WIE SPÄT IST ES?

Er hat auch hierzulande geschätzte Filme wie “Le Bal“ oder “Die Familie“ gemacht, in denen es weniger um spektakuläre Aktionen und mehr um ganz normale Menschen und ihre Lebenserfahrungen geht. Die Macht der Erinnerung, Freundschaft, die Liebe und das Alter, das sind typische Themen von ihm. Sein neuester Film heißt „WIE SPÄT IST ES?“ von Ettore Scola (Co-B+R; It 1989; 97 Minuten; Start D: 19.07.1990).

Im Mittelpunkt stehen Marcello und Michele, Vater und Sohn. Man hat sich nie richtig kennengelernt, man hat nie richtig miteinander gesprochen. An einem regnerischen Winternachmittag fährt der Vater in die kleine Hafenstadt südlich von Rom, wo der Sohn nach seinem Studium den Militärdienst ableistet. An diesem Nachmittag will der Vater das nachholen, was er glaubt in den letzten Jahren versäumt zu haben. Es wird ein langer Tag, und es wird ein langes Gespräch.“Wie spät ist es?“ folgt der Chronologie dieser späten Begegnung. Die zunächst wie ein Boxkampf aussieht. Erst umtänzelt und belauert man sich, dann werden erste, vorsichtige Wort-Schläge angebracht, um schließlich die eigentlichen Treffer zu landen. Am Ende gibt es erste Anzeichen einer Annäherung zwischen Vater und Sohn.

Die Kunst von Ettore Scola besteht in der Beiläufigkeit, mit der er diese Geschichte entwickelt. Aus kleinen Gesten, genau beobachteten Einzelheiten und dem Umgang mit der Sprache entsteht ein faszinierendes Duell. Hervorragend dabei als Partner und Gegner: MARCELLO MASTROIANNI und MASSIMO TROISI. Ihr minutiöses Spiel ist schmerzlich und ehrlich und berührt, weil deutlich wird, dass in jedem von uns selbst so ein Stück von diesem ereignisreichen Tag zwischen Vater und Sohn vorhanden ist (= 4 PÖNIs).

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