PÖNIs: (4/5)
EXTASE IM CINEMASCOPE-KOTZEN. Titel = „TRIANGLE OF SADNESS“ von RUBEN ÖSTLUND (B + R + Co-Schnitt; Schweden/GB/USA/Fr/Griechenland/Türkei 2020; K: Frederik Wenzel; M: Michael Maltha; Leslie Ming; 147 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.10.2022). Was bedeutet Triangle of Sadness? Hier heißt es: „Traurigkeit vorgetäuscht“; in Frankreich nennt man den Titel „Sans filtre“, also „Ohne Filter“; lt. Ruben Östlund bezieht sich der Titel auf einen Begriff, der von plastischen Chirurgen verwendet wird, um die SORGENFALTE zu beschreiben, die zwischen den Augenbrauen auftritt und die mit Botox in 15 Minuten behoben werden kann.
Apropos RUBEN ÖSTLUND. 2017 bekam er bei den Cannes-Festspielen seine erste „Goldene Sieger-Palme“ für seinen Film „THE SQUARE“ (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs für einen brillanten Gedanken-Potpourri). In diesem Frühjahr wurde ihm die zweite „Goldene Cannes-Palme“ zugesprochen. Für das „Triangle“-Stück. Damit gilt der am 13. April 1974 in Schweden geborene Autoren-Regisseur derzeit als cineastischer Goldman und Trendsetter. Jedenfalls begleiten viele Lobeshymnen sein aktuelles Krawallo-Movie. Das er wie folgt kommentierend begleitet: „Heute heißt es häufig: ‚Warum porträtiert ihr die armen Menschen auf so gemeine Art und Weise?‘ Ich bin zumindest gerecht: Ich porträtiere alle Menschen als gemein. Ich behandele meine Figuren also gerecht“ (R. Ö. über die Menschen in seinen Filmen). Es lebe der Turbokapitalismus.
SIE heißt SUNNYI MELLES – begeistert im Film als Vera. Ist – prächtig spinnernd – die Gattin eines Ultrareichen. Oligarchen. Befiehlt starköpfig gerade den veränderten Bewegungsablauf an Deck. Übersieht, besser überhört dabei das beginnende Schiffsschaukeln. Was zunächst nur zum Unwohlsein führt. Du großartige Sunnyi-Vera. Wie DU mitreißend brichst. Kotzt. Wahrscheinlich auch, weil der saufende Kapitän Thomas Smith (genial: WOODY HARRELSON) nicht das Schiff führt, lenkt, klar doch, sondern viel lieber als Salonlinker den trunkenen Marxisten heraushängen lässt. Aus dem zitathaften Mund. Während …
… aber der Reihe nach. Für die drei Kapitel. Die insgesamt rund 2einhalb-Stunden benötigen. 1.) CARL & VAYA lernen wir kennen (HARRIS DICKINSON & CHARLBI DEAN KRIEK). ER hat, im Einlauf, die Aufnahmeprüfung zum Model bestanden. SIE ist eine listige, pfiffige (und auch berechnende) Influencerin. Beide betrachten (ihre) Schönheit als Währung. Bekamen den Trip auf der Megayacht gesponsert. Geschenkt. Aber anstatt sich wie die anderen – stinkreichen – Passagiere einfach nur herum-zu-lümmeln, voll-zu-trinken, geben sie sich provokant miteinander/gegeneinander die Verbal-Kante.
Währenddessen erleben wir 2.) einen Tour-Rausch. Bei dem „die Armen“ säumige Bedienungsdienste leisten und die Passagiere, darunter ein älteres britisches Waffenhändler/Innen-Paar, das bei hohem Gewinn mit Handgranaten handelt, jeden Noch-so-bekloppten-Wunsch erfüllt bekommen. Sollen. Klar Schiff, alles ist bezahlt. Geld, was ist schon Geld! Währenddessen der taffe Kapitän im Alkoholfieber ausführlich Marx beschreibt. Zunächst verläuft der Törn zwischen Sonnenbaden, penetrantem Smalltalk und diverse Champagnergedecke absolut selfietauglich. Doch dann spricht, wie schon angedeutet, die Natur. Von wegen – ein extrem stürmischer Wind fängt an zu schreien. Und später dann auch: zu brennen. a.) Was im Futtersaal zu einem mächtigen Kotz-Talk führt. Abdriftet. Ab sofort dinieren unsere Kandidaten die volle Brechpulle. Pusten alles aus. Mächtig – gewaltig hieß SO ETWAS mal bei den – allerdings nicht SO STINKIGEN – Olsenbande-Ulk-Clowns. Ruben Östlund erklärt: „Wie bei all meinen Filmen ist mein Ausgangspunkt die Betrachtung des menschlichen Verhaltens. Viele Szenen haben daher einen Bezug zu einer soziologischen Studie oder persönlichen Anekdote“. Verstehe.
Im Kapitel 3 jedenfalls befinden sich einige Beteiligte, eine Gruppe von Milliardären, auf einer einsamen Insel, auch Carl & Yaya. Allerdings – plötzlich ist eine philippinische Reinigungskraft vom Schiff (DOLLY DE LEON) die Ansagerin, weil sie als Einzige weiß, wie man Feuer machen und fischen kann. Abigail heißt sie, die sich bemüht, wenn-schon-denn-schon, Carl einzukreisen. Was Yaya nicht so ganz recht ist. Diese letzte halbe „DIE INSEL“-Stunde, oder sind es doch nur 15 Minuten?, verläppert die Drama-Satire-Slapstick-Polit-Show. In Farce- und Exzess-Atmosphäre. Der Reiz ist gereizt. Was jetzt folgt ist eher ein gesitteter Darm. Das Interesse zeigt sich langsam erlöschend, nur als ein – nicht zu sehender – Esel erschlagen wird, kommt noch einmal „Unruhe“ auf. Auch übrigens im Kinoparkett. Ansonsten wären die Kapitel Eins und Zwei ausreichend gewesen. Und 3 wäre schnell(er) abgehakt. Zum Begreifen: Gebt öfters diesen Geld-Kakerlaken verdorbenes Fischfleisch. Auf dass – eine solche KOTZ-OPER fortgestylt werden kann (= 4 PÖNIs).