A Perfect Day Kritik

A PERFECT DAY“ von Fernando León de Aranoa (B + R; Spanien 2014; nach dem Roman „Dejarse Llover“ der „Ärzte ohne Grenzen“-Mitarbeiterin Paula Faris; K: Alex Catalán; M: Arnau Bataller; 106 Minuten); die gute pointierte Satire-Absicht hör‘ ich wohl, aber die wirkungsvolle Umsetzung schwächelt. 1995, irgendwo im Balkan. Der Krieg dort nähert sich seinem Ende; die internationalen Hilfsorganisationen beginnen bereits mit ihrer Nachkriegs-Arbeit vor Ort. In einem bosnischen Dorf sind einige Männer dabei, aus einem Brunnen eine übergewichtige Leiche zu bergen. Um die Vergiftung des Wassers zu verhindern. Doch das Seil reißt. Die irrwitzigen Bemühungen des Teams werden fortan sein, ein Seil zu besorgen (der örtliche Händler rückt keins ‚raus, weil sie „für Hinrichtungen“ gebraucht werden); verminten Tierkadavern aus dem Weg zu fahren; sich mit inkompetenten Blauhelm-Bürokraten auseinanderzusetzen; politischen Machtspielen von verschiedenen Gruppen diplomatisch zu begegnen und auch „innerfamiliäre“ Team-Spannungen durchzustehen.

Der gelassene Mambrú (BENICIO DEL TORO) und sein Kumpel-Zyniker B (TIM ROBBINS) haben schon viele dieser Einsätze an „Gefahrenschauplätzen“ der Welt erlebt und reagieren professionell. Listig. Erfahren. Als dann aber die junge, idealistische Sophie (MÉLANIE THIERRY) in die Gruppe kommt sowie Mambrús Ex-Geliebte Katya (OLGA KURYLENKO), die im Auftrag der Chef-Etage der Hilfsorganisation „die Dinge“ überprüfen und Bericht erstatten soll, wird es auch intern heikel. Emotional wie rational. Denn die ursprüngliche, eigentlich simple Routine-Aufgabe, die Bergung der Leiche, entwickelt sich zu einer Odyssee, die in dieser kaputten Region immer absurdere und groteskere Züge annimmt. Und bisweilen an Robert Altmans scharfe (Anti-)Kriegs-Bitterkeit („M.A.S.H.“) erinnert.

„A Perfect Day“ bietet schwarze Polit-Ironie. Nach „Krieg“ herrscht keine Einigkeit. Im Gegenteil, eine Ordnung gutwillig herzustellen, besitzt oftmals nur lächerliche Motive. Motto: Der Mensch ist schlecht. Und-oder hilflos. So in etwa lautet die Erzählabsicht des renommierten spanischen Autoren-Regisseurs FERNANDO LEÓN DE ARANOA, der 2002 mit seinem Werk „Montags in der Sonne“ – ausgezeichnet mit fünf spanischen „Oscars“, sprich: „Goya Awards“, darunter für Film und Regisseur – auch hierzulande bekannt wurde und 2005 „Prinzessinnen“ schuf, der mit drei „Goyas“ prämiert wurde und zu Hause ein Millionenpublikum im Kino erreichte. Hier nun bietet er eine Kombination „Fisch & Fleisch“. Mal tragische regionale Motive, betreffend die gefährlichen Überlebensbemühungen an diesem unwirtlichen gemeinen Ort, gemixt mit „Das große Ganze“-Gedanken, von wegen: die unappetitliche aggressive Weltlage-Stimmung und ihre „routinierten“ Aufräum-Folgen. Zugleich mischt er dann aber auch diese eher belanglosen, konstruierten individuellen Scharmützel und Sticheleien des Teams mit den unterschiedlichen Sicht- und Handhabungsweisen der Einzelnen zusammen. Was die politische Filmkraft und Kritik-Wirkung schwächt. Am Ende drückt Marlene Dietrich mit ihrem Lied „Sag‘ mir, wo die Blumen sind“ aufs Gemüt.

Verstehe die hehre doppelbödige Absicht, kann aber mit der fahrigen emotionalen Ausführung nur begrenzt etwas anfangen. Während die gedankliche Anteilnahme lax bleibt. „A Perfect Day“, im Mai dieses Jahres auf den Festspielen von Cannes mit viel Applaus aufgenommen, wirkt im Kino-Alltag heute mehr bemüht denn – wie notwendig – aufregend. Oder Diskussions-anregend. Dazu erleben wir in diesen Tagen und letzten Wochen und seit vielen Monaten und Jahren in der Realität die wahren unzivilisierten Kriegsschweinereien, die unter die Haut gehen und an die Birne knallen. Und wütend machen. Dieser Film vermag das nicht (= 2 ½ PÖNIs).

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