Yves Montand

‚KALENDER-NOTIZ‘ zum 65. Geburtstag von YVES MONTAND (RIAS 2-„Treffpunkt“ 13.10.1986)

Er ist einer der letzten großen Gentleman des internationalen Kinos. Etwa auf der gleichen Beliebtheitsstufe angesiedelt wie Robert Redford in Amerika oder Marcello Mastroianni in Italien. Angefangen aber hat er mit der Musik. Mit Chansons, seinen Chansons. Aber der Reihe nach. Er wird am 13. Oktober 1921 in Monsumano Alto, einem kleinen Dorf im Appennin, oberhalb von Florenz, unter dem Namen Ivo Livi geboren. Nachdem seine Eltern ins französische Exil geflüchtet sind, lernt er nach der Schule das Friseurhandwerk und legt die Gesellenprüfung ab.

Mit 17 beginnt er für den Film zu schwärmen. Er spart sich das Geld vom Munde: ab, nur um jeden Samstagabend zu den Stars ins Kino gehen zu können. Er sieht sich Musicals, Western, Krimis und. Zeichentrickfilme an, alle von amerikanischer Herkunft und alle in der Originalfassung. Er träumt davon, Fred Astaire zu sein und lernt tanzen. Wie ein Schwamm nimmt er alles, was er im Kino sieht und hört, in sich auf: den Jazz, die Welt von Harlem, die Gangster, die Cowboys und den amerikanischen Lebensstil.

Dann erfüllt sich 1939 auf einer Jahrmarkbühne in der Provinz das erste Mal sein Traum. Mit drei, vier Chansons beginnt die Karriere des Yves Montand. Diesen Namen findet Ivo in einer plötzlichen Eingebung, als er sich an das „Ivo, monta! – Ivo, komm rauf!“ seiner Mutter erinnert. Der Rest ist bekannt. Ein Erfolg nach dem anderen. Edith Piaf, die große französische Sängerin, hat Montand entdeckt und unter ihre fördernden Fittiche genommen. Seine Auftritte werden zu Gesprächsthemen, Paris liegt ihm mehr und mehr zu Füßen. Und als er sich dann nach dem Kriege auch anschickt, als Schauspieler Karriere zu machen, ist sein Ruhm grenzenlos. Welche Filme soll man bloß heute, an seinem 65. Geburtstag, nochmal Revue passieren lassen?

Natürlich „Lohn der Angst“, diesen Nitro-Thriller von 1952. Und „Machen wir’s in Liebe“ mit der Monroe, 1960. Und, ganz wichtig, „Z“ von Costa-Gavras von 1968, diese ungemein wirkende griechische Polit- Anklage. Und natürlich „Vier im roten Kreis“, dieser einzigartige Melville-Krimi von 1970. Und…und…und…, aber kehren wir auf den Teppich zurück und gratulieren ihm recht herzlich. Heute wird er 65, der große Grandseigneur der Franzosen.

Seien wir ehrlich, um ihn haben wir sie immer schon ein wenig beneidet…

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