Crosby, Stills, Nash & Young: Deja Vu

CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG – DÉJÀ VU“ von Bernard Shakey alias NEIL YOUNG (B+R; USA 2007; 96 Minuten; Start D: 10.07.2008); zählt zu den gegenwärtig BESTEN DOKUMENTARFILMEN überhaupt.

Man bezeichnet sie auch als Supergroup: David CROSBY, Stephen STILLS und Graham NASH, die “CSN“ 1968 als Folk-Band gründeten. Neil YOUNG schloss sich wenig später der Gruppe an, um am zweiten Erfolgs-Album von jetzt “CSNY“ mitzuwirken. Der Auftritt in Woodstock, die musikalische Begleitung der Protestbewegung gegen den Vietnam-Krieg, die harsche Kritik an maßloser Polizei-Gewalt gegenüber protestierenden Studenten mit 4 Toten (“Ohio“) . Musikalische Ästhetik paarte sich bei ihnen immer auch mit politischem Aktivismus; “CSNY“ waren Wortführer einer Generation Heranwachsender, die militärischem Patriotismus misstrauten. Die Band ist eine der wenigen Gruppen, die es in den späten 60er Jahren in Amerika an Popularität mit den Beatles aufnehmen konnte. Nach Trennung, Querelen, Wieder-Zusammenkommen nun also wieder ein Zusammenfinden.

Déjà vu: Aus dem Protest gegen den Krieg in Vietnam ist nun ein Protest gegen den Krieg im Irak geworden. Die alten Rock-Heroes, inzwischen sämtlichst um bzw. über die 60, sind wieder aktiv. NEIL YOUNG zeigt sich & Kollegen auf der “Freedom Of Speech“-Tour 2006. Kreuz und quer durchs gespaltene USA-Land. In Atlanta etwa reagiert ein Teil des Publikums empört auf diese politische Parteinahme, bis sie von der Mehrheit übertönt werden. Dass also hier kein “reiner“ Musikfilm entstand bzw. entstehen konnte, ist selbstverständlich: 2006 veröffentlichte Neil Young sein in nur zwei Wochen geschriebenes Album “Living with War“, das er als kostenloses Download auf seiner Website zur Verfügung stellte. Seine Wut gegen den Irak-Krieg gipfelte in dem Song “Let’s impeach the president!“ (“Setzen wir den Präsidenten ab!“). Dabei ging es im Album nicht nur um Präsident Bush, sondern auch um die Männer, die in den Krieg ziehen, um die Veteranen, um die alleingelassenen, traumatisierenden Heimkehrer und Verletzten, um die sich täglich vermehrende Anzahl von toten Soldaten und um deren Angehörige.

Der Film verbindet die Konzertauftritte mit Publikumsinterviews, mit Bildern und Motiven aus der kulturellen Gegenbewegung der 70er, mit Kommentaren des Journalisten Mike Cerre, der als integrer Kriegsreporter bereits in Vietnam, im Irak und in Afghanistan unterwegs war und als Reporter diese Tournee begleitet(e). Tenor: “CSNY“ glauben vielleicht nicht mehr, dass Musik etwas verändern kann, aber daran, DASS JEMAND ES AUSSPRECHEN MUSS. Was zurzeit in bzw. mit diesem Land “Amerika“ passiert. Zwar sieht man den “glatzköpfigen Hippie-Millionären“, wie es einmal in einem Artikel heißt, ihr Alter durchaus an, aber – na und? – gut rocken und aufrütteln verstehen sie immer noch prächtig.

“Crosby, Stills, Nash & Young – Déjà Vu“, bereits auf der diesjährigen Berlinale gefeiert, ist eine phantastische, weil durch und durch stimmungsvolle, spannende, aufwühlend-aktuelle Montage-Dokumentation über den gesellschaftspolitischen Seelen-Zustand der USA (= 4 ½ PÖNIs).

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