Dean Spanley DVD-Kritik

Wir geraten nunmehr auch filmisch in die Nähe der Gefühlstage Advent/Weihnachten. Als deutsche DVD-Premiere ist eine hübsche wie emotionale Co-Produktion Neuseeland/GB aus dem Jahr 2008 zu annoncieren. Bei DER handelt es sich übrigens um den allerersten neuseeländischen Film, für den auf dem Filmfestival von Toronto der „Rote Teppich“ ausgerollt wurde:

DEAN SPANLEY“ von Toa Fraser (Neuseel./GB 2008; 96 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 08.11.2011).

Das Drehbuch von Alan Sharp adaptiert eine der 14 Kurzgeschichten aus dem Buch „My Tales with Dean Spanley“ von Lord Dunsany aus dem Jahr 1936, einem populären irischen Schriftsteller und Dramatiker, der mit bürgerlichem Namen Edward Plunkett, 18. Baron von Dunsany hieß (1878-1957). Wir befinden uns im vornehmen Londoner Bürger-Milieu von 1904. „Es ist eine alte Weisheit, dass außergewöhnliche Ereignisse ganz banal ihren Anfang nehmen“, hören wir den Erzähler eingangs aus dem Off klarstellen. Und in der Tat, ziemlich banal fängt es auch an – ein ganz und gar freundlicher Sohn, Henslowe Fisk, besucht an jedem Donnerstag seinen ganz und gar grantigen wie zynischen Vater. Der heißt Horatio und ist ständig mürrisch. Mies gelaunt. Nichts kann ihm der pflichtbewusste, freundliche Sohn auch nur annähernd Recht machen. Ständig und überall muss der Alte nölen. Granteln. „Negativ“ sein. Ein mentales Scheusal.

Der durch den Tod seiner Ehefrau und durch den Verlust seines jüngsten Sohnes im Zweiten Burenkrieg zum totalen Lebens-Zyniker und Ekel wurde. Einzig seine ältere Haushälterin, Frau Brimley, akzeptiert der Alte in seiner Umgebung. Doch Junior lässt nicht locker. Nimmt seinen Vater an einem dieser Besuchs-Donnerstage zu einem Vortrag mit. Über Seelenwanderung. Und Reinkarnation. Dabei machen Sohn und Vater die zufällige Bekanntschaft von Dekan Spanley. DEN ein ganz seltener, kostbarer 1891er Tokajer fortan süffisant die Zunge lockert. Denn der Kirchenmann behauptet steif und fest, im ersten Leben ein „bestimmter Hund“ gewesen zu sein. Ein walisischer Spaniel. DEM es bei seinem Herrn eigentlich gut ging. Und DER doch eines Tages „mit einem Kumpel“ abhaute. Und je mehr Dekan Spanley von seinem einstigen Hundeleben in der Besuchsfolgezeit schwärmt, je mehr kommt der alte Griesgram von Horatio ins Grübeln. Besaß er doch selbst einmal einen heißgeliebten Hund, der eines Tages verschwunden war. Weg war. Einen walisischen Spaniel. Sollte es tatsächlich denkbar sein, möglich sein…

Die Bilder von Kameramann LEON NARBEY schwärmen von einer wunderschönen friedlichen (Britannien-)Landschaft, in der es nur der Mensch einmal mehr NICHT versteht, sich friedlich zu benehmen. In Gestalt dieses Horatio Fisk, dem der (zur Drehzeit) 76jährige PETER O’TOOLE („Lawrence von Arabien“), mit seiner betörenden deutschen Spitzen-Stimme von JÜRGEN THORMANN, ein faszinierendes Sturkopf-Leben einhaucht. Während drumherum so namhafte Akteure wie JEREMY NORTHAM (der Thomas More in der preisgekrönten TV-Serie „Die Tudors“) als beharrlicher Sohn Henslowe; der einmal mehr grandiose Neuseeland-Star SAM NEILL („Jurassic Park“), mit seiner ebenso dynamisch-sanften deutschen Dauerstimme von WOLFGANG CONDRUS, als tierischer Dekan sowie der Hollywood-erprobte Australier BRYAN BROWN („FX – Tödliche Tricks“) als „spezieller Händler“ augenzwinkernd-lächelnd mitmischen. Um DIE BÜHNE für den Grandseigneur PETER O’TOOLE stimmig „auszubreiten“.

Für den hierzulande unbekannten Regisseur TOA FRASER, einem 1975 in Großbritannien geborenen Sohn eines Fidschi-Vaters und einer britischen Mutter, der seit 1989 im neuseeländischen Auckland lebt und Absolvent der dortigen Universität ist, blieb gar nicht so viel Arbeit; er mußte quasi, wie er auch im Bonusmaterial-Interview durchblicken lässt, seine Stars nur „bei guter Laune“ halten. Sein – nach dem (unbekannten) Debütwerk „Nr.2“ (1999) – zweiter Kinofilm ist ein sympathisch-schmackhaftes Unterhaltungsstück von besserem, also HERZlichem Familienkino. Und besonders in diesen Emotionswochen wunderbar zu goutieren.

Anbieter: „Ascot Home Entertainment“

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