BABEL

BABEL“ (USA/FR/Mexiko 2006; 143 Minuten; Start D: 21.12.2006) von Alejandro González Inarritu, einem mexikanischen Filmemacher des Jahrgangs ´63, der sich mit seinen bisherigen Kopf-Werken „Amores Perros“ (2000) und „21 Gramm“ (2003) zu einem international anerkannten Cineasten „gemausert“/profiliert hat. Und hier ein völlig neues Genre installiert: Den GLOBALISIERUNGSFILM. Motto: Eine kleine, vielleicht unachtsame „Bewegung“, irgendwo dort/weit weg, kann eine immense Eruption woanders „und überhaupt“ auslösen… Deshalb sind die Schauplätze seines neuesten Films, mit dem er den „Regie-Preis“ bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes gewann, auch nicht von ungefähr über drei Kontinente verteilt: Kalifornien, Mexiko, Marokko und Japan.

Von den „Übungsschüssen“ zweier Hirtenjungen-Lausbuben aus dem väterlichen Gewehr wird eine amerikanische Touristin in einem Autobus verletzt. Diese ist mit ihrem Mann auf einer „Erlebnisreise“ durch die marrokanische Berglandschaft unterwegs. Zuhause, im fernen San Diego, kümmert sich derweil die mütterliche mexikanische Haushälterin um die beiden Kinder des Ehepaares. Weil sie keine Vertretung findet, nimmt sie die Kinder mit über die Grenze nach Mexiko, wo die Hochzeit ihres Sohnes stattfindet.

In Japan wiederum hat der ursprüngliche Eigentümer des Gewehres, mit dem die amerikanische Touristin angeschossen wurde, mit der aufkommenden Sexualität seiner taubstummen Tochter mehr zu tun als ihm lieb ist. In dem fast zweieinhalbstündigen Film eskaliert das Geschehen auf allen Schauplätzen: In Marokko gehen die ermittelnden Behörden von einem Raubüberfall aus, während die Amis einen hinterhältigen Terrorakt vermuten. An der mexikanisch-amerikanischen Grenze verlieren sich die Spuren der – mit ihrem betrunkenen Sohn am Steuer zurückkehrenden Haushälterin sowie der beiden Kinder buchstäblich im Sand. Und in Tokio sind tiefe emotionale Verstimmungen angezeigt.

„Babel“, der Titel steht für die babylonische Sprachverwirrung sowie aber auch für die allgemeine Verständnislosigkeit der Menschen untereinander, ist ein bildgewaltiges wie intellektuelles Drama und konfrontiert mit den zunehmenden globalen Kommunikations- Barrieren/-Irritationen heutzutage. Wo inzwischen alles mit allem zusammenhängt und das Gefüge bricht, wenn auch nur ein klitzekleiner Teil „der globalen Kette“ reißt. Zudem haben wir es hier auch mit einer sehr eindringlichen Lektion in Sachen „amerikanischer“ Terrorhysterie zu tun. Kopfmäßig hochinteressant, in der erzählerischen wie dramaturgischen wie aber auch in der darstellerischen Gestaltung allerdings von sehr unterschiedlicher Qualität.

Mit BRAD PITT, CATE BLANCHETT und GAEL GARCIA BERNAL („Y tu mamá tambíen – Lust for Life“; „Die Reise des jungen Che“) teils promi-besetzt, teils aber auch (wie in Marokko) mit Laien besetzt. Ein Film, der unsere Zeit „seziert“; manchmal dabei aber zu viel „will“; vielschichtig, tieftraurig, doppelbödig-hintergründig-spannend (= 3 PÖNIs).

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