). Film 2 basiert auf der gleichnamigen Novelle von Uwe Timm aus dem Jahr 1993, die bereits für einen Comic (von Isabel Kreitz/1996) sowie für ein Bühnenstück (Uraufführung am 26.9.1998 am “Freien Werkstatt Theater“ in Köln) Grundlage war‚ wobei allerdings die Rahmenerzählung erheblich gestrafft und auf die historische Liebesgeschichte konzentriert wurde.

Wir befinden uns in der Endphase des 2. Weltkriegs in Hamburg. Fanatiker faseln noch immer vom “Endsieg“ und schicken viele Männer in den “Heldentod“. Lena Brücker, eine in die Jahre gekommene, etwas verhärmte “Strohwitwe“, leitet eine Werkskantine. Ihr Mann wie auch der Sohn befinden sich an der Ostfront, beim Kinogang lernt sie den jungen Marinesoldaten Hermann Bremer kennen. Auch er ist zum “Endkampf an der Heimatfront“ abkommandiert, sie aber weiß dies zu verhindern. Stimmt ihn um und versteckt ihn in ihrer Wohnung. Wo ein außergewöhnliches Liebesabenteuer beginnt. Während Lena in den nächsten Wochen förmlich aufblüht, leidet Hermann unter der Enge und dem Eingesperrt sein in der Wohnung. Zudem macht der fanatische Hausblockwart-Nazi-Schnüffler ihm und ihnen andauernd zu schaffen. Drumherum: Bekannte Rollen-Stichwortgeber wie der denk- und verbal-aufsässige Kantinenkoch, naive Fanatiker, die üblichen “grauen“ Arbeitskollegen/lnnen.

Als der Krieg zu Ende ist, verschweigt Sie Ihm das, um noch Mehr-Tage auf ihrer “Matratzeninsel“ verbringen zu können. Wohlwissend, dass es für Beide keine Zukunft geben kann; schließlich warten auf Hermann Frau und Kind. Als dann ihr Mann und ihr Sohn aus dem Krieg zurückkehren, hat sich die Ehefrau und Mutter verändert. Ist selbständiger, robuster, emanzipierter geworden. Kann ihr Leben fortan selbst bzw. allein in die Hände nehmen. Und es beginnt, siehe Titel, eine ganz andere, ganz geschäftige Zeit für Lena Brücker.

Filmisch ein bisschen betulich das Ganze, ein bisschen SEHR spröde, fernsehspielhaft-hölzern, dargeboten. Ziemlich vorhersehbar und auch mit keinerlei Neuerungen aus der “damaligen Zeit“ argumentierend. Die Figuren nehmen ihre festgelegten Positionen ein, hier die schrecklichen Unbeirrbaren, dort die leisen Spötter. Die atmosphärische Haupt-Konzentration gilt dem ungleichen Liebespaar in der Wohnung. Dabei ist die 57jährige BARBARA SUKOWA (“Berlin Alexanderplatz“ von Fassbinder/1980; “Die bleierne Zeit“ von Margarethe von Trotta/1981; “Lola“ von Fassbinder/1981; “Rosa Luxemburg“ von Margarethe von Trotta/1986) von starker Ausstrahlung und beeindruckender Charisma-Präsenz, während ihr Partner, der 28jährige Freiburger Schauspieler ALEXANDER KHUON in seiner ersten großen Kinorolle, “dahinter“ bleibt; seine Ausstrahlung wirkt oft nur statisch bis hilflos. Und der Titel?:
Nun, unter einem Schulaufsatz würde stehen “Thema verfehlt“, denn erst in den letzten 20 Minuten dieses 108minütigen Films kommt selbiger zum Titelthema, und das auch nicht gerade originell, zwingend oder sonderlich pointiert.

Ein ruhiges, kleines, “überschaubares“ Werk mit
dem darstellerischen Prunkstück BARBARA SUKOWA, das allerdings auf der großen Leinwand INSGESAMT ein bisschen “verloren“ wirkt (= 2 ½ PÖNIs).

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