ALADDIN (1992)

„ALADDIN (1992)“ von Ron Clements und John Musker (R + B; USA 1991/1992; Co-B: Ted Elliott, Terry Rossio; M: ALAN MENKEN; 90 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.11.1993).

Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug

Dieser 31. abendfüllende Zeichentrick-Spielfilm aus den WALT DISNEY STUDIOS orientiert sich nur lose an der Erzählung über „Aladin und die Wunderlampe“ aus den Märchen aus 1001 Nacht. Stattdessen wurden viele Elemente aus dem „Oscar“-prämierten Werk „Der Dieb von Bagdad“ (GB 1940; R: Ludwig Berger, Michael Powell und Tim Whelan) verwendet, um dem jungen Helden Aladdin (hier mit zwei „d“) mehr Action-Ambitionen zu verleihen. Schließlich diente seinem Zeichner damals, Gerüchten zufolge, der junge TOM CRUISE als Inspiration. Und auch in anderen Bereichen unterscheidet sich die Adaption aus dem MAGIC KINGDOM stark von der orientalischen Mär. Denn Prinzessin Jasmin, Liebchen des jungen Gossen-Wildfangs, darf ebenfalls emanzipierter agieren. Ihrer Zeit weit voraus: Den arabischen Nächten, die von einem seltsamen Händler besungen, den Film eröffnen.

Es ist eine Geschichte „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Nur, dass der Suchende hier ein Waisenkind und der Teller eine dreckige Öllampe ist, die poliert werden will. ALADDIN (SCOTT WEINGER; im Deutschen mit der Stimme von MICHAEL DEFFERT) lebt auf der Straße von Agrabah und wird von der Gesellschaft als nutzloser Köter beschimpft. Um zu überleben, klaut er mit seinem besten Affen-Freund Abu (in allen Fassungen: FRANK WELKER) Essen, das er aber mit armen Kindern teilt. Er ist ein „ungeschliffener“ (Seelen-)Diamant, dessen Herz aus Gold nicht nur Prinzessin Jasmin (Englisch: LEA SALONGA; Deutsch: SABINE HETTLICH) im Sturm erobert, sondern auch die Aufmerksamkeit des fiesen Großwesirs Dschafar auf sich zieht (E: JONATHAN FREEMAN; D: JOACHIM KEMMER; unvergessen als Krabbe Sebastian in Disney`s „Arielle, die Meerjungfrau“). Dieser will aus einer magischen Höhle besagte Lampe herausholen, um den Sultan, Jasmins Vater, zu stürzen. Doch dazu braucht er ihn. Den „Menschen-Welpen“, dessen Dasein sich fortan völlig auf den Kopf stellt. Denn mit dem blauen Bewohner des verstaubten Haushaltsgerätes hat er wohl nicht gerechnet: Ein Dschinn, ein Flaschengeist, erscheint (unsterblich: sowohl ROBIN WILLIAMS, als auch PEER AUGUSTINSKI) und gewährt ALADDIN drei Wünsche.

Dieser DISNEY-Klassiker be- und verzaubert. Nicht nur aufgrund der magischen Figuren, welche die Kunst der Trick-Technik mit ihren Fähigkeiten in bunten Spektakeln völlig ausreizen, sondern vor allem auch aufgrund der Welt, die er kreiert. Orientalische Stätten, indische und türkische Motive, entführen den Zuschauer in das Land der Wunder. Liebevoll gestaltete Nebenfiguren (wie das Äffchen Abu, mit göttlicher Mimik; der fliegende Teppich, mit göttlicher Gestik; der Papagei Jago, mit sarkastischem Mundwerk; der rundliche Sultan, mit göttlicher Naivität oder der niedliche Haustier-Tiger Rajah) sind schlichtweg ergreifend. Schaffen eine Gefühlsebene, die das Schicksal der sorgsam-sensibel gezeichneten Protagonisten zu Leinwandmomenten wandelt, die unvergessen bleiben. Im Mittelpunkt: Freundschaft. Liebe. Mut.

Über diesen Begriffen schweben vor allem zwei Namen: ROBIN WILLIAMS (*21.07.1951 – †11.08.2014) und ALAN MENKEN. Robin Williams, einer der wichtigsten Schauspieler unseres Jahrhunderts, ein Bollwerk der Emotionen, geliebt für seine Darstellungen in Meisterwerken wie „Good Morning Vietnam“ (1987), „Der Club der toten Dichter“ (1989), „Zeit des Erwachens“ (1990; an der Seite von Robert De Niro), „Hook“ (1991), „Mrs. Doubtfire – das stachelige Kindermädchen“ (1993), „Jack“ (1996), „Hinter dem Horizont“ (1998) oder „Patch Adams“ (1998). Eine (Film-)Ikone, deren Geschichte und Leben leider viel zu früh endeten. Er belebt „Dschinni“. Er schenkt ihm sein Lachen und gibt es an uns, den Zuschauer, weiter. Er explodiert im Humor, in der Sprache der Zeichnungen, der Verwandlungen, den Persönlichkeits-Parodien, die ihn für immer und ewig in Erinnerung halten werden.

Ihm gegenüber steht ein weiterer Großmeister unserer Zeit: der Komponist ALAN MENKEN. Ein Musiker, der in der Historie von WALT DISNEY seine eigene Ära kreierte, die mit ARIELLE – DIE MEERJUNGFRAU (1989) begann, die sich mit DIE SCHÖNE UND DAS BIEST (1991), ALADDIN (1992), POCAHONTAS (1995), DER GLÖCKNER VON NOTRE DAME (1996), HERCULES (1997), DIE KÜHE SIND LOS (2004), VERWÜNSCHT (2007), RAPUNZEL – NEU VERFÖHNT (2010) fortsetzte und bis heute so viele (kleine und große) Kinder prägt. Als Ohrwurm-Garant. Als „Ennio Morricone“ der Märchenwelt. Als „Richard Wagner“ der Leinwand-Liebesduette. Als Lied-Stimme so vieler DISNEY-Figuren. Ein Genie, das die „Oscar“-Kategorien „Bester Original Score“ und „Bester Original Song“ seit Jahrzehnten dominiert. Insgesamt 19 Nominierungen und 8 Goldjungen stehen auf seinen Partituren. Für: „Arielle“ („Bester Original Score“; „Bester Original Song“/“Unter dem Meer“); „Die Schöne und das Biest“ („Bester Original Score“; „Bester Original Song“/“Die Schöne und das Biest“); „Pocahontas“ („Bester Original Score“; „Bester Original Song“/“Farbenspiel des Winds“). Und auch ALADDIN konnte punkten: „Bester Original Score“ und „Bester Original Song“ – „In Deiner Welt“ („A Whole New World“). Weitere Ehrungen durch den „Golden Globe“, den britischen „BAFTA Award“ oder den „Tony“ – den „Academy Award“ des Broadways – nicht mitgerechnet.

Gemeinsam mit ihm bestieg DISNEY in den 90er Jahren den Hollywood-Olymp. Gemeinsam schuf dieses Erfolgs-Gespann ein großes Kapitel Filmgeschichte, dessen Seiten gefüllt sind mit Meisterwerken wie ALADDIN. Ein MUSS-Film für die letzte, die heutige und zukünftige Generation! Gerade in einer Gegenwart, in der Gewalt zunehmend das Kino bestimmt. Lasst die Kinder ihre Kindheit genießen. Entführt sie in die Welt des MAGIG KINGDOMS. Dort kann man viel erleben und lernen. Auch für das „reale“ Leben (= 4 „Carrie“-PÖNIs; …die so gerne ein Äffchen hätte!).

P.S.: „Kürzlich“ kreierte ALAN MENKEN gemeinsam mit DAN FOGELMAN auch sein erstes Serien-Musical: „GALAVANT“ (USA 2015-2016); eine ungemein schwarz-humoristische Gedanken-Fantasy zum Thema „Ritter und ihre mittelalterlichen Balladen-Eskapaden“. Mit „Kylie-Minogue-Ex“ JOSHUA SASSE in der Hauptrolle und dem unvergleichlichen TIMOTHY OMUNDSON als liebenswert-schurkischer König Richard. Eine dringende Guck-Empfehlung für erwachsene Kind-Gebliebene-Musikliebhaber!

 

 

 

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