VIEL LÄRM UM NICHTS (2011)

VIEL LÄRM UM NICHTS“ von Joss Whedon (Adaption + Regie + Musik; USA 2011; nach dem Theaterstück von William Shakespeare; K: Jay Hunter; Schwarz-Weiß; 109 Minuten; Start D: 24.07.2014); ER ist und wird es immer bleiben – der ewige und beständigste „Drehbuch-Autor“ aller Zeiten: WILLIAM SHAKESPEARE (1564 – 1616). Seine Komödien und Tragödien gehören zu den bedeutendsten und am meisten aufgeführten und verfilmten Bühnenstücken der Weltliteratur. „Much Ado about Nothing“ entstand 1599 und wurde erstmals 1600 gedruckt. Eine populäre und vergleichsweise leichte Komödie der Irrungen und Wirrungen. Zuletzt 1993 von Kenneth Branagh rasant und übermütig für das Kino adaptiert (s. Kino-KRITIK), mit sich selbst in der Hauptrolle und mit seiner damaligen Ehefrau Emma Thompson als sinnlich-coolen Gegenpart.

JOSS WHEDON, geboren am 23. Juni 1964 in New York, ist alles andere als ein bekennender Shakespeare-Spezi. Vielmehr ist er bekannt für seine vitale popkulturelle Vielseitigkeit. Als Autor schrieb er die Drehbücher für Hits wie „Toy Story“ (dafür erhielt er 1996 eine „Oscar“-Nominierung), „Speed“ (1994) oder „Alien – Die Wiedergeburt“ (1997) und „The Cabin in the Woods“ (2012). Er ist der Erfinder der erfolgreichen TV-Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ (1997 – 2003), und als Regisseur hatte er mit „Marvel’s The Avengers“ vor zwei Jahren einen Blockbuster-Kinohit (der bei mir durchfiel). Nun also der moderne Klassiker William Shakespeare. Gedreht Mitte Oktober 2011 in seinem Privathaus in Santa Monica innerhalb von nur 12 Tagen und mit einem sehr geringen Budget. In Schwarz-Weiß. Während Whedon Urlaub von der Postproduktion von „Marvel’s The Avengers“ hatte.

Unter dem Titel „Nichts ist unmöglich!!!“ erklärt der „Film-Dienst“ in seiner neuesten Ausgabe (15/2014) im Vorspann eines längeren Titel-Artikels von Autor Michael Ranze das Phänomen Joss Whedon:

Neben Peter Jackson und J.J. Abrams ist Joss Whedon derzeit der inoffizielle Hohepriester der Nerd-Kultur. ´Whedonverse´ nennen Fans liebevoll den fiktiven Kosmos, den der ´Avengers´-Regisseur im Kino und im Fernsehen, aber auch fürs Internet sowie für Comics erschaffen hat. Mutige Vampir-Jägerinnen, abgehalfterte Weltraum-Outlaws und Superhelden mit Ego-Problemen spielen darin humorvoll mit dem Mythen-Arsenal der Popkultur, wobei Beziehungsreibereien und Gruppendynamiken für menschliche Erdung sorgen. In seinem neuen Film zelebriert Whedon allerdings nicht seine Leidenschaft für Comics und Genrefilm: ´Viel Lärm um Nichts´ feiert vielmehr William Shakespeare“.

Und WIE! Lebendig. Frisch. Kess. Süffisant. Mit dem klassischen Text im Heute-Epizentrum. Ein Krieg ist gewonnen, in schwarzen Limousinen kehren die mit feudalem Anzug-Zwirn ausgestatteten Sieger heim. An den Hof, sprich in das geräumige Landhaus von Fürst Leonato. Auf dem Erholungsprogramm stehen Maskeraden, Whisky und Wein, Poolpartys mit smart-ironischer Pop- und Dance-Musik, attraktiven Akrobatinnen am Himmel sowie ausgiebige, listige, also doppelbödige Gespräche in tiefgründiger, sprich ironischer Slapstick-Mundart. Ala Shakespeare. Thema: Jungs und Mädels. Beziehungsweise umgekehrt. Offizier Benedikt (ALEXIS DENISOF) und Leonatos Nichte Beatrice (AMY ACKER) mögen es SEHR, die Ehe öffentlich und lautstark und dauer-heftig als Hölle zu formulieren. In dem sie sich mit erlesenen William Shakespeare-Beleidigungen „liebevoll“ anspeien. Eine feste Beziehung schließen sie für sich definitiv vollmundig aus. Natürlich wird aus ihnen, wir wissen es, am Ende d a s Paar.

Ehe allerdings die sich „schneller“ einig seienden Claudio (FRAN KRANZ), der Offizier-Kamerad von Benedikt, und Fürsten-Tochter Hero (JULLIAN MORGESE) sich trauen lassen können, bedarf es noch einiger theatralischer Dramatik-Umwege. Dieser Saukerl Don Juan (SEAN MAHER) setzt nämlich mit seinen Adlaten alles intrigante Gemeine daran, das junge Glück erst gar nicht keimen zu lassen. Gierige Paparazzi tauchen auf. Wittern geile Themen- und Foto-Beute. Böse Schrei-Worte fallen. Verleumdungen pusten. Doch Shakespeare ist hier gütig. Per Handy-Foto erfahren wir am Ende, wie Don Juan nach seiner Flucht aufgegriffen und festgenommen wurde. Denn: Dieses fiese Arschloch hatte nicht mit der urigen polizeilichen Zufalls-Aufmerksamkeit um „Konstabler“ Holzapfel (super ungelenk: NATHAN FILLION) und seinem (arg) bemühten Team gerechnet, die mehr un- als freiwillig viel zur Auflösung seines intriganten Tuns beitragen. Gleich zweimal ist Party-Time annonciert. Vorhang.

Ein unorthodoxer Shakespeare. Als launiges Vergnügen. Mit feinen Schwarz-Weiß-Bildern, faszinierenden szenischen Motiven (etwa, wenn Claudio nach durchzechter Nacht mit Schnorchel und Martiniglas im Pool auftaucht und von den Nadelstreifen-Intriganten wie von gierigen Haien bedrängt wird), in und mit modernen Ausstattungsanspielungen (den Seitenhieben auf die Promi-Szenarien; die Promi-Fotografin auf der Masken-Fete). „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, besang einmal Connie Francis.

Dieses „Viel Lärm um Nichts“-Movie ist ein toller neuer Kunst-Schlager (= 4 PÖNIs).

Teilen mit: