DER KÖNIG DER LÖWEN (1994)

PÖNIs: (5/5)

„DER KÖNIG DER LÖWEN“ von Roger Allers & Rob Minkoff (USA 1993/1994; B: Irene Mecchi, Jonathan Roberts, Linda Woolverton; M: Hans Zimmer (Score), Elton John & Tim Rice (Songs); 88 Minuten; deutscher Kino-Start: 17.11.1994).

Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug

Es ist schwer jetzt noch, nach 15 Jahren, etwas „Neues“ über dieses 32. abendfüllende Disney-Zeichentrickmeisterwerk zu schreiben. Auch angesichts der bevorstehenden gleichnamigen „Realverfilmung“ (eine komische Marketing-Bezeichnung, denn eigentlich ist sie am Computer animiert), die heute, 2019, nur die logische Konsequenz jenes Konzerns ist, der aktuell fast ausschließlich auf die Retro-Vermarktung seiner eigenen Klassiker setzt. Was mal mehr und mal weniger gut funktioniert. Was aber das Original angeht, gab es kaum einen größeren Erfolg im „Magic Kingdom“. Zahlreiche Auszeichnungen, wie der „Oscar“ für die „Beste Filmmusik“ von HANS ZIMMER und den „Besten Song“ von ELTON JOHN („Can you feel the love tonight“/dt. Titel: „Kann es wirklich Liebe sein“) oder der „Golden Globe“ für den besten Film in der Kategorie „Comedy/Musical“, erhoben das Löwen-Coming-of-Age-Märchen in den Olymp der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Mit vielen Nachfolgern beziehungsweise Ablegern wie die Serien „Abenteuer mit Timon und Pumbaa“ (1995) beziehungsweise „Die Garde der Löwen“ (2015); die Sequels „Der König der Löwen 2 – Simbas Königreich“ (1998; s. Heimkino-KRITIK) sowie „Der König der Löwen 3 – Hakuna Matata“ (2004). Das gleichnamige Broadway Musical von ELTON JOHN und TIM RICE läuft zudem sehr erfolgreich seit 2001 ohne Unterbrechung im Hafentheater von Hamburg. Eine tierische (His-)Story also, von der die Menschen offenbar nicht genug bekommen können.

Es ist die Geschichte des kleinen Löwens Simba, der versucht seinen Platz im Kreis des Lebens zu finden. Sie weist dabei erstaunliche Parallelen zu klassischen Shakespeare-Dramen wie „Hamlet“, „Richard III.“ oder „Macbeth“ auf. Denn es geht hier – wie damals im alten England – um Brudermord und den intriganten Kampf um die Krone. Der böse Onkel Scar (synchronisiert von Großkatzenhauptsprecher THOMAS FRITSCH, der u.a. ebenfalls dem Säbelzahntiger Diego in „Ice Age“ seine Stimme lieh) tötet Simbas Vater, König Mufasa (WOLFGANG KÜHNE), auf hinterlistige Art und Weise, um selbst den Thron zu besteigen. Der rechtmäßige Erbe wird daraufhin verbannt und bedroht. Nur mit Hilfe seiner neuen Freunde, dem Erdmännchen Timon und Warzenschwein Pumbaa (im Deutschen unvergessen: ILJA RICHTER und RAINER BASEDOW), und mit dem Rat des weisen Mandrills Rafiki (JOACHIM KEMMER), gelingt dem später erwachsenen Raubtier die Rückkehr in s e i n Königreich. Sowie: dessen Verteidigung durch den Tod von Scar. So schließt sich der „Circle of Life“ (= ebenfalls berühmtester ELTON JOHN-Liedtitel des Films) und das Gesetzt der Natur, das der Stärkere bestimmt, wird erfüllt.

Alles dreht sich somit um die Selbstfindung eines Jugendlichen, die dem Werk eine disney-ungewohnte Ernsthaftigkeit verleiht. Nur unterbrochen durch einen sehr unterhaltsamen Comic-relief der beiden „Dick & Doof“ Nebenfiguren alias „Pumbaa & Timon“. Eingebettet in eine realistische Zeichentrick-Darstellung Afrikas mitsamt seiner atemberaubenden Landschaft, schufen die Regisseure Roger Allers, der u.a. an den Drehbüchern zu Disney-Hits wie „Die Schöne und das Biest“, „Aladdin“ oder „Arielle“ beteiligt war, und Damals-noch-Neuling Rob Minkoff, tiefe menschliche Emotionen, verankert im Wesen der bunten afrikanischen Tierwelt. Wer davon nicht schon auf Anhieb mitgerissen wird, verliert sich spätestens in den Klängen der beiden Musiklegenden HANS ZIMMER und ELTON JOHN, welche die Leichtigkeit und Ehrwürdigkeit dieses einmaligen Savannen-Kontinents be- und vor allem vertonten. Ohrwürmer und Hits garantiert.

In diese großen Fußstapfen zu treten wird für den neuen Film im aktuellen Kinojahr 2019 nicht einfach sein. Genauso wie einst für Baby-Simba das Erbe seines Vaters viel zu groß erschien. Ob der Nachfolger letztlich darin hineinwachsen wird… gilt abzuwarten. Bis dorthin lohnt sich aber der beherzte Griff ins Archiv, um noch einmal mit der gesamten Familie die Erzählung rund um den KÖNIG DER LÖWEN Revue passieren zu lassen. Und auch, wenn es nicht mein persönliches Lieblings-Disney-Stück ist, muss man doch vor diesem Meisterwerk mitsamt seinen liebevoll gestalteten Haupt- und Nebencharakteren respektvoll den Hut ziehen: Chapeau! (= 5 „Carrie“-PÖNIs; Hakuna Matata!)

 

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