EINER NACH DEM ANDEREN

PÖNIs: (3,5/5)

„EINER NACH DEM ANDEREN“ von Hans Petter Moland (Norwegen/Schweden/Dänemark 2013; B: Kim Fupz Aakeson; K: Philip Ogaard; M: Brian Batz, Kaspar Kaae, Kare Vestrheim; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 20.11.2014); seit seiner schwarz-komischen „Kaurismäki“-Komödie „Ein Mann von Welt“ (s. Kino-KRITIK) zählt Hans Petter Moland zu meinen skandinavischen Arthouse-Kino-Lieblingen. Sein Lieblingsschauspieler ist, wie schön, dort wie hier im Mittelpunkt: STELLAN SKARSGARD („Mamma Mia!“; „Illuminati“; zuletzt intensiv nebenbei in „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“). In „Einer nach dem Anderen“ mimt er den rechtschaffenen und meistens ziemlich schweigsamen Familienvater Nils. Der in der norwegischen Provinz ein beschauliches wie „überschaubares“ Leben als pflichtbewusster Schneeräumer führt. Mit seinem riesigen, gelben Schneepflug sorgt er dafür, dass die Dorfbewohner stets „freie Fahrt“ haben. Deshalb haben sie ihn, den schwedischen Einwanderer, auch zum „Bürger des Jahres“ auserkoren. Nils habe sich „einwandfrei“ integriert, er sei geradezu ein Vorzeigebeispiel für einen perfekt in Norwegen integrierten Einwanderer, meint sogar die Zentrums-Partei, die ihn anwerben möchte. Doch dann bekommt die Existenz des Nils Dickman eine üble Beule. Als sein Sohn Ingvar tot aufgefunden wird. Mit einer Überdosis von Drogen im Körper. Doch Nils misstraut diesem polizeilichen End-Ergebnis. Wird zum Schneepflug-Schnüffler: Macht sich selbst auf, um herauszukriegen, was passiert ist. Mit der ihm eigenen „stummen“ Beharrlichkeit und „Hand-Arbeit“ erfährt er nach und nach – „seine“ Toten werden dabei mit Namen und Religionszugehörigkeit fein säuberlich eingeblendet und in der „Reihenfolge ihres Ablebens“ gewürdigt -, dass hier ein gut organisiertes Kartell übel „ackert“. Mit diesem geschniegelten Zöpfchen-Dandy, genannt „Der Graf“ (köstlich schizo: PAL SVERRE VALHEIM HAGEN), an der Spitze. Ein Veganer im Nadelstreifen, der in Scheidung lebt, um Besuchszeiten für seinen Sohn klagt und gerne frischen Möhrensaft für seine „Mitarbeiter“ presst. Um sie dann fertig zu machen.

Aber zurück: Rache ist mein, lautet das Motto und die „überzeugende Schnüffel-Arbeit“ von Nils, wobei er anonym im Hintergrund „hantiert“. So dass „Herr Graf“ vermuten muss, dass hier „die Serben“ ihm in die profitable Quere kommen wollen. Was DENEN wiederum, mit ihrem „Papa“-Anführer (spitzbübisch-grotesk: BRUNO GANZ!), die familiäre Laune verdirbt. So dass man sich gegenseitig „anpisst“. Also auslöscht. Zur unaufgeregten Freude von Nils. Über den von ihm entfachten Privat-Krieg. Doch – natürlich – muss er sich schließlich zum „letzten Duell“ höchstpersönlich stellen. Im Schnee-Ring.

Das Schräge der Coen-Brüder (wir befinden uns im norwegischen „Fargo“), die lakonische Atmosphäre und das ebensolche Typenpersonal eines Aki Kaurismäki sowie der ironische Schwarz-Schmutz eines Quentin Tarantinos … standen hier augenzwinkernd filmisch Pate. Für ein cool-amüsantes Rache-Epos, das zynisch mit den Genre-Mustern Gut-Böse spielt. Mit einem urigen, wütenden Kraft-Sensibelchen von Stellan Skarsgard-Nils. Bisweilen, gegen Ende, kommt „Kraftidioten“, so der wunderbare Originaltitel, ein wenig abgestumpft als übersteigerte Tötungs-Arie daher, aber insgesamt ist er doch clever mit vielem komischen skandinavischen Sarkasmus-Spott und lässiger Humor-Häme getimt.

„Rache ist ein primitives, aber doch sehr menschliches Bedürfnis“, grinst uns Hans Petter Moland im Presseheft an. Sein neuester Schwarz-Ulk-Streich wirkt denn auch dementsprechend betörend „charmant“ (= 3 ½ PÖNIs).

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