A Most Wanted Man Kritik

A MOST WANTED MAN“ von Anton Corbijn (GB/D 2012; B: Andrew Bovell, nach dem gleichn. Roman von John le Carré /deutsch: “Marionetten”/2008; K: Benoit Delhomme; M: Herbert Grönemeyer; 122 Minuten; Start D: 11.09.2014); die Nachricht war ein Schock. Sie löste größte Betroffenheit aus. Mit einer Trauer-Begleitung, die nie enden wird. PHILIP SEYMOUR HOFFMAN, „Oscar“-Preisträger („Capote“) und einer der besten Schauspieler überhaupt, starb am 2. Februar in New York City im Alter von nur 46 Jahren. Dieses entsetzlich traurige Ereignis wird durch diesen Film wieder in das gegenwärtige Bewusstsein gerufen, denn er ist einer der letzten Filme, in denen Philip Seymour Hoffman mitwirkt. Der hohe Respekt, die unendlich riesige Bewunderung und die tiefe Trauer über sein Ableben vermögen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film nur mittelmäßig ist. Was sicherlich weniger an dem großen Charakter-Mimen und mehr an der hölzernen und wenig plausiblen Inszenierung von Anton Corbijn liegt. DER vor vier Jahren mit seinem soliden Spannungsdrama „The American“ (s. Kino-KRITIK) – dank George Clooney – noch ganz gut über die Unterhaltungsrunden kam.

Dessen dritter Kinofilm nun aber im mittelmäßigen Spannungsfeld hantiert. Weil die Chemie zwischen dem melancholischen Dauer-Raucher Hoffman und zum Beispiel dem „deutschen Personal“ wie Daniel Brühl (als Maximilian fast bewegungsunfähig bzw. unsichtbar) oder Rainer Bock (mit plattem TV-Serien-Agieren) als amtlicher Gegenspieler Dieter Mohr überhaupt nicht vorhanden ist. Nur anstrengend und spürbar- künstlich behauptet wird. Aber auch mit seinen weiteren männlichen wie weiblichen Promi-Kollegen/Innnen zeigen sich darstellerische Diskrepanzen. RACHEL ADAMS als sogenannte „idealistische Anwältin“ Annabel Richter aus Hamburg („die mit dem Fahrrad kommt“) wird nur grotesk, dümmlich-naiv vorgeführt; WILLEM DAFOE als Chef-Banker ist von blasser Spannungsidentität und „der Rest“ gibt sich merkbar Mühe. Wie die präsente NINA HOSS als Erna Frey, Kumpanin im Amt wie im Geiste von Philip Seymour Hoffman, der als Chef-Agent Günther Bachmann eine anonyme deutsche Terrorabwehreinheit leitet und andauernd mit anderen Behördenvertretern (von CIA & Hier) aneckt. Weil er kein Team-Player ist und mit eher unkonventionellen Methoden Aufklärung betreibt.

Was gerade vonnöten ist, denn soeben ist in Hamburg ein „Verdächtiger“ aufgetaucht. Issa Karpov (GRIGORIY DOBRYGIN), halb Russe, halb Tschetschene, entsetzlich von Folter zugerichtet, mit Anspruch auf ein „schmutziges“, aber offensichtlich legales Millionen-Vermögen. Das Karpov offensichtlich an Dr. Faisal Abdullah (HOMAYOUN ERSHADI) weitergeben möchte, einem offensichtlich gemäßigten islamischen Gelehrten und Familienvater, der für seine wohltägigen Aktivitäten an vermeintlich humane islamische Organisationen bekannt ist. Ein Krimi-Puzzle. Wer ist wer wirklich. Mit welchen Absichten. Wer hat hier die wahre Führung, wer sind die Marionetten, die an den verschiedenen Interessens-Strippen bewegt werden. Und von WEM? Seit dem Terror vom 11. September 2001 herrscht Krieg. Haben sich die Gut-/Böse-Werte auf diesem Planeten extrem verändert. Partner und Gegner sind schwer auszumachen. Mittendrin so eine traurige „Windmühlen“-Figur wie Günther Bachmann. Seine Motivation: Die Welt wenigstens ein bisschen „gerechter“ zu machen.

Was im Roman von John le Carré („Der Spion, der aus der Kälte kam“; „Dame, König, As, Spion“) reizvoll-gesellschaftspolitisch und mächtig undurchsichtig-spannend entwickelt wird, wirkt hier nur halbherzig-undurchsichtig. Man ahnt, was der ehemalige Star-Fotograf Anton Corbijn will, DER aber kriegt das brillante Spannungsmoment des Roman-Autors filmisch nur hölzern, wenig stringent und ziemlich emotionslos „gebacken“. Umgesetzt. Mit vielen imponierenden atmosphärischen Solo-Bildern des oft unbeteiligt wirkenden Philip Seymour Hoffman. Im düsteren Hamburg. Als gehöre er, als wäre dieser nur eher „zufällig“ hier, in diesem verdattelten Agentenklima. Zur reinen Pose.

„A Most Wanted Man“ ist ein Thriller, dessen Spaßfaktor von mehr theoretischer, also behaupteter denn praktischer, also tatsächlich spannender Natur ist. Philip Seymour Hoffman hätte einen (sehr) viel besseren Abschiedsfilm verdient gehabt (= 2 ½ PÖNIs).

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