DIE UNBEKANNTE

DIE UNBEKANNTE“ von Giuseppe Tornatore (It/Fr 2006; 118 Minuten; Start D: 22.05.2008)der am 27. Mai 52 Jahre jung wird und zu den talentiertesten europäischen Filmemachern zählt.

Der in Bargheria bei Palermo/Sizilien geborene Tornatore hat bislang insgesamt nur 8 Filme gedreht, darunter “Die Legende vom Ozeanpianisten“/1998/mit Tim Roth, und “Der Zauber von Malina“/2000/mit Monica Bellucci, und bekam bereits für seinen 2. Spielfilm – “CINEMA PARADISO“/mit Philippe Noiret – 1989 den Auslands-“Oscar“. Hier wandelt er auf spannenden Hitchcock-Psycho-Spuren.

Irina, 32, Osteuropäerin aus der Ukraine, taucht irgendwann-heute in einer namenlosen norditalienischen Stadt auf. Mietet eine Wohnung, versteckt dort einen Koffer voller Geld, bemüht sich um einen (Putz-)Job im Haus gegenüber, gelangt in eine Juweliersfamilie als “guter Geist“ des Hauses, zuständig für alles, was Arbeit macht. Für die Familie, bestehend aus einem Ehepaar und einer kleinen Tochter, Tea, wird sie bald zu einem nicht mehr wegzudenkenden Faktor. Weil sie keine Fragen stellt und alles mehr als ordentlich macht, was man ihr aufträgt. WIR aber ahnen, fühlen, erkennen, aus ihrer Körpersprache, aus ihren unruhigen Melancholie-Blicken, über ihre Bewegungen, dass hier etwas ÜBERHAUPT NICHT STIMMT. Mit ihr. Zudem werden mehr und näher Irinas traumatische Vergangenheitserlebnisse sichtbar/deutbar, die ein fürchterliches, ein grausames Geheimnis enthalten.

Ein spannendes, aufregendes, interessantes Schicksals-Movie. In das man wie in einen literarischen Wälzer angepikst eintaucht und nicht mehr loskommt. Motto: Der unglaubliche Leidensweg einer Frau, die nun unbeirrt wie
konsequent “ihren Weg“ geht. Wie, was, warum, wohin…, das erklärt nahegehend, berührend, aufwühlend, überzeugend die letzte halbe Filmstunde. Ein Puzzle-Thriller. Von atmosphärischen, aufregenden 118 Minuten. Mit einer sagenhaften Hauptakteurin im ständigen Licht: XENIA RAPPOPORT.

Die aus St. Petersburg stammende 33jährige (Bühnen-)Schauspielerin TRAGT wunderbar dicht und emotional diese gequälte Seele, die sich nicht runterkriegen lässt, im Gegenteil: Xenia Rappoport ist bravourös, geheimnisvoll, rätselhaft, überzeugend, eine absolute, DEFINITIVE Identifikationsfigur. Deren grandiose “tour de force“ ebenso beeindruckend wie äußerst unterhaltsam ist. Im Vorjahr bekam sie dafür Zuhause den italienischen “Oscar“, den “Donatello“, als “Beste Hauptdarstellerin“.

“Ich habe das Gefühl, ich laufe und laufe und komme keinen Schritt voran“. “Ich dachte, ich hätte mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber meine Vergangenheit hat nicht abgeschlossen mit mir“. Schlüsselsätze für einen beunruhigenden, faszinierenden, hochemotionalen Thriller, dessen Sog-Wirkung enorm ist. Auch dank der erneut DRAMATURGISCHEN Klasse-MUSIK von Altmeister ENNIO MORRICONE. Eine PRÄCHTIGE MUSIKALISCHE Spannungs-UNTERSTUTZUNG.

Über eine Million Kino-Besucher hatte der Film denn auch in Italien. Und, außerdem: In der zweiten Rolle mimt, ebenso grauslich wie überzeugend, der 62jährige italienische Star MICHELE PLACIDO, der auch bei uns als Commissario Cattani in der TV-Serie “Allein gegen die Mafia“ populär wurde, einen dämonisch-ekligen Satans-Menschen. Diese 8 Millionen EURO teure italienisch-französische Co-Produktion, die 2006 in 96 Tagen in Triest und Rom entstand, zählt derzeit zum BESTEN SPANNUNGSKINO überhaupt und kann gut und gern mit jedem Hollywood-Thriller mithalten (= 4 PÖNIs).

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