WALK HARD: DIE DEWEY COX STORY

PÖNIs: (5/5)

„WALK HARD: DIE DEWEY COX STORY“ von Jake Kasdan (Co-B + R; USA 2007; Co-B: Judd Apatow; K: Uta Briesewitz; M: Michael Andrews; 96 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.03.2008); dem 33-jährigen Sohn des Regisseurs Lawrence Kasdan (“Silverado“/“Grand Canyon“/“Goldener Berlinale-Bär“; 1992/“Wyatt Earp“; 1994). Sein Debütfilm war 1998 “Zero Effect“ (mit Ben Stiller + Bill Pullman), danach 2002 “Nix wie raus aus Orange County“ mit u.a. Jack Black). WICHTIG aber auch, sein Co-Drehbuchautor und Mit-Produzent ist hier JUDD APATOW; und dieser gilt derzeit, sowohl als Regisseur wie auch als Produzent und auch als Drehbuch-Autor, in Hollywood als d a s Comedy-Ass der Branche (zuletzt: “Beim ersten Mal“/219 Millionen Dollar Einnahmen; “Jungfrau (40), männlich, sucht…“/2005/177 Millionen Dollar Einnahmen oder der Anarcho-Spaß “Ricky Bobby – König der Rennfahrer“ mit Will Ferrell).

Mit “Walk Hard“ begeben sich Kasdan & Apatow in Richtung Musiker-Biopics à la “Ray“ (Ray Charles) und “Walk The Line“ (Johnny Cash). Und ENTDECKEN dabei eine bislang unbekannte, aber nicht minder RUHMREICHE Musiker-Legende mit Namen DEWEY COX. Der wird in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts im Süden der USA (natürlich, wo auch sonst) geboren, in der kleinen Gemeinde Springberry in Alabama. Wo man hinblickt: Armut, Entbehrungen, triste Atmosphäre, arme Leute.

Die Eltern, 2 Söhne. Der ältere heißt Nate, ist hochbegabt und wird beim kindlichen Scheunenspiel mit einer messerscharfen Machete vom jüngeren Dewey sozusagen “geteilt“. Dewey ist verzweifelt, depressiv, traumatisiert, verliert sogar seinen Geruchssinn. Der (fortan) ständige wie “aufbauende“ Daddy-Kommentar dazu: DAS FALSCHE KIND WURDE GETÖTET! Einzig die Liebe zum Blues, zum Gitarre-Spielen hilft, die bösen Gedanken zu verscheuchen.

Mit 14 (= allerdings sieht er da bereits aus wie 39/JOHN C. REILLY ab hier) nimmt er an einem Talent-Wettbewerb teil und gewinnt diesen dank explosiver Reaktionen (besonders) beim (weiblichen) Publikum. Dewey verlässt die Stadt, mit neuer Freundin, der väterlichen Dauer-Verachtung “im Ohr“ und dem Glauben an eine tolle Karriere. Er heiratet, kriegt viele Kinder; SIE müht sich Zuhause zickend rum, ER erobert die bunte Welt des Show-Business. Motto, ganz klar: SEX & DRUGS & ROCK ‘N‘ ROLL. Dewey, ein Chamäleon-Musikus: Passt sich jeweils problemlos Zeit, Stil + Mode(n) an, trifft den Rock ‘n‘ Roll wie ELVIS; näselt wie Bob Dylan mit seinen Protest-Songs herum; geht auf LSD-Trips in den 60ern mit den dazugehörigen musikalischen Experimenten; dann meint man auch schon mal ROY ORBISON-Schnulzen zu hören. Er ist in den 70ern der Überwahn-Künstler + Egomane, mit Saturday-Night-Fever-Drive und eigener TV-Show; kommt auf die zufällige Vorwegnahme des PUNKs; findet die finale Aufnahme – mit THE WHO-Atmo – in die HALL OF FAME.

Er schläft mit 411 Frauen, heiratet 3 x, hat 22 Kinder/14 Stiefkinder. Ist mit den Beatles (JACK BLACK als Paul/JASON SCHWARTZMAN als Ringo) beim Guru in Indien, nennt einen ständigen Schimpansen-Begleiter seinen besten Freund, begegnet den TEMPTATIONS, wird zum nationalen IDOL. Eine AMERIKANISCHE Rocker-Karriere nach dem Motto: aber hallo wie pur. Jede nur erreichbare DROGE wird (aus-)probiert, um sie danach möglichst schnell wieder loszuwerden. Vom Strahlemann zum Wrack. Und umgekehrt. “Dazwischen“ is‘ nix. Das Entweder-Oder-Leben. Auf der Überholspur. Kompromisslos, hart, die Show als Leben. Oder umgekehrt: Das Klischee gilt. 2002 stirbt Dewey Cox. Mit großem Tamtam.

Was immer die Filme über Jerry Lee Lewis, Ray Charles, die Beatles (“Yellow Submarine“), Johnny Cash, Elvis Presley oder Bobby Darin für Mythen erzählen, DEWEY besitzt sie alle und ÜBERTRIFFT sie bei Weitem. Denn dieser Film ist d e r DEFINITIVE Rock-Soul-Berserker. Zeigt/präsentiert die WAHRE SEELE des ROCK ‘N‘ ROLL. Er ist IRRE, TOLL, (SAU-)KOMISCH, SCHRÄG, DEFTIG, bietet also DIE totale Klasse-Unterhaltung!!!

Prusten, glucksen, gackern, sich permanent amüsieren mit DAUER-Lachen: D E R Gute-Laune-Film überhaupt. Jede Szene, jedes Motiv, jeder Dialog ist zweideutig, überhöht, mit köstlichen Bonmots, Spinnereien, Quickie-Gags sowie vielen
Anspielungen/Zitaten/Frechheiten/Querverweisen versehen; alles ist IRONIE, Stimmung, Sonnenuntergang, POINTE, wunderbar durchgeknalltes, absurd-überzogenes Power-Entertainment.

“Walk Hard: Die Dewey Cox Story“ ist einer der herrlich-verrücktesten Kinofilme überhaupt. Weil ER “funktioniert“, weil ER prima-präsent ist, der 41-jährige charismatische Stimmungskobold JOHN C. REILLY. Der in der 2. Hollywood-Reihe bekannt gewordene herbe Anti-Charme-Bolzen (“Ricky Bobby“; “Robert Altman‘s Last Radio Show“, “Chicago“ = “Oscar“-Nominierung als “Bester Nebendarsteller“; “Gangs Of New York“) hat hier SEINEN Glanzauftritt. Wie er sich in diese legendäre Fuck-nochmal-Figur hineinfindet/sich geradezu in sie reinsaugt, mit jeder Pore Rock-around-the-Clock IST, dazu mit einer geradezu unerhörten Bühnen-Präsenz und Musikalität ausgestattet, das TRIFFT es, DAS ist auf den Pointen- wie Kostüm-Punkt-genau GENIAL. Bei KING John C. Reilly stimmen Ton/Laune/Seele/Körpersprache/überhaupt Bewegung zu 100%.

Ein irrer Typ, in einem RICHTIG schön-irren Film. Let-The-Good-Times-Roll-Best-Of-Movie (= 5 PÖNIs).

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