ELVIS

PÖNIs: (5/5)

„ELVIS“ von Baz Luhrmann (Co-B, Co-Produktion + R; USA 2020; Co-B: Craig Pearce; Sam Bromell; Jeremy Doner; K: Mandy Walker; M: Elliott Wheeler; 159 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.6.2022);

EINE ROCK-WUCHT. Atmosphärisch-pur. Circensisch = Mit vielen Gedanken! Titel = „ELVIS“. Von BAZ LUHRMANN (Co-B + R; USA 2020; Co-B: Craig Pearce; Sam Bromell; Jeremy Doner; K: Mandy Walker; M: Elliott Wheeler; 159 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.6.2022). Dass uns ein aktueller Film von Sekunde Eins bis zum Ausstieg in der 159. Minute packt, choreographisch fesselt, phantastisch mit-zieht, begeistert, passiert auch nicht alle Kino-Tage. Doch man konnte ahnen, was sich bei einem – übrigens australischen – Schauspieler und Autoren-Regisseur Mark Anthony „Baz“ LUHRMANN spitzenvolles tut. Gemeint ist: 1992 gab er sein Debüt als Spielfilmregisseur mit „Strictly Ballroom“, einer romantischen Komödie, die auf seinem gleichnamigen Theaterstück basiert. Mit diesem Werk begründete Luhrmann seine Read-Curtain-Trilogie, die er mit „William Shakespeares Romeo + Julia“ (mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes) und „Moulin Rouge“ (mit Nicole Kidman und Ewan McGregor) abschloss. Als RED CURTAIN bezeichnet Baz Luhrmann eine Filmsprache, die eine aktive Teilnahme des Publikums an einem Film erreichen will. Bestandteil dieser Sprache ist eine extrem vereinfachte Handlung, die durch Musik- und Tanzeinlagen unterbrochen wird und damit eine westliche Ausprägung der Bollywood-Filme darstellt. 2008 schuf Baz Luhrmann „Australia“ (mit Nicole Kidman und Hugh Jackman /s. Kino-KRITIK), während 2013 von ihm „Der große Gatsby“ (mit Tobey Maguire, Leonardo DiCaprio und Carey Mulligan /s. Kino-KRITIK) herauskam, der am 15. Mai 2013 außer Konkurrenz die 66. Internationalen Filmfestspiele von Cannes eröffnete.

Jetzt: ELVIS. PRESLEY. Der schon als junger Knabe hinter den Rhythmen des „schwarzen Rock ’n‘ Roll“ im tiefsten amerikanischen Süden her ist. Sich unter das Nachbarschaftsvolk mischt und das dynamische, bewegungsstarke Feuer und Fieber einwirken lässt. Wohl ahnend, mit diesen Klängen selbst bald „zu tun zu haben“. Der Countdown startet. Wir blicken auf einen überfüllten Saal in Memphis Anno 1954. Zwar ist der Menge ein Country-Musik-Revival mit Ikone angekündigt, doch die Meute wartet gierig auf den Nebenauftritt eines 19jährigen Lastwagenfahrers aus der Region namens Elvis. Die Folgen sind bekannt  – ab sofort gibt es kein Halten mehr. Auf den Bühnen, in den Hallen. Vor allem „DIE MÄDELS“ kriegen sich gar nicht mehr ein. Flippen total aus, sobald sie Elvis sehen, präziser: ELVIS Ganzkörper-EMPFINDEN. WIE „DAS“ sich entwickelte und WARUM, erklärt von Anfang an D E R „Kommentator“, sprich: Elvis-Agent. Namens COLONEL TOM PARKER. Der sich ab sofort einmischt und die Dollar-Kohle riecht, die energisch winkt. Allerdings muss er auch die wütenden konventionellen Moralwächter und religiöse Fanatiker des US-Südens besänftigen. Die keinerlei öffentliche Ekstase zu dulden beabsichtigen. Zumindest – der „Colonel“ (der nie ein richtiger Colonel war) will es versuchen Denn ELVIS gibt auf der Bühne alles. Bewegt sich wackelnder und swingender/schwingender/Hosen-bewegungsfreudiger wie noch nie ein Anderer zuvor. Der weibliche Zulauf ist enorm. Währenddessen hat Tom Parker längst das Regiment hinter den Kulissen  übernommen. Bestimmt die Regeln. Nach seinen Interessen. Was Karriere und – vor allem – Einnahmen betrifft. Während der Dream-Boy immer ausufernder seine Hüften und darunter und die rockige Energie toben lässt. Was die Rassisten im Land immer empörter = aufgeregter auf die Protestplane bringt. Von wegen – wir müssen diesem antiamerikanischen „Schmutz“ Einhalt gebieten. Die herrschende politische USA-Stimmung streift das turbulente Geschehen. Von wegen – Rassentrennung beibehalten. Brüllen die Faschos. Was zu aufgewühltem Emotions-„Rabatz“ führt. Und dann steht plötzlich die geliebte Priscilla (OLIVIA DeJONGE) vor der Ehe-Tür.

Die Musik kracht. Wunderbar. Die Geschichten halten nicht an. Ganz im Gegenteil. Sie bewegen sich permanent wie gigantische Wirbelstürme. „ELVIS“, der Film, wird von Baz Luhrmann phänomenal ausgereizt. Jede Sekunde strömt menschliche „Benzin-Kraft“ über die elektrisierte Leinwand. Baz Luhrmann sorgt für Kein-Halten. Optisch, akustisch, inhaltlich. Packend. Mit diesem – unsterblichen – Elvis-Sound. Hier: Der extrascharfe Soundtrack. Dieses Elvis-Movie wird triumphal ein Kino-Voll-Genuss. Mit dem faszinierenden Duell zwischen dem Dämon „Colonel“ Tom (Mephisto) Parker und dem ehrgeizigen Rock-Melder Elvis Presley. Direkt im Ring: Der zweifache „Oscar“-Preisträger TOM HANKS – gigantisch verpackt, brillant maskiert – als listiger Ausbeuter, manischer Kartenspiel-Verlierer, als ein geschäftstüchtiges, durchtriebenes Agenten- Ekeldirektpaket; sowie dann dieser 30jährige (TV-Serien-)Newcomer AUSTIN BUTLER, dem man gerne zugesteht: DU BIST 2022 ELVIS! WIE DU überragend – selbstverständlich in diesen Elvis einsteigst und DEN grandios übernimmst; wie DU als KING grenzenlos aufsteigst; WIE DU die Elvis-Songs darbietest  –  alles sagenhaft. Überzeugend. Begeisternd. Rockig – Aufwühlend. Wie DU die auf Dich geschossenen Verbalkugeln einfängst, abprallen lässt = irre. AUSTIN BUTLER, DU BIST D E R  ELVIS-HAMMER!

Wenn ich nicht in einem Kino gewesen wäre, mit Sitzplatzanordnung, hätte ich bisweilen (mit-)getanzt. Was für ein empathischer, nachdenklicher, rauschhafter Number-One-Rock-Trubel  (= 5 PÖNIs).

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