AUSGEFLOGEN

PÖNIs: (4/5)

„AUSGEFLOGEN“ von Lisa Azuelos (B + R; Fr 2018; K: Antoine Sanier; M: Yael Naim; 87 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.07.2019); die Leichtigkeit, mit denen französische Filmkünstler privaten „Herz-Schmerz“ unaufgeregt erzählen, macht an. Neustes Beispiel „Mon Bébé“, also „Mein Baby“. Allerdings – dieses „Baby“ Jade ist längst heraus aus den Windeln. Ganz im Gegenteil, steht kurz vor dem Abitur und wird danach gen Kanada entfleuchen. Zum Studieren. Damit wären dann alle drei „in Eigenregie“ aufgezogenen Kinder ‘raus aus dem Haus. Was für die lebensfrohe wie mitunter leicht erregbare Héloise (SANDRINE KIBERLAIN) ein Graus ist. Eigentlich unvorstellbar. Deshalb hält sie per Handy-Kamera so viel wie möglich fest. Als manische Erinnerungen. Dabei befindet sich die attraktive wie unkonventionelle Mutter sowieso schon auf der Überholspur als Chefin eines Restaurants, der Sorge um ihren kranken Vater und der steten „sorgenvollen Zuneigung“ für „ihr Baby“ und dessen zunehmend selbständigem Verhalten.

Als Tochter der bekannten französischen Schauspielerin und Chansonsängerin Marie Laforêt („Nur die Sonne war Zeuge“/1960) wuchs Lisa Azuelos in einer Familie auf, in deren Mittelpunkt Musik und Film standen. Als sie begann, ihre eigenen Spielfilme zu drehen, griff sie zumeist auf autobiographisches „Material“ zurück: „Meine Fantasie ist gleich null“, erklärt sie im Presseheft. Mit der Komödie „Lol – Laughing Out Loud“ schuf sie 2008 einen französischen Mutter-Tochter-Kino-Bestseller (mit über drei Millionen Interessenten). Damals spielte ihre eigene Tochter – THAIS ALESSANDRIN – die kleine Schwester der Hauptakteurin Sophie Marceau. (Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass Lisa Azuelos auf Grund dieses Erfolges 2012 ein Remake in den USA drehen durfte, mit u.a. Miley Cyrus und Demi Moore, was aber völlig in die Hose, also den Bach runter ging; Titel: „LOL“/s. Kino-KRITIK). 2016 schließlich schuf die heute 53-jährige Filmemacherin mit „Dalida“ (s. Kino-KRITIK) eine faszinierende Spielfilm-Biographie über die gleichnamige berühmte Sängerin, mit einer begeisternden Sveva Alviti in der Titelrolle.

Ihre Tochter Thais hat Lisa Azuelos in ihrer neuen Mutter-Tochter-Komödie auch wieder besetzt, als 18-jährige Jade, die bald von Zuhause Abschied nehmen wird und gerade an ihrem Abi und anderen Jungsein-Erfahrungen bastelt. Was „Mutter“ gerne auf die Palme bringt. Der darstellerische Hit aber hier ist SANDRINE KIBERLAIN, mehrfache „César“-Preisträgerin und auch hierzulande durch beeindruckende Auftritte in Filmen wie „Haben (oder nicht)“ (1995), „Zu verkaufen“ (1998) und vor allem in und als „Mademoiselle Chambon“ (2009/s. Kino-KRITIK) geschätzt. Die hier als aktive „Mutter Glucke“ einen formidablen, grandiosen Part in Sachen weibliches Selbstbewusstsein abliefert und dabei einen femininen Charme verströmt, der mitreißt.

„Ausgeflogen“ oder: auch für „Kerle“ eine hübsche Liebhaberei (= 4 PÖNIs).

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