Elegy Kritik

ELEGY ODER DIE KUNST ZU LIEBEN“ von Isabel Coixet (USA 2007; 112 Minuten; Start D: 14.08.2008); einer spanischen Regisseurin und Drehbuchautorin, die vor 5 Jahren auf der Berlinale mit dem Familien-Drama “Mein Leben ohne mich“ ihren internationalen Durchbruch erreichte. Ihr 2006 gedrehter Film “Das geheime Leben der Worte“ dominierte bei den “spanischen Oscars“, den “Goyas“, und gewann in den Kategorien “Bester Film“, “Beste Regie“, “Bester Produzent“ sowie “Bestes Original-Drehbuch“. Ihr neuester Film hatte im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale Welturaufführung.

Drehbuch-Autor Nicholas Meyer adaptierte dabei den im Jahr 2001 herausgekommenen Roman “Das sterbende Tier“ des amerikanischen Schriftstellers Philip Roth. Sein Held: Der in die Jahre gekommene Literatur-Professor David Kepesh. Der unterrichtet an einer Hochschule und genießt, auch gerne “praktisch“, die Verehrung seiner Studentinnen. Kurze wie unverfängliche Affären hakt der bindungsunwillige Intellektuelle, der aus seiner Ehe geflohen ist, schnell ab. Doch als er der wunderschönen Consuela Castillo begegnet, ändert sich emotional alles. Eine ebenso leidenschaftliche wie tragische Beziehung nimmt ihren Lauf. Und:
Die temperamentvolle junge Frau macht dem charismatischen Literaten auch deutlich, dass sie ihm intellektuell durchaus “gewachsen“ ist. Ein alternder Zyniker wird von der Liebe “überrannt“. Blüht als Liebhaber noch einmal prächtig auf, steht sich aber dann selbst im Weg, ist geradezu “lächerlich“ eifersüchtig und spießig-besitzergreifend. Zudem: In dieser Lebensphase an die Liebe WIRKLICH zu glauben, ist ihm nicht (mehr) möglich.

Ein Balanceakt von großem Emotions-Kino. Ergreifend und schön, auf den gefühlvollen Pointen-Punkt zwischen Ironie und Glaubwürdigkeit gebracht. Ohne jeden Anflug von Sentimentalität und Voyeurismus; mit melancholischen Gedanken, Brüchen und Bewegungen. Dabei geht es nicht um den ewigen Geschlechterkampf oder um Parteinahme.

Es geht um eine behutsam entwickelte Geschichte einer spannenden Beziehung. Was deshalb so einfühlsam funktioniert, weil sie erzählerisch unaufgeregt, sanft, dicht daherkommt und darstellerisch wunderbar “gelingt“: “Oscar“Preisträger Sir BEN KINGLEY (“Gandhi“), kürzlich als alkoholkranker KiIIer in “You Kill Me“ von schon grandioser Nonchalance, trifft in Worten wie mit seiner Körpersprache, trifft in Bewegung, Gesten und Blicken genau den richtigen Reiz-Ton eines überklugen Egoisten, der über die Endlichkeit lamentiert und die Gegenwart des Lebens verdrängt.

Die spanische Schönheit PENELOPE CRUZ ((“Volver – Zurückkehren“) ist ein ebenbürtiger Partner und überzeugt mit viel Charme, Selbstbewusstsein, Intensität. Ein virtuoses Beziehungs-Kammerspiel, mit weiteren hervorragenden Stichwortgebern wie Patricia Clarkson als Kepeshs Dauer-Bett-Freundin, die als Karrierefrau erste schmerzliche Erfahrungen mit verblassener Attraktivität machen muss; Peter Sarsgaard als Sohn, der dem Vater nie verziehen hat, dass er die Mutter verlassen hat, sowie mit DENNIS HOPPER als Freund und Weggefährte, der gerne Ratschläge gibt, diese selbst aber nie befolgt. Ein Film, der INSGESAMT auch gut komponiert ist: Untermalt ist er von einer angenehm unaufdringlichen Klaviermusik, die sich nur selten in den Vordergrund schiebt, und ausgestattet ist er mit außerordentlich gedämpften, ruhigen Farbtönen, die der Romanze eine stimmungsvolle Warm-Note gibt.

In “Elegy“ lässt sich gut-unterhaltsam-fein eintauchen (= 3 ½ PÖNIs).

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