Arbitrage

ER wurde am 31. August 1949 in Philadelphia/Pennsylvania geboren, ist bekennender Buddhist, gilt als Friedens-Aktivist und wurde vom „People Magazine“ 1993 und 1999 zum „Sexiest Man Alive“ gekürt. Jahrzehntelang war es unvorstellbar, dass ein neuer Film mit ihm NICHT in unsere Lichtspielhäuser kommen würde. Doch die Zeiten ändern sich, offensichtlich ist sein „Marktwert“ an der Kinokasse gesunken. Denn in den letzten Jahren erreichten einige Filme, in denen er mitspielte, nicht mehr unsere Kinos (wie z.B. „The Flock – Dunkle Triebe“/2007 oder „The Double“, 2011). Und auch eine neue Produktion, mit ihm in der Hauptrolle, ist hierzulande soeben als „deutsche Erstaufführung“ gleich im Heimkino erschienen. Dabei besitzt sie immense Kinoqualität, kommt aber weniger marktschreierisch daher. Sondern lässt sich großartig spannend „denken“ – die Rede ist natürlich von einem neuen Klassefilm mit RICHARD GERE:

ARBITRAGE“ von Nicholas Jarecki (B + R; USA 2011; K: Yorick Le Saux; M: Cliff Martinez; 107 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 07.06.2013).

„Arbitrage“ bezeichnet das Ausnutzen von Währungsunterschieden für gleiche Waren auf verschiedenen Märkten. Aktuelles „Brand“-Filmthema also: Finanzen. Große Finanzen. Extrem große Finanzen. Im gesellschaftlichen Ganzoben-Milieu. Wo es um „normal“ unvorstellbare wie selbstverständliche Millionensummen geht. Mit denen tagtäglich freudig, tüchtig wie gierig hantiert wird. Um sie noch erheblicher zu vermehren. Bis „die Blase“ platzt. Möglicherweise. Wahrscheinlich. Für den New Yorker Hedge-Fond-Magnaten Robert Miller (RICHARD GERE) besteht solch eine Gefahr. Jahrelang hat er seine gigantisch -profitablen Geschäfte getätigt („Ich gehör‘ nicht zu den Männern, die Geld wegwerfen“), hat die vielen Dollars nur so angehäuft („Neues Kapital ist aufregend“), nun aber kann alles übel den Geschäftsbach ‚runtergehen. Wenn es ihm nicht gelingt, sein Unternehmen bald einer Bank – mit lukrativem Gewinn – zu verkaufen.

Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss, sind aber noch nicht über die Bühne. Deshalb ist Robert Miller ganz schön „nervös“. Denn natürlich sollte vor Vertragsabschluss NICHT herauskommen, dass er mit einigen Millionen, sagen wir mal, im verdeckten Minus steht. Besser – versteckten Bilanzminus. Robert muss die gesamte Trickkiste anwerfen, damit nichts „nach Außen“ dringt. Sonst müsste er eventuell seine luxuriöse „Hütte“ gegen eine Gefängniszelle tauschen. Und seine Familie, Ehefrau Ellen (SUSAN SARANDON) und seine mit in der Firma arbeitende gewissenhafte Tochter Brooke (BRITT MARLING), wären ebenfalls übel dran. Aber ein Robert Miller weiß, wie man’s macht, um oben weiter mitzuschwimmen: „Denkst du, du kriegst DAS mit Geld hin?“, fragt ihn sein schwarzer Helfer Jimmy? „Wie denn sonst“, lautet seine selbstverständliche Antwort. Und Meinung. Freund Jimmy (NATE PARKER) wird denn auch plötzlich zum wichtigen Begleiter, denn Robert hat „noch mehr“ Mist gebaut. Privat. Hatte eine Liaison mit einer französischen Kunsthändlerin (LAETITIA CASTA). „Hatte“, denn einen selbstverschuldeten Autounfall überlebt SIE nicht. Während Robert sich aus dem Staub macht. Was Detective Bryer von der New Yorker Polizei (TIM ROTH) auf den Aufklärungsplan ruft. Er hat es schon längst mal auf „Die Da-Oben“ abgesehen und will nun endlich „Einen von Denen“ unbedingt überführen. Und hinter Gitter sehen. Doch Recht und Recht-Haben sowie „amtlich“ Recht-Bekommen sind bekanntlich ganz verschiedene Justiz-Dinge. Also – wird geschachert. Und WIE.

Von ALLEN. Motto: Die profitable wie allgemeine Ordnung ist gestört, sehen wir doch mal, ob auch dies nicht trickreich „zu reparieren“ geht. Ganz diskret. Doch auch der wütende Ermittler weiß inzwischen, wie sich „Vorteile“ erreichen lassen. Und manipuliert nach besten, also üblen Kräften. Robert Miller sieht sich nunmehr diversen „Baustellen“ gegenüber. Die sich nicht so einfach mit „seinem Gott“ GELD zuschütten lassen. Fronten allerorten, und mittenmal auch Zuhause. Denn Ehefrau und Tochter sind keineswegs gewillt, hierbei „ruhig“ zu bleiben. Ganz im Gegenteil.

RICHARD GERE als Robert Miller ist kein dämonischer Schurke. Sondern ein gutaussehender lässiger Spitzenbetrüger mit Charisma, Charme. Mit sympathischer Präsenz. Als personifizierter grundentmenschlichter Mr. Gier. Dessen moralische Meßlatte geradezu widerwärtig wie selbstverständlich lautet: Was einzig wirklich im Da-Sein, mit der Existenz, zählt, lautet GELD. Als d e r totale Sinn. Als d i e totale Befriedigung. GELD – verdienen, bekommen, gewinnen, ist ALLES und ALLEM unterzuordnen. Rechtfertigt „natürlich“ auch kriminelle Handlungen. Denn GELD ist Regel, Reglementierung, Macht, Sieger-Pose. Schließlich ist Robert Miller ein über jeden Verdacht erhabener Bürger. Eigentlich. Denn Detective Bryer von der „anderen (Bürger-)Seite“ sieht dies angewidert völlig anders.

Was für ein hervorragender emotionaler Spannungsfilm. Mit wunderbar spitzfindigen doppelbödigen Handlungsbewegungen. Und klugen „aktuellen“ Gedanken. Sowie faszinierenden „Interpreten“. Wenn „Hollywoods schönste Silberlocke“ („Stern“) als „Drecksman“ vom Finanzdienst in seiner lächelnd smarten Überzeugungsart loslegt, sind atmosphärischer Reiz und viel Spannungsklang annonciert. Gere ist teuflisch gut in diesem schön-schäbigen Spiel um Sein und Schein. So dass man sich schämt, wenn man dem Edel-Zocker sogar bisweilen „heimlich Erfolg“ wünscht. Diesem überheblichen, grandiosen Show-Spieler. Und Kriminellen.

NICHOLAS JARECKI, geboren am 25. Juni 1979 in New York, ist Produzent und Schriftsteller und greift hier als Drehbuch-Autor und Regisseur in seinem Spielfilmdebüt auf „familiäre Erfahrungen“ zurück, schließlich war sein Vater Henry Jarecki einst jahrelang selbst eine große Finanz-Nummer an der Wall Street. Mit seinem Erstling gelingt ihm ein SEHR unterhaltsamer Finanz-Thriller. Mit beeindruckendem, süffisanten wie aktuellem Polit-Geschmack. Dieser neue RICHARD GERE-Film ist ein geschickt ausgedachter, prächtig erzählter und wunderbar denk-barer Heimkino-Spitzenknüller.

Anbieter: „Universum Film“

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