BOULE UND BILL – ZWEI FREUNDE SCHNIEFF UND SCHNUFF

Ich bin mit IHNEN aufgewachsen: SCHNIEFF UND SCHNUFF. Mit den Figuren des belgischen Comic-Zeichners Jean Roba (1930 – 2006), die in Zusammenarbeit mit Maurice Rosy entstanden und erstmals am 24. Dezember 1959 im belgischen Comic-Magazin „Spirou“ unter dem Namen „Boule et Bill“ erschienen. Die erste Veröffentlichung im deutschsprachigen Raum gab es in der Comic-Ausgabe „Lupo 2/1964“, unter dem Titel „Schnieff und Schnuff“. Danach wurden die Abenteuer des 7-jährigen Jungen Schnieff und seinem Hund Schnuff regelmäßig in den „Fix- und Foxi“-Comic-Ausgaben veröffentlicht. Bis heute „existieren“ sie auch bei uns auf dem Papier. Jetzt ist – gleich für unser Heimkino – der erste Spielfilm um diese originellen Helden herausgebracht worden:

BOULE & BILL – ZWEI FREUNDE SCHNIEFF UND SCHNUFF“ von Alexandre Charlot und Franck Magnier (B + R; nach dem gleichnamigen Comic-Werk von Jean Roba; Fr/Belgien/Luxemburg 2012; K: Axel Cosnefroy; M: Alexandre Azaria; 82 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 12.03.2015).

1976, irgendwo in Frankreich. Auf dem Lande. Dort wartet im Tierheim ein pfiffiger Cockerspaniel darauf, dass ihn doch endlich jemand (mit-)nimmt. Doch bislang lief alles schief. Niemand zeigte Interesse an ihm. Fellpfote weiß sein Seelen-Weh uns mitzuteilen, denn er vermag, zu UNS Zusehenden, eindeutig wie emotional zu sprechen. Als die Familie um Papa Pierre, Mutter Carine und Bengel Boule auftaucht, ist klar: In diese Familie gehört der Vierpfotige hin. Für Mama und Sohn keine Frage, nur Hausvorstand Pierre ist vehement dagegen. Kann es aber nicht verhindern, dass die kleine Familie nun „weiteren Zuwachs“ bekommen hat. Auch sämtliche weiteren Bemühungen seitens Monsieur Pierre, den inzwischen BILL getauften Hund abzuschaffen, laufen ins Leere. Bill ist einfach zu clever und Boule viel zu vernarrt. In den süßen kleinen Kerl, äh Hund.

Der Stress-Pegel innerhalb dieser kleinen Gemeinschaft allerdings steigt, als man wegen Papas neuem Job in die große Stadt ziehen muss. Nahe Paris. In den 11. Stock eines extrem hellhörigen Hochhauses. Mit ekligen Nachbarn. Vor allem einem, der gerne von seiner Depression, den Panik-Attacken und mit seinen Blähungen „protzt“. Während Boule seinen Western-Träumen nachhängt und auch in der Schule (mit Bill) für hübschen Aufruhr sorgt, sieht Papa sich am Ziel: Bill soll weg. Aber dann sind beide verschwunden: Bill plus Boule. Die Eltern „verspannen“ vollends. Auch untereinander.

„Boule & Bill“, der Film, ist die Geschichte, wie es letztlich zu den Comics kam. Und was so „unanständiges“ in den 1970ern passierte. Als „Frau“ keineswegs damit mehr zufrieden ist, immer zu Hause zu bleiben, zu waschen, zu kochen und zu warten, bis der Familienrest wieder auftaucht. Die eigene Frauen-Arbeit wird ausgerufen. Woran „Mann“ sich erste einmal – schlecht – zu gewöhnen vermag. Auch davon handelt der Streifen, der sich aber in der Hauptsache natürlich auf die köstlichen verbalen Scharmützel von Bill stürzt. Einem originellen Pfoten-Helden. In den sich übrigens die – auf der Straße aufgelesene und mitgenommene – Schildkröte Caroline unsterblich verliebt hat. Was zu kuriosen „Kommentaren“ führt. Und verblüffenden häuslichen „Intimitäten“.

Ein Familienfilm par excellence. Von erfahrenen Unterhaltern: Die beiden Regisseure ALEXANDRE CHARLOT & FRANCK MAGNIER waren schließlich auch an dem Drehbuch zum französischen Hit „Willkommen bei den Sch`tis“ von 2008 beteiligt. Wissen also, wie man einen charmanten Jux in Schwung und zum Schmunzeln zu bringen versteht. Motto: Die Erwachsenen, also vor allem die männlichen, benehmen sich einmal mehr blöd und müssen erst über einige „komplizierte“ Umwege erfahren, was sie wirklich wünschen. „Auf was“ sie im familiären Verbund wirklich setzen. Wollen. Damit wieder mehr Spaß denn Missmut angesagt ist. Währenddessen sind Boy & Hund ein Paar, das sich nicht (mehr) auseinanderdividieren lässt.

Lustig ist das Comic-Leben: Die hiesige Film- und Medienbewertungsstelle (= heißt wirklich so) gab das Jubel-Prädikat „Besonders wertvoll“ heraus. Bravo. Auch für das informative Bonus-Hintergrund-Material (3 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „Koch Media“.

 

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