EIN LIED IN GOTTES OHR

„EIN LIED IN GOTTES OHR“ von Fabrice Eboué (B + R; Fr 2016; K: Philippe Guilbert; M: Guillaume Roussel; 89 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.07.2018); die Film-Franzosen sind klasse. Weil mutig, dies, was wir hierzulande gerade unter dem Motto „Özil-Rassismus“ diskutieren, gehört dort seit Jahren zum Spielfilm-Alltag. Die Versuche, den heimischen „Clash der Kulturen“ süffisant wie hintergründig aufzunehmen, um ihn im Rahmen eines Unterhaltungsangebots auszuloten, werden bei uns entweder „streng“ („Aus dem Nichts“ von Fatih Akin) oder theoretisierend („Lichter“ von Hans-Christian Schmid) oder merkbar-bemüht („Der Albaner“ von Johannes Naber) – wenn überhaupt –  im Spielfilm-Lichtspiel behandelt. „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2014/s. Kino-KRITIK); „Ein Dorf sieht schwarz“ (2016/s. Kino-KRITIK) oder „Voll verschleiert“ (2017/s. Kino-KRITIK) stehen dagegen für französischen Mut, gegenwärtige, aktuelle Spannungen zwischen einheimischen Bevölkerungsgruppen komödiantisch, also im breiten Unterhaltungsangebot, anzugehen. Nicht immer geschmackssicher oder gelingend, aber: der Versuch gilt. Der Kino-Zulauf bei unserem Nachbarn jedenfalls ist für solchermaßen spielerische (Show-)Experimente vergleichsweise enorm. Während sich bei uns weitgehend eher mutige TV-Filme (auch: „Tatort“-Folgen) und Dokumentationen „damit“ befassen. Sich „was trauen“.

Für Nicolas (Autor + Regisseur: FABRICE EBOUÉ), den Musik-Produzenten, kommt es gerade knüppeldick: die Gattin hat sich mit Tochter wegen eines Seitensprungs von ihm verdünnisiert und beruflich läuft es auch nicht. So. Seine Chefin droht ihn rauszuschmeißen, wenn er nicht innerhalb eines halben Jahres endlich einen Erfolg vorweisen kann. Mit einer Gruppe, die das legendäre „Olympia“ füllt. Gemeinsam mit seiner mannstollen Assistentin Sabrina (AUDREY LAMY) macht er sich auf die Suche. Anlass: Eine göttliche Eingebung. Zusammengefasst: wie wäre es, wenn ein katholischer Priester, ein Rabbi und ein Imam zusammen auftreten würden? Sozusagen als überkonfessionelle Boygroup? Mit dem Namen „Coexister“ (= französisch: „koexistieren“)? Wie gesagt – zusammengefasst. Denn natürlich ist solch ein Trio nur schwer zu finden und dann – noch schwerer beieinander zu halten. Zumal sich Frömmigkeit und Gesangstalent – plus Kommerz – nicht automatisch paaren. Zudem gilt es, mentale „Störungen“ zu deckeln und überhaupt – wie kann es sein, dass sich ein katholischer Priester mit begnadeter Stimme zu einem One-Night-Stand mit Sabrina hinreißen lässt?

Politische Korrektheit – auf den listigen Kopf gestellt. Klamauk – spielt durchaus mit. Vorurteile – werden komisch-argumentativ angegangen. Toleranz und Akzeptanz, darum wird hier fröhlich verhandelt. Nicht immer tiefenschürfig, dafür aber an der Oberfläche immer noch reichlich temperamentvoll. Schlau. Religion – bitte nicht ganz so ernst nehmen. Lautet das stimmige Signal. Sonst gibt es ja kein Vergnügen mehr. Bei dem man „Probleme“ einfach mal schelmisch wegprustet. Wie hier.

Dieses neue französische Film-Lied ist ein lockerer Twist mit Gedanken-Schärfe und Nonsens-Plus (= 3 1/2 PÖNIs).

 

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