ASCHE IST REINES WEIß

„ASCHE IST REINES WEIß“ von Jia Zhang-Ke (B + R; China/Fr 2017; K: Eric Gautier; M: Giong Lim; 136 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.02.2019); Filme-Anschauen heißt auch immer, sich auf Reisen zu begeben. Manchmal sind es fade, billige Touren, manchmal gleichgültige, manchmal sind es aber auch unvergessliche, intellektuelle wie faszinierende und äußerst spannende Begebenheits-, sprich: Ereignis-Bewegungen. Wie hier. Reise-Ziel heute: CHINA.

Eines der derzeit aufregendsten, bewegungsreichsten Welt-Gebiete. Nach außen: kommunistisch, im Innern: die Ausgeburt des gigantischen Kapitalismus. Der kluge Reise-Leiter-hier heißt: JIA ZHANG-KE. Jahrgang 1970. Studierte erst Kunst, bevor er zur Filmakademie nach Peking wechselte. Sein Spielfilm-Debüt „Xiao Wu“ hat Preise in Berlin, Vancouver und auf weiteren internationalen Filmfestivals gewonnen. „Still Life“ gewann 2006 den „Goldenen Löwen“ von Venedig. „A Touch of Sin“ bekam 2013 in Cannes den Preis für das „Beste Drehbuch“. Jia Zhang-Ke findet seine Themen im chinesischen Alltag. Jenseits der Blockbuster- und Martial-Arts-Produktionen. Inmitten der Menschen und ihren „Begebenheiten“. Schicksalen.

2001. In der Metropole Datong. Wo Bin (LIAO FAN) mit seiner Bruderschaft in einer Provinz-Region das Sagen im Milieu hat. Als Herrscher auf Loyalität und Rechtschaffenheit setzt. An seiner Seite ist Qiao (ZHAO TAO) ebenso anerkannt wie selbstbewusst. Als aufbegehrender aggressiver Nachwuchs versucht, den „Regenten“ zu stürzen, greift sie ein. Mit der Waffe. Rettet sein Leben. Geht dafür fünf Jahre – für den in China streng verbotenen Waffenbesitz – ins Gefängnis. Ohne Bins Namen preiszugeben. Nach ihrer Entlassung ist Bin verschwunden. Sie macht sich auf die Suche nach ihm. Durchquert dabei ein China, das sich stark verändert hat, kaum noch wiederzuerkennen ist. Als sie schließlich auf ihn trifft, findet sie einen gebrochenen Mann.

„Asche ist reines Weiß“ erzählt eine intensive Liebesgeschichte, die in Gestalt einer faszinierenden Parabel ausgebreitet wird über ein gewaltiges Land, das sich im totalen Umbruch befindet. Inmitten vom sich noch nicht komplett verabschiedeten Gestern, zwischen abflauender Tradition und radikaler Modernisierung, und mit einer gewichtigen Frau in der – einst nur Kerlen bestimmten – Outlaw-Rolle. Als emotionale Führerin. Selbst-Bestimmerin.

„Einer der besten und wichtigsten Filmemacher der Welt“, hat das Magazin „New Yorker“ den Autoren-Regisseur genannt. Was JIA ZHANG-KE auch mit diesem, im Vorjahr in Cannes präsentierten, schillernden, kraftvollen Meister-Drama zeigt, das von einer tiefen Liebes-Beziehung in Zeiten gewaltiger Umbrüche epochal erzählt (= 4 PÖNIs).

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