BRAHMS: THE BOY 2

PÖNIs: (1/5)

„BRAHMS: THE BOY 2“ von William Brent Bell (USA 2019; B: Stacey Menear; K: Karl Walter Lindenlaub; M: Brett Detar; 86 Minuten; deutscher Kino-Start: 20.02.2020).

Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug

Wie kann man nur so dumm sein? So saudämlich. Warum fragen Sie sich? Ich mich auch. Doch fangen wir vorne an. Zunächst: Es ist 2016. Mit dem Horror-Außenseiterwerk THE BOY bringt der amerikanische Regisseur William Brent Bell einen Überraschungshit an den Start: atmosphärisch, innovativ und … überraschend. Darin ging es um eine Babysitterin (gespielt von „Walking-Dead“-Maggie LAUREN COHAN), die in eine wunderschöne, viktorianische Villa zieht, um auf einen kleinen Jungen aufzupassen. Doch statt eines lebendigen Menschen, drücken die offensichtlich verstörten Eltern der verdutzten Neu-Aufpasserin eine männliche Puppe in die Hand. Kniehoch. Sehr gruselig. Und es gilt Regeln zu befolgen. Harte Regeln, deren Nicht-Einhalten noch unheimlichere Folgen nach sich ziehen würde. Die eigentlichen Erziehungsberechtigten verlassen nach einer kurzen Einführung diesbezüglich (fluchtartig) das Heim. Brauchen angeblich eine Auszeit, die in einem Selbstmord endet. Sie haben genug von ihrem Sohn. Können nicht mehr. Die Nanny bleibt also allein mit dem Plastikknaben zurück. Wieso ich das erzähle? Weil das Ende so toll war! Statt einem „erwarteten“ Dämonen-Marionetten-Schmarrn-Plärren-Fluch endete die Story in einer vollkommen r e a l e n Welt. Das einstige Kleinkind lebte. Doch nun als erwachsener Mann in den Wänden des Hauses. Hitchcock-like in einer Art Labyrinth-Zweithülle der Gebäudemauern und steuerte sein Mini-Alter-Ego „nur“. Was für ein Schluss, der harsch mit den Erwartungen der Zuschauer spielte. Sie überrumpelte. Und damit punktete.

Und heute? Alles dahin! Teil 2 revidiert seinen g e s a m t e n Erfolg und spult alles zurück. War gar nicht der Typ. War gar nicht echt. Ätsch. Es handelt sich doch um ein Horror-Spielzeug, einen Ken aus der Hölle à la „Annabelle“ (von John R. Leonetti; 2014) oder „Chucky“ (von Tom Holland; 1988). Nun aber in den Händen eines kleinen Neu-Bübchens, das mit seiner Familie, natürlich nach einem traumatischen Erlebnis, in das Gesindehaus der aktuell verlassenen Villa zieht. Und „es“ dort findet. Also ihn. Vergraben im Wald. Brahms, so der Name des Kunststoffkammeradens, hält ab sofort die manipulativen Fäden in der Hand und verflucht alle. Macht einen auf gekränktes Einzelkind.

VERDAMMT! Wie ätzend ist DAS denn? BRAHMS: THE BOY 2 degradiert sich damit. Zerstört sich in seinen eigenen ur-kreativen Wegen und diffamiert sich folglich selbst zu einem weiteren platten Puppen-Grusel-Klischee, das halt wirklich keiner mehr gebraucht hätte. Das schon 100-fach existiert. In seinen plumpen Schockeffekten, der platten Handlung und den austauschbaren Mimen. Ob da nun Tom Cruise-Ex KATIE HOLMES mitspielt oder nicht. An seiner einstigen Idee festzuhalten hätte wohl bedeutet: kein weiteres Melken der Geld-Kuh. Möglich. Dann schlachten wir sie lieber! Aus und ab. Spannungsverblutet ist sie innerhalb dieser Fortsetzung schon jetzt. Aber natürlich winkt in allerletzter Minute obendrein auch noch ein künftiger Teil 3 um die Ecke… Hoch lebe das Franchise! Die Kunst ist hiermit zu Grabe getragen. Danke auch… (= 1 „Carrie“-PÖNI; … aus Solidarität mit dem armen Hund, der hierfür sein Gesicht, oder besser: Fell, lassen musste.)

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