CREED II – ROCKY`S LEGACY

„CREED II – ROCKY`S LEGACY“ von Steven Caple Jr. (USA 2018; B: Sylvester Stallone, Ryan Coogler, Cheo Hodari Coker, Sascha Penn, Juel Taylor; K: Kramer Morgenthau; M: Ludwig Göransson, Rocky-Thema von Bill Conti; 130 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.01.2019).

Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug

Die sogenannten Reagan-Boys wie Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger und Silvester „Sly“ Stallone prägten die Optik des Action-Genres in den achtziger Jahren. Wie kam es dazu? Der damals amtierende US-amerikanische Präsident Ronald Reagan wurde am 30. März 1981 bei einem Attentat schwer verletzt. Statt allerdings heimlich seine Wunden zu lecken, präsentierte und forderte er fortan öffentlich ein Männerbild aus Ausdauer, stahlharten Muskeln und knallhartem Durchsetzungsvermögen. Ein Bild, dass Hollywood durch oben genannte Schauspieler-Typen gerne und erfolgreich bediente.

Silvester Stallones Eintrittskarte in diese Riege war 1976 sein erster ROCKY-Film, in dem er – und den – er sich hart erkämpfen musste. 2006 endete dann in der sechsten Runde seine „aktive Karriere“ als ROCKY BALBOA (s. Kino-KRITIK); mit einer ausführlicher Beschreibung seines privaten Werdegangs). Seine Boxhandschuhe übernahm 2015 im Anschluss daran MICHAEL B. JORDAN als Adonis “Donnie“ Creed in CREED – ROCKY`S LEGACY (s. Kino-KRITIK). Halb-Waise des Kampfsport-Idols, dem Ex-Rocky-Gegner und späteren Rocky-Freund, Apollo Creed (CARL WEATHERS). Getötet von der russischen Kraftwalze Ivan Drago (DOLPH LUNDGREN) in „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“. Gerächt von Balboa im Endfight kurz darauf. Das legendäre Finale der „Oldies“ und der Ursprung dieser neuen Story.

War Donnie im ersten Teil noch ein aufstrebender Boxfrischling, ist er nun – gleich zu Beginn von CREED II – Weltmeister im Schwergewicht. Ein Erfolg, der den verhassten „Vatermörder“ (weiterhin: Dolph Lundgren) Ivan auf den Plan ruft. Dieser will gerne seine offene Rechnung mit Rocky begleichen und fordert den neuen Creed-Champion zu einem Kampf heraus. Der Gegner diesmal: sein „Vater-geschädigter“ Sohn Viktor (FLORIAN MUNTEANU). Der Russe mit der Hammerfaust.

Auch jetzt ist die minderseichte Geschichte also nicht neu. Lediglich der Staffelstab wurde weitergereicht. Aber: Egal. Denn um das ROCKY-Universum und seine Faszination verstehen zu können, muss man bereit sein über diesen ausgelutschten „Weg des Helden“ hinwegzusehen. Man muss bereit sein, das Erbe von Stallone und seiner Sport-Ikone zu erleben. Es zu fühlen. Gemeint ist: Nicht das Gewichte-Stemmen steht im Mittelpunkt – sondern das Stemmen des Herzens. Es geht um das Leben, das Er-leben eines jungen Mannes, der sich von ganz unten, nach ganz oben kämpft. So wie es Stallone einst selbst tat. „Die Welt besteht nicht nur aus Sonnenschein und Regenbogen. Sie ist oft ein gemeiner und hässlicher Ort. […] Du und ich – und auch sonst keiner – kann so hart zuschlagen wie das Leben! Aber der Punkt ist nicht der, wie hart einer zuschlagen kann. Es zählt bloß, wie viele Schläge er einstecken kann und ob er trotzdem weitermacht“, lautete die große Message 2006 in ROCKY BALBOA. Und so lautet sie auch heute noch, verpackt im einfachen Geist eines schlurfenden, liebenswerten Boxers. Mit dem Optimismus eines Kindes, gefangen im Körper eines starken Mannes, der nun gealtert das Sein betrachtet. Mit Gummiball in der Hand, dem Herzen auf der Zunge und schwarzem Hut auf dem Kopf.

Dieses Feeling weiterzutragen, ist aktuell die Aufgabe der Akteure von CREED II: MICHAEL B. JORDAN verleiht dabei seinem Rocky-Erben Seele und lässt ihn zum Glück nicht zum stumpfen Hau-drauf-Deppen mutieren; DOLPH LUNDGREN sowie FLORIAN MUNTEANU verkörpern eindrucksvoll die „kalte Mauer“ aus Russland, die es zu durchbrechen gilt; BRIGITTE NIELSONs Ausstrahlung als Ex-Drago-Gattin sagt mehr als ihre zwei Worte (in 130 Minuten) und TESSA THOMPSON als schwangere Creed-Verlobte sorgt für den nötigen Gefühlsboom. In einem Sportdrama, das sich bewusst auf die kleinen Dinge beruft wie das familiär-riechende Boxstudio, die Brotherhood-Atmosphäre von Philadelphia oder den nostalgischen Blick auf die Ära der Reagan-Boys. Die Nebenbei-Faustschläge im Scheinwerferlicht sind spaßig – bleiben aber durchweg zweitrangig.

„The most wonderful thing of all, is that ROCKY will never die because he lives on in you.“ ( = „Das Wundervollste von allem ist, dass ROCKY niemals sterben wird, weil er in euch weiterlebt.“), schrieb der 72-jährige Sly neulich im Internet. Als (hoffentlich nicht letzte) klare Worte des „Italian Stallion“: Grauen Trainingsanzug an, die Musik von Bill Conti auf die Ohren und die verdammte Treppe rauf! Was für ein Mut-machender Muntermacher-Film gegen den inneren Schweinehund! (= 4 „Carrie“-PÖNIs; ...just a girl and her will to survive… with the eye of the tiger…).

 

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