YVES SAINT LAURENT

YVES SAINT LAURENT“ von Jalil Lespert (Co-B + R; Fr 2013; Co-B: Marie-Pierre Huster, Jacques Fieschi, frei nach dem gleichnamigen Buch von Laurence Benaim; K Thomas Hardmeier; M: Ibrahim Maalouf; 104 Minuten; Start D: 17.04.2014); du bist bei der Arbeit, ach was – bei deiner Berufung einer der Besten, Größten, doch wenn es darum geht, „nebenbei“ auch noch „das Leben“ zu meistern, versagst du. Sinngemäß hat er sich „so“ einmal selbst beschrieben: YVES SAINT LAURENT (1. August 1936 – 1. Juni 2008). Was haben wir hier von ihm für Bilder im Kopf…das schmale schöne scheue Gesicht mit dieser überdimensionalen Brille; die Abkürzung YSL, die auf einen der bedeutendsten Modeschöpfer verweist; der 1971 nackt für sein Männerparfüm „YSL Homme“ posierte. Man hörte von den privaten, sprich depressiven Eskapaden, bei denen Alkohol und Drogen eine immense Rolle spielten. Eine komplexe Persönlichkeit. „Er war genial, modern und zutiefst unglücklich“, ortet ihn der 24jährige französische Nachwuchsstar PIERRE NINEY („It-Boy – Liebe auf Französisch“; „Die anonymen Romantiker“; „Der Schnee am Kilimandscharo“) ein, der in der Titelrolle brilliert.

Paris 1957. Yves ist 21, einer der talentiertesten Designer Frankreichs und rechte Hand d e s Modeschöpfers überhaupt, Christian Dior. Als dieser unerwartet stirbt, wird ER der künstlerische Leiter einer der renommiertesten Modemarken der Welt. Seine erste Kollektion wird zu einem triumphalen Erfolg für den schüchternen Jüngling („Ich kann nur zeichnen; jenseits davon fühle ich mich hilflos“). DER während einer Modenschau auf Pierre Bergé (GUILLAUME GALLIENNE) trifft. Eine Begegnung, die sein Leben von Grund auf verändert: Die beiden werden Geschäfts- und Lebenspartner. Bergé wird für Yves Saint Laurent Seelenverwandter wie „Coach“. Erweist sich als äußerst geschickter Business-Man und verschafft seinem melancholischen Partner den nötigen Freiraum, um seine Kreativität ungebremst entfalten zu können. Hier setzt der Film an. Und verliert „den tatsächlichen Menschen“ aus der biographischen Rundum-Sicht. Saint Laurent wird fortan eindimensional erklärt. Nur auf den ausschließlich labilen Künstler verdammt. Während sein „Kümmerer“ Pierre Bergé dessen Da-Sein pfleglich ordnet und dies aus dem Off auch schwärmerisch kommentierend begleitet.

Drumherum posieren wenig näher bekannt werdende Figuren. Die sich wie Marionetten bewegen. Von wegen – die bunte leere Bühne Glamour-Volk. Und was sich dafür hält. Mit Stichwort-Geplapper. Und was das kreative, bewunderungswürdige Handwerk Mode betrifft, findet der Film keinen Erklärungsbezug zu ihr. Sie ist da, extravagant, offensichtlich, und angesagt. Angezeigt, abgehakt wie vieles hier. Die Jahre werden über die Musik und mit dem passenden Ambiente definiert. Motto: Die Oberfläche und ihre fein gehauchten Smooth-Jazz-Töne dazu. Vom erstmals stimmungsreich kommerzielle Filmmusik komponierenden, arrangierenden Trompeterhero Ibrahim Maalouf.

Die Hauptakteure und diese grandiose visuelle Opulenz tragen den Film. Der ohne tiefere Seele langweilt, wiederum aber mit bisweilen reizvollen Magie-Bildern hübsch argumentiert. Aus dieser schön eingerichteten, extrem gepflegt aufgebauten Scheinwelt. Diese exquisite Ausstattung sättigt die Sinne. Erheblich. Bietet atmosphärisches Boulevard-Kino. Mit einem mimisch unglaublich beeindruckenden PIERRE NINEY an der Bühnenfront. Der bekanntlich mit 21 Jahren jüngstes Mitglied der „Académie Francaise“ wurde. Und hier eine äußerlich perfekte, stimmlich wie gestenreich bewegende Performance als melancholischer, selbstzerstörerischer Charmeur Yves Saint Laurent abliefert, die viel Respekt abverlangt. Und Anerkennung verdient. Und die bei all den vielen „Bastard-Masken“ drumherum Bestand hat. Nicht minder intensiv mimt GUILLAUME GALLIENNE den besonnenen Partner Pierre Bergé. Als diskreter Ruhepol im emotionalen Dauersturm des Yves Saint Laurent ist er ebenfalls von sensibler Spannungsgröße.

Insgesamt aber: „Mehr“ wäre drin gewesen. „Yves Saint Laurent“ ist ein solides Stück Promi- Biopic zum Schauen, aber nicht durchweg zum Mögen (= 3 PÖNIs).

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