CRAWL

PÖNIs: (2/5)

„CRAWL“ von Alexandre Aja (USA 2018; B: Michael und Shawn Rasmussen; K: Maxime Alexandre; M: Max Aruj, Steffen Thum; 88 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.08.2019).

Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug

Es fühlt sich immer noch so an als sei es erst gestern gewesen, dass Filmgroßmeister Steven Spielberg das Publikum mit seinem „weißen Hai“ in Schrecken versetzte. Die scharfen Zähne dieses „realen“ Monsters bohrten sich jedoch schon 1975 visuell ebenso scharf in das Angstgedächtnis der Leute wie die berühmt schiefe Zwei-Halbtöne-Melodie von John Williams, die jedes Mal das Auftauchen des Wassergiganten ankündigte. Das Grandiose daran: In der Mischung aus Katastrophen- und Horrorfilm entstand die Spannung dadurch, dass man gar nichts sah, sondern nur glaubte, etwas zu sehen. Denn der „Titelheld“ erreichte die Oberfläche erst nach geschlagenen 81 Minuten. Hier bei CRAWL (= doppeldeutig: der Schwimmstil „Kraulen“ oder das „Kriechen von Kreaturen“) ist das anders. Ganz anders, obwohl er irgendwie im selben Genre fischt.

Der französische Regisseur Alexandre Aja, der bisher durch Gruselerfolge wie „Mirrors“ (2008; mit Kiefer Sutherland/s. Kino-KRITIK) oder dem Wes-Craven-Remake „The Hills Have Eyes“ (2006) auffiel, macht gleich eines deutlich: hier wird es blutig. Es geht ums nackte Überleben. Im Wasser. Für Haley (KAYA SCODELARIO; die „Püppi“ aus der „Maze Runner“-Reihe) schon seit ihrer Kindheit, denn ihr Vater Dave (BARRY PEPPER) lehrte sie früh, dass es in ihrer Sportart, dem Wettschwimmen, um alles im Leben geht. Leider konnte sie den hohen Anforderungen ihres karriereorientierten Daddys nie ganz gerecht werden, so dass ihre Beziehung zu ihm gestört ist. Dennoch eilt sie ihm zu Hilfe, als sie ein Anruf erreicht, er wäre vermisst. Ein schlimmer Hurrikan mit viel Regen naht und die (Wasser-)Uhr tickt. Schließlich findet sie ihn im alten Familienwohnsitz, der nach der Scheidung der Eltern zum Verkauf steht. Schwer verletzt, im Keller eingesperrt mit zwei riesigen Alligatoren. Der Pegel steigt, die Viecher haben Hunger, und es gilt zu testen, welche Gattung ab sofort im kühlen Nass die Nase vorn hat: Tier oder Mensch.

Das Survival-Rennen beginnt. Ohne groß in den Ausbau der Charaktere zu investieren, taucht die Story gleich in brutale Bilder ein, was dazu führt, dass die emotionale Beteiligung der Zuschauer, die Figuren betreffend, stagniert. Einzige Ausnahme: Familienhündin Sugar. Soll bitte überleben. Natürlich. Im barbarischen Abschlachtkampf der beiden Spezies. Während die riesigen Reptilien dabei im Arsenal der sonst eher überdimensionalen Ungeheuer erfreulich auf dem Boden bleiben, heißt: als wahrhaftige Lebewesen daherkommen, die einfach nur fressen wollen und keine Laserstrahlen aus den Augen feuern, stellt sich der Homo sapiens unglaublich dämlich an. Logikfehler noch und nöcher wie: Löcher in der „Kellerwand“, durch die Sonnenlicht scheint, obwohl draußen ein düsterer Sturm tobt (?), oder bekloppt-schwachsinnige Handlungen, die wirklich k e i n Mensch nachvollziehen kann. Stattdessen: abgerissene Gliedmaßen, zerfetzte Körper, blutiges Fleisch. Wasser, das bis zum Hals steht. Wasser, als bedrohlicher Raum. Wasser, in den seelenlosen Augen der Schauspieler aufgrund der (unnützen) Vater-Tochter-Problematik. Was-ER, Alexandre Aja, uns auch immer damit sagen will…

Kurzum: dem Werk fehlt die sonstige Originalität des Regisseurs. Auch, wenn der Film in den gerade mal 88 Minuten keinen Hehl draus macht, was er sein will, nämlich brutal und „Mitten-in-die-Fresse“, ist er nur etwas für hartgesottene Genre-Fans, die in der Lage sind, über den Schwachsinn der Geschichte hinwegzusehen. Als ein plattes Old-Fashion-Movie, das neben ein, zwei schönen Bildern von Kameramann Maxime Alexandre („Shazam!“; „The Nun“), visuell nichts her gibt außer: aufgerissene Körper, blöde Figuren, Blut, Blut, Blut und … na ja, Sie wissen schon.

CRAWL: Für die einen einfach nur DUMM (= Dämlicher; Unlogischer; Monster-Mist!), für die anderen Scheusal-Nostalgie (ohne natürlich je die Klasse eines Spielbergs zu erreichen). Kann man im Kino gucken oder man hört auf den schönen Bobby Charles Song im Abspann, der uns sagen will… „See you later, Alligator“/“Ich seh‘ dich später Alligator“… auf Blu-ray im Heimkino. Reicht auch… (= 2 „Carrie“-PÖNIs; … für Pfoten-Star “Sugar, Sugar Baby“ und ein paar nett-hässliche Momente).

Teilen mit: