DIE ZEIT DER BUNTEN VÖGEL

DIE ZEIT DER BUNTEN VÖGEL“ von John Boorman (B+R; USA 1990; K: Peter Suschitzky; M: Peter Martin; 107 Minuten; Start D: 03.05.1990)

Vater McBain (Dabney Coleman) ist ein gutsituierter Abbruchunternehmer. Seine drei Kinder, alle um die 18, hat er verwöhnt und verhätschelt. Ganz plötzlich passt ihm das nicht mehr. Und, als wär‘s ein schlechter Scherz, lädt er die Kinder eines Nachts vor einem Abbruchhaus ab.“Das ist euer neues Zuhause, macht was aus eurem Leben“, sagt er und verschwindet.
Aus Spaß wird ernst. Und Regisseur John Boorman hat es in seinem neuen Film „Die Zeit der bunten Vögel“ auch verdammt ernst gemeint. Denn von nun an werden anhand der Kinder alle Möglichkeiten der Depressionen, des Geldauftreibens, des Erwachsenwerdens vorgeführt.
Dazu muss man wissen: Den Kindern gehört das Haus und sie bekommen zusätzlich jeder pro Monat, 750 $ also rund 1500 DM bar auf die Hand. Für Chloe (Suzy Amis), Daphne (Uma Thurman) und Jimmy (David Hewlett) scheint das ein großes Unglück zu sein. Daphne, die jüngste der Geschwister, ist nach wenigen Tagen auch wild entschlossen, sich das Leben zu nehmen.

Doch dazu kommt es nicht. Stattdessen ist das Haus bald voller Menschen, die sich alle irgendwo zwischen Kind und Erwachsenenstadium befinden. Alle sind auf der Suche nach sich selbst – und das mit allen Mitteln. Die Mädels sind alle unheimlich künstlerisch veranlagt, haben wallendes Haar und wallende Kleider. Jede ein Abbild der Weiblichkeit. Die Jungs versuchen mit Computern oder an der Wall Street ihr Glück. Der einzige, der nicht so recht dazu passt ist ein Penner und der heißt denn auch gleich Shitty (Christopher Plummer), also Scheiße.

John Boorman wollte alles in seinem Film unterbringen: Eine Komödie der 90er Jahre sollte es werden. Ein Film zum Lachen mit sozialkritischem Hintergrund. Eine Hymne auf die junge Generation, die mit Toleranz und ihrem künstlerischem Potenzial die Welt verändern kann. Für den Zuschauer stellt sich das Treiben im Film wie ein „Zirkus der Egomanen, Pseudo-Genies und sonstiger Lebenskünstler“ dar. Jeder hat seinen Auftritt und den genießt er. Jeder Charakter ist aber im Film nur mit wenigen Eigenschaften versehen, denn es gibt einfach zu viele Hauptdarsteller. Demzufolge verkommt das ganze zu einem Zeitgeistbrei, in dem jeder Schauspieler schlecht spielen muss, weil sein Klischee von Anfang an vorbestimmt ist. Was den sozialkrischen Hintergrund angeht: Auch damit hat es der Regisseur nicht allzu ernst gemeint. Seine These: Aus jedem gut gestellten Menschen kann binnen kurzer Zeit ein Obdachloser werden, ist nachdenkenswert und wird in den letzten Jahren zu einem immer aktuelleren Problem. Ein Problem allerdings, dass man nicht in einer Komödie als Randgeschichte abfrühstücken sollte.

John Boorman hat in seinem Film zu viel gewollt. Herausgekommen ist dabei ein albern unrealistisches Bild der heutigen Jugend: Naiv, blauäugig und künstlerisch abgedreht (= 2 PÖNIs).

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