PÖNIs: (1,5/5)
„ALADDIN“ von Guy Ritchie (Co-B + R; USA 2017/2018; Co-B: John August, Vanessa Taylor; nach der Geschichte „Aladin und die Wunderlampe“ aus den Märchen aus 1001-Nacht; K: Alan Stewart; M: Alan Menken; 129 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.05.2019); bei Disney sind Neuauflagen bzw. Zweitverwertungen annonciert. Neulich flog wieder „Dumbo“ durch die Arena (s. Kino-KRITIK), jetzt erinnern wir uns gerne an den 31. abendfüllenden Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios aus dem Jahr 1992 (s. Kino-KRITIK) und werden jetzt mit seinem Liebes-Fantasy-Musical-Abenteuer-Remake gefüttert. Wobei sich mir das „Warum“ NICHT erschließt. Nicht erschließen will. Denn dieses neue Aladdin-Movie besitzt nur netten Schnulzen-Charme mit hübschen Effekten. Der Rest: platte Äffchen- und Papageien-Laune.
1.) Alle Welt kennt doch diese „1001 Nacht“-Märchen-Geschichte, so dass der Neugier-Reiz eher beschränkt bleibt. Und das Argument, diese Geschichte nun einer neuen Generation zu vermitteln, kontere ich mit: aber doch bitte nicht SO! Von wegen: die Effekte okay, das vorhersehbare Geschehen na ja, und das läppische Personal: nö.
2.) Und diese Mixtur, mal Gesprochenes, mal Singsang, stößt mehr ab und langweilt. In Richtung: Zumutung. Alles schon viele Male besser, also reizvoller, also spannender, also faszinierender gesehen als hier, wo die meisten Schauspieler nur schwach mimen. Der ägyptische Newcomer MENA MASSOUD als Titelheld, als gutherziger, cleverer Straßendieb im orientalischen Agrabah, besitzt die Ausstrahlung einer niedlichen, kaputten Laterne. „Sein“ Mädel, Prinzessin Jasmin, dargeboten von NAOMI SCOTT, vermag hübsch zu lächeln. Ihr Vater, NAVID NEGAHBAN, ist ein Sultan aus der Klischee-Mottenkiste: ein bisschen doof, aber gutmütig. Und der Ober-Dschafar-Schurke, MARWAN KENZARI, bedient nervend „den üblichen Fiesen“: eine ganze lange Zeit darf er heimtückisch dominieren, was aber nur uns Zuschauenden auffällt, nicht etwa den Leinwand-Handelnden auch, bevor er in letzter Sekunde seine verdiente Strafe kriegt. Gähn!
3.) Bleibt: WILL SMITH. Als blau-luftiger Flaschengeist Dschinni. Ein Profi in dieser kunterbunten Runde. Weiß – auch dank bewegungsreicher Computer-Hilfe – schön viel herumzumachen, flotte Sprüche zu setzen und überhaupt wenigstens etwas Schwung in diese bemühte Show zu bringen. Wie sein „Kumpel“: der fliegende Teppich. Beide sind ein Dream-Team, das wenigstens ab und an für etwas circensische Stimmung sorgt. Und weit mehr Aufmerksamkeit einfährt als diese ganze hüpfende Mischpoke drumherum.
Ach so ja, für die, die sich partout nicht auskennen (wollen): Ja ja, dies ist diese – an sich – komische Geschichte, wo ein Geist aus der magischen Pulle, hier: Lampe, seinem jungen Befreier Wünsche erfüllt. Und so kurios weiter. Dabei geht es um Liebe und Macht. Oder umgekehrt.
4.) DIE MUSIK. Beziehungsweise: der Singsang. Der achtfache „Oscar“-Preisträger ALAN MENKEN (u.a. „Arielle – Die Meerjungfrau“; das Disney-Original: „Aladdin“ von 1992; „Die Schöne und das Biest“) sorgt einmal mehr mit seinem Soundtrack für klangvollen Schwung. Beim Gesang allerdings wird es zwiespältig. Man hat uns ja – listigerweise, aber wie leider auch (zu) oft – in der Pressevorführung nicht DIE Version präsentiert, in der dieser Film zu 99 Prozent in unsere Kinos kommt, nämlich in der Synchronfassung, sondern in der originalen. Im Netz dagegen, beim deutschen Trailer, singt man deutsch, und dies hört sich dort nach einem fürchterlichen Ziegen-Vibrato an.
Kein großer, nicht einmal ein gelungener Wurf, diese dürftige „Aladdin“-Neu-Version. Wenn ich an die hervorragenden Fantasy-Edelstücke in diesen Kino-Tagen denke, sprich zum Beispiel: „Avengers: Endgame“, dann ist der neue Orient-Disney nur ein plumper, hübsch verputzter Zuckerguss-Schmarren: außen etwas hui, innen viel pfui (= 1 1/2 PÖNIs).